Mitgliederbericht
 

Ort: Norwegen

Zeit: 15.05.97 - 14.06.97

Autor:


Eva Liesering   Mail


Norwegenreise zum 70. Geburtstag
 

Ein Reisetagebuch Teil IV

Donnerstag, 05.06.97

Heute ist wieder um 8.00 Uhr die Weckzeit. Nach dem Frühstück - wieder auf der Terrasse - wird aufgeräumt und eingepackt. Hedi's Fuß ist über Nacht abgeschwollen, sie kann ihn aber noch nicht sehr belasten. Um 10.30 Uhr verabschieden wir uns von dem schönen Campingplatz am Dønfoss, sind aber alle sicher, daß wir hierher zurückkommen werden.

Die Sonne scheint, und wir nehmen die Straße 15 Richtung Westen unter die Räder. Norbert und ich fahren wieder voraus, wir haben einen Parkplatz als Treffpunkt vereinbart. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir den Parkplatz am Pollfoss. Hier waren Norbert und ich schon mehrmals, und obwohl der Wasserfall im Verhältnis zu den Fällen, die wir in den letzten Tagen gesehen haben, eher klein ist, halten wir an und gehen am Gasthaus vorbei den kleinen Weg nach unten. Die Otta stürzt hier über mehrere Stufen nach unten, direkt unter der Straßenbrücke durch. Auch hier ist der Wasserstand beachtlich.

Während mir der Blick von der Brücke genügt, steigt Norbert auf der anderen Seite die Böschung hinunter, um den Pollfoss mit der Brücke zu fotografieren. Als wir uns gerade wieder auf den Rückweg zum Auto machen wollen, kommt das WOMO uns entgegen. Da Hedi nicht so gut laufen kann, fährt Bernhard so weit wie möglich an den Fall heran. Nachdem etliche Fotos gemacht sind, schauen wir noch, was in dem Buch steht, das neben der Brücke ausliegt. Es ist eine Unterschriftenliste gegen die Zerstörung des Pollfoss, der trockengelegt werden soll. Nachdem auch wir unterschrieben haben, fahren wir weiter.

Die Straße steigt im Laufe der Fahrt an und entführt uns mal wieder in den Winter. Hohe Schneewände neben der Straße und zugefrorene Seen, schneebedeckte Berge wohin man schaut. Auf einem Parkplatz mit WC-Schild halten wir an, aber: Fehlanzeige! Das Häuschen mit der Toilette ist kaum zu sehen, der Weg dorthin dick verschneit. Eine Sitzgruppe guckt gerade eben mit einer Ecke aus dem Schnee. Dort muß ich mich natürlich hinsetzen, während Norbert ein Foto von mir macht.

Etwas später kommen wir an die Abzweigung der Straße nach Geiranger, wo wir eigentlich hinwollten. Aber das geht nicht, denn ein großes Schild zeigt an, daß die Straße unpassierbar ist. Wie wir später erfahren werden, ist eine Lawine abgegangen, und die Schneemassen müssen erst weggeräumt werden. Also fahren wir auf der 15 weiter, die durch zwei Tunnel wieder nach unten führt.

Der Schnee verschwindet wie schon so oft, ein weites Tal tut sich vor uns auf. Wir kommen an der hohen Brücke vorbei, wo wir vor zwei Jahren die Bungeespringer beobachtet haben. Broscharts halten ein Stück weiter unten links am Straßenrand, wo sich ein Wasserfall in die Schlucht stürzt. Etwas die Straße zurück ist eine uralte Steinbrücke, die heute aber nur noch von Fußgängern benutzt werden kann. Nach wenigen Kilometern erreichen wir wieder eine alte Steinbrücke, über die man ebenfalls nicht mehr fahren sondern nur laufen darf. Über eine neue Brücke führt die Straße für die Autos.

Daneben ist ein Parkplatz, den Norbert und ich noch nie beachtet haben. Weil Bernhard anhält, tun wir das auch - und bereuen es nicht: Unter der Brücke durch tost ein Wasserfall, der eine schmale, tiefe Schlucht in die Felsen genagt hat. Wir laufen von einer Brücke zur anderen, um zu fotografieren. Es ist sehr schwierig, da die Schlucht sehr dunkel ist, kein Sonnenstrahl fällt hinein. Auf der Weiterfahrt geht es noch durch einen langen Tunnel, dann liegt vor uns der Strynvatn, ein schöner spiegelglatter See, in dem sich die ihn umgebenden schneebedeckten Berge spiegeln. Die Straße führt immer an ihm entlang, und es ergeben sich wunderschöne Ausblicke über den See und auf die Berge.

Um kurz nach 13.00 Uhr erreichen wir den Ort Stryn am Innviksfjord. Hier machen Norbert und ich Pause und gehen einkaufen, während das WOMO weiterfährt. Weil das Wetter so schön und warm ist, spazieren wir noch ein Stück die Straße im Ort entlang. Es ist ein recht großer Ort mit etlichen Geschäften. Nachdem wir alles eingekauft haben, was auf der Liste stand, und auch noch einen Scheck eingelöst haben, fahren wir weiter. Die Straße führt nun vom Fjord weg und steigt wieder an. Als nächstes erreichen wir den See Hornindalsvatn, es ist der tiefste See in Europa.

Auf dem ersten Parkplatz am See treffen wir - wie vereinbart - Broscharts, die schon auf uns warten. Eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein, und weil es schon fast 14.00 Uhr ist, machen wir Mittagspause. Leider fühlt Hedi sich nicht sehr gut, sie muß sich hinlegen und braucht Ruhe. Nach einer Stunde fahren wir weiter, die Straße führt jetzt immer am See entlang. Dann erreichen wir den Nordfjord. Der Himmel ist jetzt bedeckt, es weht ein starker Wind, und auf dem breiten Fjord sieht man hohe Wellen.

Die Straße 15 endet an der Westküste im Ort Måløy, wo Norbert und ich vor zehn Jahren schon einmal waren. Im Reiseführer habe ich gelesen, daß nicht weit davon ein besonders geformter Felsen zu sehen ist, der unten herum so vom Meer abgeschliffen ist, daß es aussieht, als stünde er auf einem Stiel. Weil es noch recht früh am Tag und unser Ziel, die Westkaphalbinsel, - zumindest von den Kilometern her - nicht mehr weit entfernt ist, wollen Norbert und ich diesen Abstecher machen. Die anderen biegen schon ab und wollen zum Campingplatz vorausfahren. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir Måløy. Um in die Stadt zu kommen, fährt man über eine hohe geschwungene Brücke. Direkt hinter der Stadt ragen die Berge hoch auf. Diese Ecke erinnert vom Aussehen her an die Lofoten.

Wir halten in der Stadt nicht an, sondern fahren gleich die Straße an der Küste entlang. Es ist ein enges Sträßchen, das sich in vielen Kurven direkt am Meer entlang schlängelt, so daß wir nur langsam fahren können. Endlich erreichen wir die Stelle, wo nach den Angaben im Buch der "Kannesteinen" stehen soll. Auf dem kleinen Parkplatz halten wir an, keine Menschenseele ist zu sehen. Über große Felsbrocken klettern wir zum Strand hinunter. Auf den Felsen liegen Muscheln und glitschiger Tang, wahrscheinlich sind sie bei Flut überschwemmt. Das Meer ist momentan glatt, die Wellen plätschern an den Strand. Wir laufen hin und her, immer nach dem besonderen Felsen suchend. Doch obwohl wir die Felsen von allen Seiten ansehen, finden wir ihn nicht. Da wir wissen, daß Broscharts bestimmt schon am Campingplatz angekommen sind, klettern wir zum Parkplatz hoch, setzen uns ins Auto und fahren los. Ich schaue hinaus aufs Meer, und schon nach wenigen Metern muß Norbert wieder anhalten, denn von der Straße aus sehe ich endlich, was wir am Strand nicht entdecken konnten: den Kannesteinen. Offensichtlich hat man nur von hier oben aus den richtigen Blickwinkel: es sieht wirklich seltsam aus, wie der riesige Felsen nach unten zu immer schmaler wird. Wie ein Pilz sieht er aus, man denkt, daß er gleich umfallen wird.

