Mitgliederbericht
Ort: Norwegen |
Zeit: 15.05.97 - 14.06.97 |
Autor: |
Norwegenreise zum 70. Geburtstag Donnerstag, 22.05.97 Heute werden wir von selbst früh wach. Keiner von uns hatte besonders gut geschlafen. Wenn Bernhard einmal etwas leiser schnarchte, hörte man Norbert... Außerdem war es sehr warm im Zimmer. Dieses ist nur durch einen Vorhang vom Hauptraum entfernt, und dort steht der Kühlschrank, der die ganze Nacht seltsame Geräusche von sich gab. Als Norbert sich im Bett umdrehte, kamen auf einmal die Bodenbretter seines Lagers ins Rutschen und stürzten ab. Wer lag im Bett darunter? Wer wohl... Ein gutes Frühstück und ein kleiner Gang zum See, der spiegelblank dalag, retteten den Morgen. Kurz nach der Abfahrt erreichen wir Tonstad. Hier fragen wir einen Straßenarbeiter, ob die Straße zum Månafoss offen ist, was bejaht wird. Auf den nächsten Metern gibt es aber eine kleine Pause, auf der Straße ist ein großes Loch, in das gerade ein Ferist eingesetzt wird. Nach kurzem Aufenthalt können wir weiterfahren. Der Regen von heute Nacht ist mittlerweile der Sonne gewichen. Der nächste Halt wird am Wasserfall Dorgefoss eingelegt. Dieser ist von der Straße aus nicht zu sehen, sondern stürzt sich unter der Brücke, über die die Straße führt, in eine Schlucht. Norbert und Bernhard klettern neben der Straße eine steile Böschung hinunter und legen sich auf die Felsen, die steil in die Schlucht abstürzen. Nur so hat man freien Blick auf den Wasserfall. Die anderen drei Broscharts bleiben auf der Brücke. Ich selbst stehe am Rand der Böschung und traue mich nicht hinunter. Es ist sehr steil und etliche Meter hoch. Schließlich erbarmt Bernhard sich und hilft mir hinunter. Er hat bereits seine Kamera gefährdet, indem er sie über die Felsen hielt, um den gesamten Fall zu filmen. Nun hält er mich an den Beinen fest, während ich mir auf dem Bauch liegend den Fall betrachte. Genau am Beginn des Wasserfalls liegt ein großer Felsbrocken, das Wasser quetscht sich rechts und links vorbei und rauscht in die Tiefe. Durch die Wände der Schlucht wird das Rauschen verstärkt, und es braust gewaltig. Die Fahrt geht weiter und führt uns jetzt ins Sirdal. Das heißt, es geht wieder bergauf, Schnee säumt wieder die Straße, und die Seen sind noch zugefroren. Überall liegen Hütten verstreut, die aber im Moment noch nicht erreicht werden können, weil alles zugeschneit ist. Nach und nach weicht der Winter wieder dem Frühling. Als wir wieder einmal um eine Kurve biegen, müssen wir gleich darauf direkt am Straßenrand halten. Vor uns liegt der Frafjord. Eine Aussicht, die nicht zu beschreiben ist, bietet sich uns: Hohe Felswände umschließen einen Fjord, dessen Farbe zwischen grün und blau schwankt. Wir sehen das Ende des Fjords, in den sich ein Fluß ergießt. Die Häuser unter uns sehen aus, als wären sie aus der Spielzeugkiste genommen worden. Wir sehen etwa 450 Meter in die Tiefe. Die Sonne strahlt, ein blauer Himmel mit vielen weißen Wolken wölbt sich über uns. Hier könnte ich stundenlang bleiben und schauen. Doch die Fahrt geht weiter, die Straße windet sich in vielen Kurven und Kehren in die Tiefe, und schon bald fahren wir unten am Fjord entlang und weiter auf einem engen Sträßchen in das Tal hinein, in dem der nächste Höhepunkt auf uns wartet. Doch als wir am Parkplatz ankommen, machen wir zunächst einmal Mittagspause - im Freien auf einer Bank sitzend. Neben uns plätschert der Fluß mit glasklarem und eiskaltem Wasser. Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es los. Direkt neben dem Parkplatz beginnt der Weg, der steil nach oben führt. Helfen am Anfang noch Treppen über die Felsen hinweg, heißt es schon bald, über Stock und Stein klettern. Am schlimmsten für mich sind die Passagen über schräge und glatte Felsplatten. Zum Glück ist neben eine Kette gespannt, an der ich mich hochziehen kann. Nach einer Dreiviertelstunde angestrengten Aufstiegs