Nachdem die Fotos gemacht sind und auch die Filmkamera den Stein festgehalten hat, fahren wir zurück nach Måløy und wieder ins Landesinnere. Schon bald verlassen wir die Straße 15 und folgen einem kleinen kurvigen Sträßchen. Entlang an Sunden und Fjorden, immer auf Meereshöhe, geht die Fahrt in Richtung Westkap. Wir kommen durch mehrere Fischerdörfchen und erreichen endlich die Halbinsel Stadlandet, auf der das Westkap liegt. Gleich hinter Selje, dem Hauptort, steigt die Straße steil an. Von oben haben wir eine herrliche Aussicht nach beiden Seiten, ehe wir auf der anderen Seite, wieder an einem Fjord entlang, weiterfahren in Richtung Leikanger. Nun windet sich die Straße wieder nach oben, eine Kurve folgt der anderen. Die Aussicht auf den Ort, den Fjord und die umliegenden Berge ist unbeschreiblich schön.

Wir halten Ausschau nach dem Campingplatz Vestkapp, der jeden Moment auftauchen muß. Da endlich liegt er rechts an der Straße. Das WOMO zeigt uns, in welche Hütte wir gehen müssen. Mittlerweile ist es 18.30 Uhr geworden. Bernhard ist schon am Kochen, denn heute abend steht ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm, das Westkap, der westlichste Punkt Norwegens. Nach der Prognose des Platzwartes werden wir mit einem Sonnenuntergang heute nicht rechnen können. Außerdem sei die Straße zum Westkapplateau zur Zeit wegen Reparaturarbeiten nicht befahrbar.

Während des Abendessens beschließen wir, daß wir trotzdem versuchen wollen, zum Westkap zu kommen. Wir wollen so weit wie möglich mit beiden Fahrzeugen fahren, dann das WOMO stehenlassen, und mit dem Golf einen Pendelverkehr einrichten. Um 20.30 Uhr starten wir.

Nach wenigen Kilometern sind wir an der Abzweigung zum Westkap. Bernhard fährt voran, wir hinterher. Man hat wirklich das Gefühl, ans Ende der Welt zu kommen. Kein Baum, kein Strauch, nur ein paar Gräser und Flechten wachsen noch auf den Felsen. Wir kommen höher und höher. Die Straße ist holprig, aber von Bauarbeiten ist nichts zu sehen. So kann das WOMO doch bis oben hin fahren.
Auf dem Parkplatz stellen wir die Fahrzeuge nebeneinander ab. Der Himmel ist bedeckt, es gibt aber Lücken in den Wolken. Wir ziehen die Jacken an, denn es pfeift ein heftiger Wind hier oben. Um 21.00 Uhr laufen wir los, erst einen steinigen Weg entlang, dann über die grasbewachsenen Felsen, bis zur Spitze des Westkaps, das 400 Meter aus dem Meer aufragt. Obwohl die Sicht nicht ganz klar ist, sieht man doch weit über das Wasser. Tief unter uns brechen sich die Wellen an den Felsen. Nach der anderen Seite hin sieht man in der Ferne schneebedeckte Berge, davor Felsen, weite Flächen und das Meer. Zur Erinnerung fotografieren wir uns gegenseitig an der Westkapspitze. Und dann erleben wir sie doch: die Sonne am Westkap. Sie blinzelt durch die Wolken und schickt einen goldenen Streifen über das Wasser.

Langsam machen wir uns auf den Rückweg zum Parkplatz. Dort angekommen, trinken wir im WOMO zu sechst eine kleine Flasche Sekt und stimmen wieder unser Lied an. Die Stimmung ist großartig, alle sind froh und glücklich über das Erlebte. Dann fahren wir zurück zur Hütte, wo wir um 23.15 Uhr ankommen.

Hermann und Hedi gehen schlafen, Bernhard und Maria setzen sich auf die Terrasse und genießen die Abendstimmung. Norbert und ich lesen noch ein bißchen im Wohnraum, das Hüttenbuch ist sehr interessant. Wenn man den Eintragungen glauben darf, hatten wir ein Riesenglück mit dem Wetter. Unsere Hüttenvorgänger haben sehr viel vom Regen und Sturm geschrieben... Um 0.20 Uhr gehen Norbert und ich schlafen, Maria und Bernhard sitzen noch immer auf der Terrasse und genießen die Abendstimmung.

Freitag, 06.06.97

Der Wecker klingelt um 8.15 Uhr. Der übliche Morgenritus beginnt. Nach dem Frühstück haben wir verkehrte Welt: Bernhard spült, Norbert trocknet ab, Maria schreibt und ich lese das Hüttenbuch zu Ende. Auch heute haben wir viel Glück mit dem Wetter: Die Sonne lacht vom blauen Himmel.

Um 11.00 Uhr verlassen wir den Campingplatz und sind 20 Minuten später in Ervik. Dort besichtigen wir die St.-Svithun-Kapelle von außen, da sie leider nicht geöffnet ist. Sie erinnert an ein Schiffsunglück während des zweiten Weltkrieges. Etliche der damaligen Opfer sind auf einem kleinen Friedhof direkt am Meer beerdigt.

Ein kleiner Fußweg führt neben dem Friedhof durch die Dünen und zu einem kleinen wunderschönen Sandstrand am Atlantik. Wir spazieren am Meer entlang und beobachten die Möwen. Bernhard und Maria nehmen ein kleines Fußbad im Atlantik, und als sie nicht auf die hohen Wellen aufpassen, werden die Hosenbeine durchnäßt. Das gibt natürlich viel zu lachen, vor allem, weil es mir gelungen ist, dies mit der Videokamera festzuhalten.

Nach einer Dreiviertelstunde fahren wir weiter. Als nächstes steuern wir das St.-Olavs-Kreuz an. Es erinnert an eine Massentaufe und steht an einer Stelle, von der aus man eine herrliche Aussicht über die Westkaphalbinsel Stadlandet, das Meer und die umliegenden Berge hat.

Ganz in der Nähe stehen auf einer kleinen Anhöhe zwei große Steine, die an die Hinkelsteine von Obelix erinnern. Norbert und ich klettern den Hügel hinauf. Die Inschriften auf den Steinen sind verwittert und nicht zu lesen, in einer Informationsbroschüre lese ich später, daß von diesem Hügel aus seinerzeit König Olav (der mit der Massentaufe) eine Rede an sein Volk gehalten hat. Weiter geht die Fahrt und endet vorübergehend in Leikanger, wo wir für das Mittagessen einkaufen. Auf der Rückfahrt nach Selje halten wir neben der Straße an, um das überall blühende Wollgras zu fotografieren. Dabei entdeckt Bernhard die erste Moltebeerblüte, die natürlich mit dem Wollgras im Bild festgehalten werden muß.

Um 14.00 Uhr sind wir in Selje und halten an der Touristeninformation. Wir möchten gern mit einem Boot zur Insel Selja übersetzen, um die dort erhaltene Klosterruine zu besichtigen. Bernhard und ich erkundigen uns, wann das Schiff fährt. Leider haben wir Pech, es ist vor einer Stunde schon gestartet, und heute fährt kein anderes mehr. Wir könnten zu sechst ein Boot nur für uns mieten, aber das ist uns zu teuer.

So verlassen wir Selje und finden wenige Kilometer hinter dem Ort links neben der Straße ein schönes Plätzchen für unsere Mittagspause. Wir sitzen auf einer kleinen Anhöhe mit Blick auf einen kleinen See. Die Sonne wärmt uns, es gefällt uns so gut, daß wir noch ein bißchen sitzenbleiben, obwohl wir mit dem Essen schon fertig sind.

Über Åheim fahren wir auf der Straße 61 - immer am Syltefjord entlang - bis nach Koparnes, von wo aus wir mit der Fähre weiter müssen auf die nächste Insel. Am Fähranleger angekommen, sehen wir, daß wir noch eine Stunde Zeit haben bis zur Abfahrt Dies nutzen Norbert und ich, um in den Ort zurückzufahren und einzukaufen. Um 17.00 Uhr legt die Fähre ab und erreicht schon 15 Minuten später die Insel Gurskøy. Auch hier folgen wir weiter der Straße 61, überqueren die Insel und biegen dann ab auf eine kleinere Straße. Diese führt über eine Brücke wieder auf eine Insel, nämlich Leinøy. Nachdem wir - wieder über eine Brücke - nochmal eine Insel (Remøy) erreicht haben, müssen wir nur noch über einen Damm fahren. Dann endlich haben wir um 18.30 Uhr unser heutiges Tagesziel erreicht: Die Vogelinsel Runde.

Beim ersten Campingplatz, auf dem Norbert und ich vor zwei Jahren übernachtet haben, gibt es keine Hütten für vier Personen. Wir buchen aber bei dem sehr gut deutsch sprechenden Besitzer für morgen eine Inselrundfahrt mit dem Boot. Auf dem anderen Campingplatz von Runde, dem Platz Goksøyr, mieten wir zu viert eine Hütte. Sie ist innen ziemlich einfach ausgestattet, nur ein Raum zum Wohnen und Schlafen für alle Personen. Aber davor ist eine schöne Terrasse mit einem Tisch und zwei Bänken. Bei unserer Ankunft sitzt eine Möwe auf dem Tisch. Da das Wetter so schön ist, decken wir den Tisch im Freien und essen auf der Terrasse zu Abend.

Nach dem Essen spülen Hedi und Hermann das Geschirr, während wir anderen unsere Rucksäcke packen. Wir wollen heute noch zu den Vogelfelsen, um die Papageitaucher zu beobachten. Leider verhindert Hedi's Fuß, daß sie mitgehen kann. Auch Hermann bleibt in der Hütte.

Während des heutigen Tages wurde befürchtet, daß eine Person von der Felskante abgestürzt ist, so daß eine Suchaktion gestartet wurde, wobei auch ein Hubschrauber eingesetzt war. Das hat die Vögel aufgeschreckt. Auf den Rat des Platzwarts hin warten wir deshalb noch ein wenig, ehe wir losgehen, damit die Vögel Zeit haben, sich wieder zu beruhigen und zu den Felsen zurückzukommen.

Um 21.30 Uhr starten wir. Zuerst geht es ein Stück die Straße entlang, dann beginnt ein steiler Weg nach links den Berg hinauf. Gleich unten gibt es zwei Mühlen, die wir uns ansehen. Dann beginnt eine recht anstrengende Kletterei. Über etliche Schafweiden hinweg kommen wir langsam höher. Wenn wir uns umdrehen, sehen wir einen Teil der Insel Runde und das Dorf gleichen Namens.
Endlich erreichen wir die Vogelfelsen auf der anderen Seite der Insel. Auf der Suche nach den Vögeln laufen wir an der Felskante entlang. Die Felsen sind etwa 200 Meter hoch, fallen steil zum Meer hin ab. Tief unten erkennt man, wie sich mächtige Wellen an den Felsen brechen. Auf dem Weg hierher haben wir mehrere Einheimische mit Seilen gesehen, die immer noch auf der Suche nach dem Vermißten sind.

Tief unter uns fliegen eine Menge Vögel an der Felswand entlang. In der Wand sitzen auch einige Papageitaucher. Mit dem Fernglas kann man sie recht gut erkennen, aber wir wollen gern noch näher heran. Von der Anhöhe links von uns kommt uns ein junges Paar entgegen. Sie erzählen uns, daß sie dort oben einen Platz gefunden haben, von dem aus man die Papageitaucher sehr gut sehen kann.

Also klettern wir weiter, zuerst einen Grasweg hinauf, dann über Felsen, immer dicht am Abhang. Aber die Vögel locken, so daß ich meine Angst so gut es geht ignoriere. Norbert und Bernhard sind Maria und mir weit voraus, legen jetzt die Rucksäcke ins Gras und gehen vorsichtig bis dicht an den Felsabsturz heran. Maria und ich haben noch eine haarige Stelle zu überwinden, helfen uns gegenseitig die steilste Stelle hinab und - da sind sie endlich:

Tausende von Papageitauchern, die überall sitzen oder an- und abschwirren! Ich lege mich auf den Bauch, dicht an der Felskante. Vor mir - höchstens zwei Meter entfernt - sitzen eine Menge dieser schwarzweißen Kerlchen. Putzig sehen sie aus mit ihren roten Füßen und den bunten Schnäbeln. Immer wieder starten welche und drehen eine Runde. Wenn sie landen, schlagen sie wild mit den Flügeln bis sie einen sicheren Stand gefunden haben. Wir schauen und schauen... Daß wir bis auf einen Meter an sie heran können, hätten wir nie zu träumen gewagt.

Viel zu schnell vergeht die Zeit, es wird auch etwas kühl durch das lange Stillsitzen. So ziehen wir uns schließlich vorsichtig zurück, damit wir die Vögel nicht erschrecken. Wieder gibt es eine anstrengende Klettertour, ehe wir wieder auf dem Weg sind. Norbert und Bernhard erklimmen noch eine Anhöhe zur anderen Seite hin, laufen bis zur Spitze der Insel und über den Bergkamm auf der anderen Inselseite wieder zurück. Maria und ich sind für heute genug geklettert und laufen auf dem Weg nach unten, den wir auch vorher hoch gelaufen sind.

An der Stelle, wo unsere Männer wieder auf unseren Weg kommen müssen, setzen wir uns auf einen Felsen, trinken etwas und warten auf die beiden. Bald kommen sie auch an, und das letzte Stück gehen wir wieder gemeinsam. Um 1.00 Uhr sind wir wieder an unserer Hütte. Hedi und Hermann schlafen natürlich schon längst. Wir schauen uns noch kurz die Fahrtstrecke für morgen an und gehen um 1.30 Uhr zu Bett.

Samstag, 07.06.97

Obwohl wir so spät ins Bett gegangen sind, werde ich kurz vor 7.00 Uhr schon wieder wach. Bis 7.30 Uhr versuche ich, noch einmal einzuschlafen, aber vergeblich, also stehe ich auf und gehe zum Sanitärgebäude. Dort bin ich noch ganz allein und kann in aller Ruhe duschen und die Haare waschen. Danach sind auch die anderen aufgestanden. Wir frühstücken auf der Terrasse.