rauscht es verheißungsvoll. Wir nähern uns dem Månafoss,
Bernhards Lieblingswasserfall An eine Birke geklammert, damit wir nicht wie das Wasser hinunterstürzen, können Hedi und ich uns nicht sattsehen. Norbert und Bernhard steigen noch ein ganzes Stück höher, um den Anfang des Falles zu sehen. Sie erreichen ihr Ziel auch und sehen den kleinen See, aus dem der Fall seinen Anfang nimmt. Wir anderen beginnen schon langsam den Abstieg, denn wir müssen ja noch weiter. Bernhard und Norbert holen uns unterwegs wieder ein, so daß wir alle zusammen wieder am Parkplatz ankommen. Nach einer kleinen Erholungspause fahren wir eine ganze Menge Kilometer auf derselben Straße zurück, die wir auch gekommen sind. Kurz vor 18.00 Uhr erreichen wir die Straße, die uns nach Lysebotn führen soll, unserem heutigen Tagesziel. Längst befinden wir uns wieder im Winter. Die Straße führt über das Fjell, sie ist erst vor einigen Jahren gebaut worden, bis nach Lysebotn sind es etwa noch 30 Kilometer. Die Straße ist sehr schmal, rechts und links davon erheben sich gewaltige Schneewände, die teilweise doppelt so hoch sind wie das WOMO. Wir fahren kilometerweit wie durch eine Schlucht. Die Sonne blinzelt durch dicke schwarze Wolken, was die Dramatik noch unterstreicht. Ich filme vom Auto aus das vor uns fahrende WOMO, Maria filmt durch das hintere Fenster unseren Golf, es sieht immer wieder so aus, als würden die Fahrzeuge im Schnee verschwinden, wenn eine Kurve kommt. Der höchste Punkt der Straße ist 932 Meter hoch. Hier ist ein Parkplatz angelegt, es steht auch ein Gedenkstein hier, aber wir können nicht aussteigen, um zu lesen, was darauf steht. Der Schnee ist viel zu hoch. Um 19.00 Uhr erreichen wir Øygårdstølen, ein Restaurant mit Aussichtsplattform. Es ist geschlossen, doch ein Mann im Inneren sieht uns und läßt uns kurz hinein. Bernhard erkundigt sich nach der Fähre über den Lysefjord und muß erfahren, daß erst am Samstag am Nachmittag wieder eine Überfahrt sein wird. Im WOMO findet daraufhin eine Beratung statt, was wir tun sollen. Wir entscheiden uns, trotzdem nach Lysebotn weiterzufahren, für den Rückweg über die Paßstraße bis zum nächsten Ort mit Übernachtungsmöglichkeit wäre es sicher auch zu spät. Vor der Weiterfahrt sehen wir uns von der Aussichtsplattform noch an, was uns erwartet: Die Straße windet sich auf wenigen Kilometern in 27 Kurven von fast eintausend auf null Meter. Man kann von hier oben aus eine Menge dieser Kurven sehen, aber längst nicht alle. Tief unter uns liegt der Lysefjord und Lysebotn. Da ein eisiger Wind bläst, der uns die Tränen in die Augen treibt, halten wir uns nicht sehr lange auf, sondern beginnen vorsichtig die Abfahrt. Auf halber Höhe halten wir auf einem Parkplatz an. Hoch über uns erkennen wir Øygårdstølen, wo wir eben noch waren. Nach kurzer Rast nehmen wir die andere Hälfte der Abfahrt in Angriff. In Lysebotn angekommen, fahren wir als erstes zum Fähranleger, um zu sehen, wann genau die Fähre abfahren wird. Die Abfahrt soll am nächsten Abend um 19.00 Uhr sein. Um 20.30 Uhr endlich erreichen wir den Campingplatz in Lysebotn. Hier erwartet uns eine tolle Hütte: ein großer
Wohnraum mit Sitzecke, ein schöner Eßplatz, eine Einbauküche,
zwei getrennte Schlafzimmer, ein Bad mit Dusche und WC und eine große
Terrasse mit Blick auf den Lysefjord. Wir vereinbaren, daß wir
auch den nächsten Tag über in der Hütte bleiben können.