Am Kiosk auf dem Campingplatz gibt es Papageientaucher als Stofftiere. Da kann ich natürlich nicht widerstehen und nehme mir einen mit. Um 10.15 Uhr verlassen wir den Platz und fahren in den Ort Runde, wo wir die Autos bei dem anderen Campingplatz abstellen. Dazu gehört auch ein kleiner Laden, wo wir erst einmal einkaufen. Dann gehen wir zu dem Bootssteg, von dem die Inselrundfahrt starten soll. Das Wetter ist heute morgen gar nicht so schön, es ist wolkig, und es weht ein sehr starker Wind. Auf dem Wasser sieht man die Wellen.

Das Boot, mit dem wir fahren sollen, ist recht klein, und die Sitzplätze sind offen auf Deck. Ich überlege mir ernsthaft, ob ich nicht lieber an Land bleiben soll, es wird sicher sehr schaukeln! Aber die anderen meinen, "mitgefangen - mitgehangen!". Also lasse ich mich überreden.

Wir verteilen uns rechts und links auf die Sitzbänke. Es passen zwölf Personen ins Boot, außer uns sechs fährt noch eine Familie mit zwei Kindern mit. Der Campingplatzwart steuert das Boot aus dem geschützten Hafen - und schon fängt es ganz schrecklich an zu schaukeln. Unser Kapitän kann gut deutsch, die andere Familie ist aus Norwegen oder Schweden, so gibt er alle Erklärungen zweisprachig. Wir fahren im Uhrzeigersinn um die Insel herum, auf den Felsen sitzen alle möglichen Vogelarten. Wir beobachten sie mit dem Fernglas bzw. durch die Kameraobjektive. Das Fotografieren und Filmen ist schwierig, weil das Boot sehr schaukelt.

Der Kapitän versucht, so nahe wie möglich an die Felsen zu fahren, er erzählt uns, daß er normalerweise noch dichter heranfahren kann, aber heute ist die Brandung zu stark. Immer, wenn der den Motor stoppt, damit wir seinen Erklärungen besser folgen können, schaukelt es noch stärker, als wenn wir fahren. Schon bald lasse ich die Videokamera ausgeschaltet, denn durch das Objektiv sieht man das "Auf und Nieder" noch deutlicher.

Südlich von Runde fahren wir unter der Brücke durch, über die wir gestern gekommen sind. Jetzt sind wir auf der Westseite der Insel, also nicht mehr im Windschatten von ihr. Der Wind bläst gewaltig, die Wellen spritzen zum Teil ins Boot. Eine besonders starke Boe weht Hermann die Mütze vom Kopf. Sie fliegt ins Meer. Der Kapitän dreht bei, und mit einem langen Enterhaken kann Hermann seine Kopfbedeckung aus dem Wasser fischen! Das Gelächter war natürlich groß.

Wir fahren nun weiter um Runde herum. Die Vögel sitzen auf den Felsen, mit dem Fernglas sind sie gut zu sehen. Eine Gruppe von Papageientauchern fliegt nicht weit von uns vorbei und taucht auf der Suche nach Fischen ins Wasser. Wenn nur das Schaukeln nicht so stark wäre! Ich suche meine Rettung im Kauen von Reisekaugummi. Auch Hedi neben mir hat mit Übelkeit zu kämpfen. Ob ich genau so grün im Gesicht bin wie sie? Die anderen sind von diesem Problem nicht belastet, vor allem Hermann ist ganz in seinem Element.

An der nördlichen Spitze von Runde sehen wir den Leuchtturm. Der Kapitän erzählt von versunkenen Schiffen, die mit Schätzen beladen hier untergegangen sind. In der Ferne sehen wir ein Kreuzfahrtschiff vorbeifahren. Langsam nähern wir uns wieder dem Hafen. Die zwei Stunden der Fahrt sind fast vorbei. Nach dem Anlegen und Aussteigen habe ich noch immer das Gefühl, der Boden würde unter mir schwanken.

Wir wandern zurück zum Parkplatz. Direkt am Meer essen wir im Freien zu Mittag. Es ist gleichzeitig unsere letzte gemeinsame Mahlzeit für einige Tage, denn Broscharts fahren noch weiter nach Norden, sie wollen nach Trondheim, während Norbert und ich uns schon auf den Rückweg machen. Wir wollen uns - wenn alles klappt - am Mittwoch auf einem Campingplatz an der Grenze zu Schweden wieder treffen, ansonsten erst am Donnerstag in Göteborg.

Um kurz vor 15.00 Uhr verabschieden wir uns von der Insel Runde, fahren - noch gemeinsam - über alle Brücken und Inseln wieder zurück und folgen der Straße 61 bis nach Hareid, von wo wir mit der Fähre über den Sulafjord bis Sulesund fahren. Um 16.00 Uhr sagen wir Broscharts "ha det bra", jetzt trennen sich unsere Wege endgültig.

Norbert und ich fahren über Spjelkavik nach Ålesund. Um 16.50 Uhr haben wir den Aussichtsberg Aksla erreicht. Es ist fast nicht möglich, einen Parkplatz zu ergattern, denn leider liegt im Hafen ein Kreuzfahrtschiff, und eine Menge Busse haben etliche hundert Personen nach hier oben gebracht. Die Terrasse ist überfüllt, eine Kapelle spielt, Stimmengewirr umgibt uns. Vor uns liegt die Stadt, die sich über mehrere Inseln erstreckt. Die Aussicht ist wunderbar, aber uns stört die Menschenmenge. Deshalb halten wir uns auch nicht lange hier oben auf. Wir beschließen, gar nicht erst hinunter in die Stadt zu fahren, sondern gleich in Richtung Osten zu starten und zu sehen, wie weit wir noch kommen.

Wir nehmen die Straße 9 unter die Räder, es ist kurz nach 17.00 Uhr. Über Skodje und Tresfjord erreichen wir den breiten Romsdalsfjord. Die Straße läuft immer direkt am Wasser entlang. Um 19.00 Uhr - wir sind in der Nähe von Daugstad - werden wir von der Polizei gestoppt - Alko-Test. Norbert muß ins Röhrchen pusten, aber er hat nichts getrunken, wir können sofort weiterfahren.

Um 19.45 Uhr erreichen wir Mjelva-Camping in Åndalsnes und mieten eine kleine Hütte für 210 Kronen. Wir essen zu Abend (wobei wir gleich unseren Koch vermissen) und wollen eigentlich danach noch in die Stadt. Aber auf dem Weg zum Spülen sehen wir den Minigolfplatz - und damit steht das weitere Programm des Abends fest. Wir spielen auf dem schön angelegten Platz zwei Runden, essen noch ein Eis und ziehen uns in die Hütte zurück.

 

Sonntag, 08.06.97

Heute habe ich gar nicht auf die Uhr gesehen beim Aufstehen, so daß ich nicht weiß, wie spät es war. Zu zweit sind wir jedenfalls viel schneller fertig, so daß wir um kurz nach 10.00 Uhr den Campingplatz verlassen. Es ist bedeckt und recht frisch heute morgen.

Wir kommen gar nicht in den Ort Åndalsnes, sondern fahren gleich auf die Straße 9 Richtung Romsdal. Nach wenigen Kilometern - bei Sogge bru - biegen wir rechts ab auf die Straße 63. Sie führt leicht ansteigend in ein breites Tal. Schon bald verengt es sich, die Felswände werden höher und rücken näher.

An einem Parkplatz am rechten Straßenrand halten wir an. Vor uns erhebt sich eine hohe graue Wand. Wie eine Zick-Zack-Linie sieht man die Straße, die sich in vielen Kurven in die Höhe schraubt. Am Ende des Parkplatzes steht ein Schild: Im roten Dreieck sieht man einen Troll - Hinweis auf die nächsten Kilometer! Wir folgen jetzt dem Trollstig - der Treppe der Trolle.