Bernhard kocht wieder ein herrliches Essen, danach erheben wir unsere
Gläser auf den gelungenen Tag. Es wird gesvingt, was das Zeug
hält. Das Motto heißt: "og so svinger vi på
seidelen igjen, hei skål!". Kurz vor Mitternacht geht's
in die Falle. |
Freitag, 23.05.97 Heute haben wir endlich einmal etwas länger schlafen können. Wir legen - gezwungenermaßen - einen Ruhetag ein, denn die Abfahrt der Fähre wird erst heute abend um 19.00 Uhr sein. Es paßt sehr gut, daß wir diesmal eine schöne und auch große Hütte haben mit einem gemütlichen Wohnraum. Auf dem Gelände des Campingplatzes gibt es einen Raum mit Waschmaschine und Trockner, und Maria und ich nutzen das gleich aus, sortieren die Wäsche von uns allen und starten den ersten Waschgang. Dann lassen wir uns zum Frühstück nieder und planen den weiteren Tagesablauf. Die Essenszeit wird auf 16.00 Uhr festgelegt, damit wir noch in Ruhe unsere Sachen packen und die Hütte säubern können. Bald ist die erste Ladung Wäsche fertig, sie wird im Freien zum Trocknen aufgehängt, die Männer befestigen dazu extra eine lange Wäscheleine. Die Sonne scheint, Maria und ich lassen uns zum Lesen auf der Terrasse nieder. Bernhard und Norbert spielen auf der Wiese vor der Hütte "oben ohne" Federball. Lysebotn ist ein kleiner Ort, es gibt nur wenige Häuser, wie wir auf einem kleinen Spaziergang feststellen. In einem kleinen Laden in der Nähe des Fähranlegers kaufen wir das Notwendigste ein, viel Auswahl gibt es nicht. Ich will einen Reisescheck einlösen, erst, nachdem er ausgefüllt ist, sagt die Frau hinter der Theke, daß sie nur einen Euroscheck nehmen will. Inzwischen ist die erste Wäsche trocken, der dritte Waschgang läuft. Als er fertig ist, läßt sich die Waschmaschine nicht öffnen - es ist eine Sicherung rausgeflogen. Bernhard klärt die Sache auf norwegisch. Dank der frischen Brise, die weht, wird die komplette Wäsche bis zur Abfahrt noch trocken. Um 16.00 Uhr genießen wir ein tolles Essen, das - wer sonst? - Bernhard für uns gekocht hat. Danach bereiten wir den Aufbruch vor, räumen ein und auf. Eine Stunde vor Abfahrt stehen wir am Fähranleger, sitzen zu sechst im WOMO und lassen es uns gutgehen bei Kaffee und Cappucchino. Ich entdecke in der Nähe eine Telefonzelle und nutze die Zeit für einen Anruf zu Hause. Mama ist nicht da, ich rede mit Papa und brauche fast zwei komplette Telefonkarten für das Gespräch. Daheim ist alles in Ordnung. Wieder im WOMO angekommen, schreibe ich schnell ein paar Ansichtskarten, meine Liste ist noch recht lang. Jetzt kommt die Fähre langsam näher, es ist ein recht kleines Schiff, mit bunten Bildern an den Außenwänden. Der schon den ganzen Tag starke Wind hat dunkle Wolken herbeigeholt, es regnet leicht. Ich hoffe, daß ich die Fahrt, die ca. zwei Stunden dauern soll, gut überstehe, denn man sieht deutlich Wellen weiter draußen auf dem Fjord. Mit einer halben Stunde Verspätung geht die Fahrt los. Zunächst bleiben wir auf Deck und starren in Fahrtrichtung links nach oben, denn da müßte der Kjerag zu sehen sein, ein riesiger Stein, zwischen den Felswänden eingeklemmt. Doch wir können nur vermuten, ob wir ihn richtig erkannt haben, denn die Felsen sind noch schneebedeckt. Der Regen treibt uns unter Deck in den Aufenthaltsraum, nur Bernhard hält oben die Stellung und findet gleich wieder norwegische Gesprächspartner. Die sagen ihm rechtzeitig Bescheid, als wir uns dem Prekestolen nähern, unserem morgigen Ziel. Wir kommen alle wieder nach oben und starren zur Abwechslung diesmal auf der rechten Seite nach oben. Und da taucht er auf: an einer 600 Meter hohen Felswand wie angeklebt. Dorthin wollen wir morgen zu Fuß. Mittlerweile hat der Regen wieder aufgehört, die Abendsonne überstrahlt den Lysefjord. Weiter weg regnet es aber noch, und so erleben wir kurz vor der Ankunft einen wundervollen Regenbogen. Der muß natürlich gleich fotografiert und gefilmt werden, das führt bei Hedi zu einer Krise, denn ausgerechnet in diesem Moment ist der Film zu Ende, und bis Hermann aus dem WOMO den neuen geholt hat, ist der Regenbogen weg! Nachdem wir die Fähre verlassen haben, beginnt die Suche nach einer Hütte, denn es ist schon fast 22.00 Uhr. Nach kurzer Fahrt kommen wir außerhalb des Ortes an einem Schild vorbei, das anzeigt, daß Hütten zu vermieten sind. Bernhard biegt nach links ab, wir erreichen einen kleinen Bauernhof, dessen Besitzer seinen felsigen Grund mit Hütten bebaut hat. Eine davon gehört bald für zwei Nächte uns. Es ist wieder eine tolle Hütte, auf einer Anhöhe gelegen, mit herrlichem Blick auf den Fjord. Ein großer Wohnraum mit Einbauküche und Eßplatz, wieder zwei getrennte Schlafräume, ein Bad und eine riesige Terrasse mit Traumblick auf den Lysefjord. Es gibt nur noch eine Kleinigkeit zum Abendessen, wir hatten ja heute schon unsere Hauptmahlzeit. Dann gehen Hedi und Hermann schlafen. Wir anderen spülen noch und wollen dann auch zu Bett... bis jemand zufällig aus dem Fenster sieht und einen lauten Schrei ausstößt: im dunklen Fjord spiegeln sich nicht nur die Lichter des Ortes, sondern auch der Vollmond, der hoch am Himmel steht. Wir stürzen auf die Terrasse. Der Blick ist traumhaft schön! Fotos und Kamera sind voll im Einsatz. Wir probieren verschiedene Einstellungen aus und sind jetzt schon gespannt, wie das Ergebnis sein wird. Im Überschwang der Gefühle fällt mir prompt ein Gedicht
ein: Das sagt wohl alles! Weit nach Mitternacht wird es, bevor wir in die Betten kommen. Dabei
haben wir für morgen doch auch große Pläne, deshalb
"Gute Nacht".