Wir waren schon mehrmals hier - zuletzt 1995. Aber noch nie haben wir so viele Wasserfälle gesehen, von allen Felsen ringsumher braust und stäubt das Wasser, an den meisten Hängen ist noch eine Menge Schnee zu sehen. Langsam fahren wir los. Die Straße ist sehr eng, Norbert muß gut aufpassen. Zum Glück ist nicht viel Verkehr. Kurve für Kurve rollen wir höher, immer wieder filme ich ein Stück der Fahrt.

Auf einen kleinen Plätzchen am Straßenrand stoppen wir. Von hier ist die Brücke über den Stigfoss am besten zu sehen, über die wir etwas später auch fahren werden. Dieser Wasserfall war jedes Mal ein Erlebnis - aber heute übertrifft er alles. So eine Menge Wasser war noch nie zu sehen! Der Fall scheint doppelt so breit zu sein wie 1995. Bei der Weiterfahrt wird uns klar, daß mein Plan, vor der Brücke zu halten, undurchführbar ist. Wir können nicht anhalten und filmen und fotografieren. Das Wasser scheint über die Brücke zu fallen, im Nu sind alle Scheiben vom Golf total durchnäßt, nichts ist mehr durch sie zu sehen. Norbert schaltet die Scheibenwischer ein und weiter geht's.

Neben der Straße sind jetzt Schneewände zu sehen, wenn zwischendurch einmal ein Stück die Felswand frei ist, fällt bestimmt ein kleiner oder größerer Wasserfall herunter. Um 10.45 Uhr erreichen wir den mit 850 Metern höchsten Punkt der Paßstraße. Wir stellen das Auto auf einem Parkplatz ab und wollen zu Fuß zu der Aussichtsplattform, von der aus man die Kurven und Kehren, die wir hochgefahren sind, am besten sehen kann. Fehlanzeige: der Zugang zu dem Aussichtspunkt ist - genau wie die gesamte Umgebung - von Schneemassen versperrt. Wir versuchen wie viele andere Leute auch, auf irgendeine Weise über den Schnee zu kommen, doch es ist unmöglich, er ist zu hoch. Auch die Felsen, auf denen sonst eine Menge kleiner Steintrolle stehen, sind noch dick verschneit. Nur die Umgebung direkt am Parkplatz und dem Kiosk ist schneefrei.

Wir laufen ein ganzes Stück die Straße entlang bis zu einem Punkt, von dem aus die Aussicht ins Tal frei ist. Hier klettert Norbert über die Mauer am Straßenrand und steigt vorsichtig ein paar Meter den Hang hinunter bis er freie Sicht auf die Straße hat. Er macht das obligatorische Foto, holt auch noch die Kamera und filmt, dann gehen wir zum Auto zurück. Kurz vor halb zwölf rollen wir die Straße wieder abwärts.

Beim Versuch, den Stigfoss doch noch aus der Nähe zu fotografieren, hindere ich einen Bus mit GI-Kennzeichen an der Weiterfahrt und winke um Entschuldigung heischend dem Fahrer zu. Nachdem wir alle Kehren und Kurven heil überstanden haben, biegen wir auf die Straße 9 ein und fahren durch das herrliche Romsdal. Von links grüßt das Romsdalhorn, rechts erhebt sich die über 1000 Meter hohe Trollwand. Auf dem Parkplatz halten wir an, filmen und fotografieren und sehen uns auf einer Schautafel den Größenvergleich der Trollwand mit verschiedenen europäischen Bauwerken - z. B. dem Eiffelturm - an.

Mittlerweile ist die Sonne wieder da, der Himmel ist blau mit weißen Wolken - herrlich! Am Kiosk gönnen wir uns ein Eis, setzen uns auf die warme Holzbank und lecken genüßlich. Dann kommt ein Bus angefahren, eine Menge Frauen steigen aus und steuern einen ganz bestimmten Punkt an - zu dem ich auch noch hinwill! Mit einem Endspurt erreiche ich noch einen guten Platz in der Warteschlange und komme mit den Frauen ins Gespräch. Bei den Fragen nach dem Woher und Wohin stellt sich heraus, daß sie mit dem GI-Bus unterwegs sind und aus Lich kommen. Sie waren am Nordkap und sind jetzt auf der Rückreise. Ich erzähle von unserer Fahrt und frage dann mehr scherzhaft, ob sie auch Licher Bier an Bord hätten. Norbert wüßte schon gar nicht mehr, wie deutsches Bier schmecken würde. Nachdem "die Geschäfte" erledigt sind, verabschiede ich mich und gehe zu unserem Auto, wo Norbert schon wartet. Als wir schon losfahren wollen, läuft eine Frau winkend auf den Golf zu. Wir halten noch einmal an - und sie gibt Norbert eine Flasche Bier - mit Grüßen aus Lich. Geld will sie auf keinen Fall nehmen, so bedanken wir uns herzlich, winken auch zu den anderen am Bus hinüber - und fahren dann los.

Nach kurzer Zeit halten wir schon wieder an, auf der anderen Seite des Tales fällt ein herrlicher Wasserfall den bewaldeten Hang herunter: oben ist es ein Fall, teilt sich dann in zwei Fälle, teilt sich noch einmal und wird dreifach. Es sieht toll aus. Der Fluß Rauma begleitet uns auf der Weiterfahrt. Oft ist er kaum zu sehen, weil er tief unter uns durch eine Schlucht schäumt. Bei einer kleinen Brücke über den Fluß halten wir noch einmal kurz an, und sehen von dieser aus in die tosende Rauma.

Um 12.45 Uhr machen wir an einem Parkplatz bei Slettafoss Mittagspause. Der Platz liegt in einem herrlichen Wald, eine Sitzgruppe aus Holz lädt zum Rasten ein. Die Sonne scheint warm vom blauen Himmel, die Vögel zwitschern, von fern hören wir ein Rauschen - schon wieder ein Wasserfall? Aber wir verzichten auf die Suche und fahren weiter.

Um 14.10 Uhr erreichen wir Dombås. Hier trifft die Straße 9 auf die E 6. Aber heute, am Sonntag nachmittag ist es ruhig, kaum Verkehr. An der E 6 steht eine Hinweistafel, wonach die Straße in Richtung Norden bei Oppdal wegen eines Erdrutsches gesperrt ist. Die Touristeninformation ist offen, wir erkundigen uns dort und erfahren, daß es noch einige Tage dauern kann, bis die E 6 wieder offen ist. Das Stück, das wir nun fahren wollen, ist frei, aber Broscharts werden ja in einigen Tagen von Norden her über die E 6 her anrollen... Wir nehmen noch ein paar Prospekte und Informationsblätter mit, und nachdem wir an einer großen Tankstelle unseren Dieselvorrat aufgefüllt haben, verlassen wir um 14.40 Uhr Dombås in Richtung Norden und fahren auf der E 6 weiter.

Sie schraubt sich gleich steil empor und bringt uns auf das Dovrefjell, eine gewaltige Hochebene. Weit geht unser Blick über kleine Birken, Moore, immer wieder kleine Seen. In der Ferne sehen wir schneebedeckte Berge. Über allem schweben ein paar kleine weiße Wolken am tiefblauen Himmel. Immer wieder halten wir an, um zu filmen und die Landschaft genauer zu bewundern.

In Hjerkinn verlassen wir die E 6 wieder und folgen der Straße 29 nach Osten. Jetzt machen wir keine Pausen mehr und sind nach etwa 70 Kilometern an unserem heutigen Ziel, in Alvdal. Schon seit einiger Zeit hat sich die Landschaft verändert. Hier gibt es viel Wald, die Hänge sind flacher, das Tal breiter. Kurz vor Alvdal sehen wir einen Hinweis auf einen Campingplatz, biegen nach rechts von der Straße ab, fahren auf einer kleinen Brücke über einen Fluß - und kommen um 16.15 Uhr auf dem Campingplatz Gjelten Bru an.

Es ist ein kleiner Platz, die Rezeption ist geschlossen. Einige Hütten mit Grasdächern verteilen sich auf dem Platz, an jeder ist ein Schild angebracht, auf einer Seite steht "ledig", auf der anderen "opptatt". Die Hütten sind alle gleich eingerichtet, wir suchen uns eine aus, die direkt am Fluß und unter einem riesigen Nadelbaum (?) steht. Schnell ist das Schild umgedreht, ein paar Sachen in die Hütte getragen, und dann fahren wir noch einmal weg. Bernhard hat uns einen Tip mit auf den Weg gegeben. Etwa 20 Kilometer südlich von Alvdal gibt es eine tolle Schlucht - Jotulhogget. Ein Riese soll sie einst voller Zorn geschaffen haben - mit einer Axt. Am Parkplatz angekommen, sehen wir auch gleich den Riesen dort stehen.

Außer uns ist niemand hier, es ist kurz nach 18.00 Uhr. Wir wandern durch den Wald, immer dem kleinen Pfad nach, die Beschilderung ist mehr als spärlich. Dann erreichen wir die Schlucht, die Felsen fallen steil ab. Am Anfang gehen wir an den hölzernen Absperrungen entlang, es ergeben sich immer neue Blickwinkel. Dann enden die Absperrungen.

Wir klettern über Felsen, immer auf der Suche nach der nächsten Wegmarkierung. Manchmal erkennen wir den Pfad zwischen den Steinen, manchmal sehen wir rote Farbe auf den Felsen, ab und zu sind Bäume mit weißen Ringen gekennzeichnet. Jetzt zeigt sich, daß unser Pfadfinder uns doch sehr fehlt. Er muß nach Trondheim - und läßt uns in der Wildnis allein! Obwohl schon allein die wunderbar ge- und verformten Birken die Wanderung wert sind, wird es mir doch zu mulmig. Nach wie vor sind wir ganz allein hier. Was ist, wenn wir wirklich den Rückweg nicht mehr finden? So gehen wir schließlich zurück zum Auto, das wir zum Glück doch recht schnell und ohne Probleme erreichen.

In Dombås habe ich auch einen Prospekt von Alvdal mitgenommen. Darin wird u. a. empfohlen, die Aussicht von dem Berg Tron zu genießen, auf den man bis auf über 1600 Meter Höhe mit dem Auto fahren kann. Zurück in Alvdal erkundigen wir uns an einer Tankstelle nach dem Weg. Aber leider hören wir, daß die Straße zum Tron wegen Schnee noch gesperrt ist.

So fahren wir zurück zum Campinglatz. Mittlerweile ist auch die Rezeption besetzt. Auf norwegisch (mit ein paar englischen Brocken) wird alles Nötige geklärt. Die Hütte neben unserer ist jetzt auch belegt, von einem jungen Paar aus der Gegend von Heidelberg. Wir unterhalten uns eine ganze Weile über unsere Norwegenerlebnisse. Die beiden sind zum ersten Mal in Norwegen, aber wie sie sagen, bestimmt nicht zum letztenmal! Nach einem schnellen Abendessen (Bernhard, wo bist du?) sitzen wir auf der Bank vor der Hütte, genießen die Abendstimmung und gehen schließlich um 22.30 Uhr zu Bett.

Montag, 09.06.98

Wir stehen nicht so früh auf, machen uns in Ruhe fertig und verlassen um 9.55 Uhr den Campingplatz Richtung Røros. Da nicht sicher ist, ob wir heute noch einmal hier übernachten, bezahlen wir die Hütte und nehmen unser Gepäck komplett mit. Falls wir doch wieder hier schlafen, müssen wir eben wieder alles ausräumen.

Die Fahrt geht zunächst nach Norden, auf der E 3. Bei Tynset biegen wir ab und passieren Tolga und Os. Unterwegs sehen wir an mehreren Stellen, daß auch die Glomma Hochwasser führt, etliche Wiesen sind überflutet. Aber heute scheint die Sonne, und es ist schön warm.

Um 11.00 Uhr erreichen wir Røros. Da wir noch nie bis hierher gekommen sind, kennen wir die Stadt nicht und suchen zuerst mal einen Parkplatz, den wir auch sehr schnell am Straßenrand finden. Zufällig liegt die Touristeninformation nur ein paar Häuser weiter, so daß wir uns gleich einen Stadtplan besorgen. Dann bummeln wir eine leicht ansteigende Straße entlang.

Rechts und links stehen bunt bemalte Holzhäuser, in vielen sind kleine Lädchen. Da ich noch ein Geschenk für meine Eltern suche, sehen wir uns alle Schaufenster an. Als wir oben an der Straße angekommen sind, gehen wir durch eine Querstraße und kommen auf die parallel zu der ersten laufenden Straße. Diese laufen wir - nun bergab - entlang. Dabei kommen wir auch an der Kirche vorbei, sie ist leider nicht offen, so daß eine Besichtigung ausfällt.

Auf der linken Straßenseite kommen wir zu einer kleinen Zoohandlung. Das Gezwitscher, das bis zur Straße zu hören ist, treibt mich hinein. Es gibt eine Menge Vögel zu bewundern, auch ein riesiger Papagei ist dabei, aber unverkäuflich. Wir kommen mit der Besitzerin ins Gespräch (norwegisch/englisch), ich erzähle ihr, daß ich zu Hause einen Nymphensittich habe. Sie spricht mit dem Papagei und hat nach einigen vergeblichen Anläufen Erfolg: er antwortet!

Nach einer ganzen Weile verlassen wir das Geschäft wieder. Wir sind noch immer auf der Suche nach dem Teil von Røros, in dem die kleinen dunklen Häuschen des Bergwerks stehen. In einem Andenkenladen sehe ich Postkarten mit der Ansicht davon, die Verkäuferin erklärt uns, wie die Straße heißt, und so finden wir hin.

Als erstes muß der berühmte Blick vom Glockenturm zur Kirche bildlich festgehalten werden, dann gehen wir langsam durch die Straße und sehen uns an, wie die Menschen früher dort gewohnt haben. Wir sind beide froh, daß wir das nicht müssen, es sieht zwar von außen sehr romantisch und fotogen aus - aber nur für Urlaubsfotos.

Norbert erklimmt noch eine Halde, um von oben zu fotografieren. Auf eine Besichtigung des alten Kupferwerks verzichten wir. In dem Gebäude daneben ist eine Ausstellung, die Norbert sehr interessiert - Fotos von einem Profifotografen, aber obwohl wir etwa eine Viertelstunde warten, taucht niemand auf, bei dem man evtl. Eintritt zahlen könnte. So geben wir auf und bummeln langsam zum Auto zurück.

Da die Mittagszeit schon wieder überschritten ist, essen wir in der Cafeteria eines Supermarkts eine Kleinigkeit und laufen zum Auto zurück. Es ist erst kurz vor 14.00 Uhr, und so beschließen wir, nicht nach Alvdal zurückzufahren, sondern doch schon eine Strecke Richtung Süden voranzukommen. Dieser Entschluß wird verstärkt durch die Tatsache, daß es wenige Kilometer hinter Røros anfängt zu regnen.

Wir fahren dieselbe Straße, die wir morgens schon gefahren sind, zurück bis nach Tynset und biegen da ab auf die Straße 30. Durch das Tylldal, in dem wie im Østerdal Wald vorherrscht, rollen wir über Øvre Rendal und Koppang ohne größeren Aufenthalt, da es nach wie vor regnet. Hinter Koppang mündet die Straße 30 in die Straße 3, womit wir wieder das Østerdal erreicht haben. Weiter führt die Fahrt Richtung Süden. Der Wald ist sehr dicht und reicht bis an die Straße heran. Dauernd sieht man Elche - auf den Schildern!

Gegen Abend erreichen wir Elverum, eine Stadt am Fluß Glomma. Hier gibt es einen Campingplatz, den wir auch schnell finden. Wir mieten eine Hütte für zwei Personen. Sie hat eine neue Einbauküche, allerdings ist der Wasseranschluß noch nicht ganz fertig. Da wir noch immer ohne Koch sind, beschließen wir, es mal selbst mit "richtigem Kochen" zu versuchen und fahren um 17.45 Uhr in die Stadt. Wir kaufen ein und laufen noch ein bißchen durch die Straßen. Es hat aufgehört zu regnen, ist aber recht frisch und sehr windig. Zurück auf dem Campingplatz machen wir unser Essen, spülen und spazieren anschließend noch ein bißchen über den Campingplatz. Direkt dahinter fließt der Fluß Glomma, der auch starkes Hochwasser führt.

Nach Einbruch der Dämmerung machen wir es uns auf unseren Betten bequem, lesen ein wenig und wollen eigentlich schon schlafen gehen - da kommt mir eine Idee: Wenn an den Straßen so viele Schilder vor Elchen warnen, wäre es doch vielleicht möglich, per Auto einen zu sehen? Gesagt - getan. Wir ziehen uns wieder an, steigen ins Auto und fahren los. Zuerst nach Norden, dann nach Süden. Dann wieder nach Osten, weil diese Straße nicht so stark befahren ist. Langer Rede kurzer Sinn: es war nichts mit Elchen! Wir geben auf, fahren zurück zur Hütte und gehen schlafen.

Dienstag, 10.06.97

Auch heute lassen wir es ruhig angehen, stehen nicht so früh auf und sind um 10.30 Uhr fertig zur Abfahrt. Das Wetter ist glücklicherweise besser als gestern, blauer Himmel und Sonnenschein. Wir fahren noch ein Stück auf der Straße 3 und erreichen bei Stange die E 6, auf der die Fahrt Richtung Süden weitergeht. Nach wenigen Kilometern kommen wir an den Mjøsasee. An einem kleinen Parkplatz halten wir an, laufen einen kleinen Weg hinunter Richtung See und setzen uns auf die grasbewachsene Böschung. Der Blick geht über den See, der in der Sonne glitzert, die Sonne scheint warm, hier kann man es aushalten. Trotzdem geht die Fahrt nach einiger Zeit weiter.

Auf der Höhe von Eidsvoll erkundigen wir uns an einer Raststätte, wo der Park "Wikinglandet" zu finden ist, weil wir ihn auf der Karte nicht finden können. Wir erfahren, daß er südlich von Oslo liegt. Da die Strecke von Eidsvoll nach Oslo autobahnähnlich ausgebaut ist, dauert es nicht lange, bis wir die Außenbezirke von Oslo erreichen. Es ist Mittagszeit, und wir rollen ohne Probleme auf der E 6 durch die Stadt. Um 13.00 Uhr erreichen wir den Parkplatz von Wikinglandet.

In diesem noch neuen Freizeitpark sieht man, wie die Wikinger gelebt haben. Gleich hinter der Kasse erhalten wir eine Art "Wikingerkleidung", die wir über unsere eigenen Kleider ziehen. Dann gehen wir an mehreren großen Steinen vorbei, auf denen durch Jahreszahlen mit Erklärungen die Zeit "zurückgedreht" wird. Und dann erleben wir "Wikinger life": Es gibt einen Schiffsbauer, einen Schmied, Wikingerkämpfe mit der Axt, eine Apotheke und vieles mehr. Überall sind "Wikinger" am Werk, Schüler und Studenten, die zeigen, wie früher gelebt und gearbeitet wurde.

An einem Stand trinken wir "Met" und kommen mit der Wirtin ins Gespräch. Sie ist auch Studentin und arbeitet hier nebenher. Nachdem sie auch noch mit auf das Erinnerungsfoto gekommen ist, bummeln wir weiter. In einer Halle wird die Überfahrt von Leif Eriksson über das Meer nachgestellt - das müssen wir natürlich erleben. Die Halle ist riesig und dunkel. Nach dem hellen Sonnenschein draußen können wir fast nichts erkennen. Fotografieren oder filmen ist verboten.

Wir nehmen auf Holzbänken Platz. Als es losgeht, erkennen wir, daß wir uns in einem riesigen Wikingerschiff befinden. Vor uns wird auf einer riesigen Leinwand ein Film abgespielt. Der Wind heult und pfeift, während eines Sturms auf der Überfahrt kann der Regen die Wikinger ungehindert naß machen. Das merken wir auch, denn plötzlich kommt ein Guß von oben! Ich kann gerade noch die Filmkamera an mich reißen und mit den Armen abdecken. Dann ist der Film zu Ende und leicht schwankend kommen wir wieder nach draußen.

Nach dem Ende unseres Besuches bei den Wikingern fahren wir um 15.15 Uhr weiter. Wir bleiben auf der E 6 bis Moss und biegen dann auf die kleine Straße 119 ab. Sie ist sehr schmal und kurvig und führt nur wenige Kilometer lang über die Halbinsel Rygge. An ihrem Ende erreichen wir Larkollen, einen kleinen Ort mit schönen Häusern und vielen Gärten, in denen eine Menge Blumen wachsen. Hier gibt es einen recht großen Campingplatz, direkt am Oslofjord gelegen. Es gibt eine Menge Wohnwagen, offensichtlich ist es ein Dauercampingplatz für viele Norweger.

Wir mieten eine kleine Hütte, erhalten einen Schlüssel für das Sanitärgebäude und machen einen Rundgang. Dabei erkennen wir, daß fast alle Wohnwagen heute unbewohnt sind, kein Wunder, es ist kein Wochenende und noch keine Ferienzeit. Da es noch recht früh ist, erst kurz nach 17.00 Uhr, fahren wir noch einmal weg und folgen mehreren kleinen Sträßchen quer über die Halbinsel. Dabei finden wir auch die Kirche von Rygge, ein großes Gebäude aus buntem Sandstein. Wieder zurück auf Larkollen-Camping essen wir zu Abend und spazieren über den Platz zum Strand, der direkt hinter dem Campingplatz liegt.

Der Blick geht weit über den Oslofjord, ein paar kleine Inselchen sind zu sehen - und die noch hochstehende Sonne am blitzblauen Himmel. Da der Blick vom Strand über den Fjord direkt nach Westen geht, sollte heute abend eigentlich einem phantastischen Sonnenuntergang nichts im Wege stehen! Doch zunächst ziehen wir uns nochmal in unsere Hütte zurück.

Kurz nach zehn steht die Sonne schon recht tief, und ich mache mich allein nochmal auf den Weg zum Strand. Norbert hat keine Lust mitzugehen, auch sonst ist auf dem Platz kein Mensch zu sehen. Ich bin auch am Strand ganz allein, setze mich auf einen Stein und genieße die Abendstimmung. Ein paar Möwen ziehen kreischend ihre Bahn, auf dem Wasser schaukeln kleine Boote - und die Sonne sinkt tiefer und tiefer. Es ist traumhaft schön, ich mache auch einige Fotos und filme ab und zu, aber die meiste Zeit sitze ich nur da und träume vor mich hin. Erst als die Sonne völlig verschwunden ist, kann ich mich losreißen und zur Hütte zurückgehen.

 

Mittwoch, 11.06.97

Auch heute können wir uns viel Zeit lassen, da wir nur noch eine kurze Strecke zu fahren haben, um zu dem Campingplatz zu kommen, auf dem wir heute abend vielleicht wieder auf unsere Mitfahrer treffen. Wir frühstücken gemütlich - vor der Hütte sitzend, denn es ist morgens schon recht warm.

Kurz nach 10.00 Uhr fahren wir los und rollen auf kleinen Nebensträßchen über die Halbinsel Rygge - wieder vorbei an der Kirche - in Richtung Süden. Den ersten Halt machen wir in Frederikstad. Das ist eine recht große Stadt, die wir noch nicht kennen. Man fährt auf einer riesigen Brücke über den Fluß Glomma. Wir biegen nach rechts ab und suchen einen Parkplatz. Dann stehen wir am Ufer des Flusses und sehen die Brücke aus der Ferne. Vor uns liegen eine Menge kleiner Boote, die auf den Wellen schaukeln. Wir spazieren ein bißchen am Ufer entlang, auch vorbei an einem alten Wasserrad, ehe wir wieder zum Auto gehen.

In Frederikstad gibt es einen alten Stadtteil, die Festungsstadt, die wir uns ansehen wollen. Zum Glück finden wir in der Nähe einen schattigen Parkplatz. Über eine alte Zugbrücke aus Holz und durch ein altes Stadttor erreichen wir die Straßen der Festungsstadt. Hier stehen viele schöne alte Häuser. In einem davon befindet sich eine Bank. wo wir noch einmal einen Scheck einlösen. Auch ein Film muß noch gekauft werden, was ein paar Häuser später möglich ist. Auf einem großen Platz, vermutlich der Marktplatz, sehen wir einen Pranger. Aber wir waren brav - und müssen nicht "am Pranger stehen". Wir gönnen uns ein Eis und laufen zurück durch das Stadttor. Dann klettern wir auf den Wall, der die Stadt umgibt. Hier oben stehen viele Kanonen, manche sind direkt auf die riesige Brücke gerichtet, die man in der Ferne sieht.

Am Fuß des Walles ist ein wassergefüllter Graben mit vielen Enten. Ein kleiner Fußweg führt dort entlang. Eine junge Frau mit einem Kinderwagen sitzt auf einer Bank, der kleine Junge füttert die Enten. Auch Küken sind dabei. Wir setzen uns auch auf eine Bank und sehen der Fütterung zu. Unter einem Baum in der Nähe sonnt sich eine Katze. Nach einer Weile spazieren wir zum Auto zurück und rollen - wieder über die große Brücke - in Richtung E 6.

Diese führt über den Svinesund. Auf der anderen Seite liegt Schweden. Wir fahren über die Brücke, bleiben aber nicht in Schweden, sondern wenden sofort wieder. Auf norwegischer Seite stellen wir das Auto ab und gehen zu Fuß bis zur Brückenmitte, um die Aussicht zu genießen und die obligatorischen Fotos zu machen. Norbert fotografiert mich mit dem "Norge"-Schild.

Wir fahren die E 6 wieder zurück, aber nur etwa drei Kilometer, dann biegen wir nach rechts ab und steuern Halden an. Oberhalb der Stadt liegt eine große Festung, die früher die Grenze zu Schweden sicherte. Wir fahren bis zum Fuß des riesigen Festungswalls und stellen das Auto ab. Dann geht es noch ein Stück steil bergauf zu Fuß. Wir besichtigen die Festung und steigen bis zu den höchsten Wällen hinauf. Die Aussicht auf die Stadt und den Fjord ist phantastisch. Wie bei allen möglichen Orten und Anlässen in Norwegen weht auch hier eine große Norwegenfahne. Alte Kanonen stehen hier oben auch wieder in Mengen.

Von Halden aus fahren wir auf der Straße 22 weiter. Es ist eine kleine und schmale Straße und führt zur Grenze nach Schweden. Wir fahren durch dichte Wälder, vorbei an einem kleinen See voller Seerosen. Nach etwa 30 Kilometern erreichen wir Svingen-Camping, einen kleinen Campingplatz, direkt an der Straße und an einem kleinen See liegend. Hier wollen - falls sie es zeitlich schaffen - auch Broscharts heute abend übernachten. Das WOMO ist aber noch nicht da, es ist ja auch erst kurz vor 17.00 Uhr.

Die Rezeption ist in einem kleinen Laden untergebracht. Wir mieten eine Hütte für zwei Personen und sagen schon mal Bescheid, daß wahrscheinlich noch eine Hütte gebraucht wird. Das ist kein Problem, da außer uns nur noch eine Familie eine Hütte gemietet hat, alle anderen sind leer. Die Hütten stehen in einer Reihe unter hohen Bäumen und sind alle gleich eingerichtet. Wir suchen uns eine aus und räumen unsere Sachen ein.

Weil es noch früh ist und wir - in Erinnerung an den allerersten Abend des Urlaubs - Broscharts noch nicht erwarten, fahren wir noch einmal weg, und zwar in Richtung schwedische Grenze, die etwa drei Kilometer weg ist. Hier gibt es einen Wasserfall - den Elgåfoss.

Vom Parkplatz aus laufen wir über eine recht große Holzbrücke und dann auf einem schmalen Weg durch ein Birkenwäldchen. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Wasserfall. Er ist nicht sehr hoch und hat auch nicht sehr viel Wasser. Das besondere an diesem Fall ist, daß mitten hindurch die Grenze zwischen Norwegen und Schweden verläuft. Das Wasser hüpft von Stufe zu Stufe über die Felsplatten und weiter unten zwischen großen Felsbrocken hindurch.

Norbert hüpft auch - von Stein zu Stein hinüber nach Schweden! Ich bleibe lieber in Norwegen und warte auf einem Stein in der Sonne sitzend auf seine Rückkehr.

Nach etwa einer halben Stunde kehren wir zum Auto zurück und rollen wieder Richtung Campingplatz. Unsere Mitfahrer sind noch nicht gekommen. Da nicht sicher ist, ob sie es überhaupt bis hierher schaffen, kochen wir unser Abendessen und verspeisen es vor der Hütte in der Sonne sitzend. Dabei überlegen wir, daß wir heute noch einmal auf Elchsuche gehen könnten, aber natürlich erst, wenn es dunkel ist.

Gegen 21.00 Uhr rollt das WOMO an. Toll, daß Broscharts es doch bis hierher geschafft haben. Aber es war eine lange Fahrt für sie, sie sind ziemlich geschlaucht. Wir stellen auch den Tisch und die Stühle aus ihrer Hütte ins Freie, sie machen sich schnell etwas zu essen - und Norbert rührt zur Feier des Tages einen Pudding zum Dessert.

Nach dem Essen sitzen wir noch lange zusammen und erzählen, was wir in den letzten Tagen erlebt haben. Dann gehen Hedi und Hermann zu Bett. Mit Maria und Bernhard gehen wir um etwa 23.00 Uhr zu dem See neben dem Campingplatz. Wir hoffen, einen Elch zu sehen - leider vergebens. Aber auch so ist es ein schöner Abschluß des Tages, wir sitzen eine Stunde lang am See und genießen die Abendstimmung. Dann - um Mitternacht - gehen wir schlafen.