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Samstag, 24.05.97 Unser Tag beginnt früh, denn heute haben wir viel vor. Es wird ein weiter Fußweg werden, hinauf zum Prekestolen. Norbert und ich haben es 1982 schon einmal versucht, an einem kalten und grauen Regentag und sind nach etlichen Stunden naß wie gebadete Ratten umgekehrt. Heute sieht es mit dem Wetter besser aus, die Sonne scheint. Außerdem sind Broscharts viel besser auf solche Touren vorbereitet, das war mir schon bei der relativ kurzen Wanderung zum Månafoss aufgefallen. Auch heute morgen sehe ich es wieder: die Rucksäcke werden gepackt, nicht nur Essen und Trinken werden mitgenommen, sondern alle möglichen Sachen, z. B. Kissen zum Sitzen, einen dicken Pullover extra, Stöcke zum Gehen und noch mehr, an das ich nie gedacht hätte - weil ich es gar nicht besitze. Auch Norbert hat einen dicken Rucksack auf dem Rücken, mit unseren Sachen drin, ich selbst habe nur meine Handtasche, die aber auch ein Rucksack ist und meinen Foto. Die Filmkamera lasse ich in der Hütte, sie ist mir zu schwer zum Tragen. Auf dem Weg zum Månafoss hat Norbert sie schon meistens getragen. Hedi läßt ihre Sachen von Hermann tragen, sie hat nur ihren Foto dabei. Bis zum Parkplatz an der Prekestolhütte haben wir etwa eine halbe Stunde zu fahren, wir nehmen zu sechst das WOMO und lassen den Golf an der Hütte stehen. Kurz nach halb 10.00 Uhr geht es los: der Weg ist zunächst noch gut befestigt, führt aber gleich in vielen Kurven steil bergauf. Momentan ist noch nicht viel los hier, der Parkplatz ist noch fast leer. Schon bald sind wir hoch genug, um die erste Aussicht zu genießen: auf den Parkplatz und das WOMO schon tief unter uns. Schon bald hört der befestigte Weg auf, nun geht es über Felsplatten, Steine, Baumwurzeln weiter. Damit man den Weg findet, sind alle paar Meter Markierungen zu sehen. Noch laufen wir durch den Wald, bleiben immer wieder stehen, um einen interessant gewachsenen Baum oder kleine Blüten längs des Weges zu besehen oder zu fotografieren. Die Sonne begleitet uns, es weht aber gleichzeitig ein recht starker Wind, so daß wir nicht allzu sehr ins Schwitzen geraten. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Hochebene und überqueren ein Moor. Zum Gehen sind Holzbohlen gelegt, über die sich gut laufen läßt. Daneben wächst Wollgras, das erste, das ich dieses Jahr sehe. Es muß natürlich gleich fotografiert werden. Dann geht's weiter hinauf. In der Ferne ist Wasser zu sehen, und eine Menge Häuser, es könnte sogar Stavanger sein, was man dort sieht, aber wir wissen es nicht genau. Jetzt kommen wir an zwei kleinen Seen vorbei, die inmitten von Felsen einsam liegen. Und wieder ist eine Steigung zu bewältigen, langsam geht uns doch die Puste aus, vor allem Hedi und mir. Bernhard und Maria erkunden einen anderen Weg, als den, den sie schon kennen. Wir anderen warten so lange, und dann gehen wir alle diesen anderen Weg. Er zieht sich im Bogen um den Berg herum und ist sehr steinig. Immer wieder klettern wir über riesige Felsbrocken oder ziehen uns an den kleinen Birken hoch, die rechts und links stehen. Aber wir kommen langsam aber sicher hinauf. Als wir oben sind, haben wir schon einen Teil des Lysefjords im Blick, was uns anfeuert, auch den letzten Teil des Weges zu bewältigen. Und kurz nach 12.00 Uhr ist es soweit: eine letzte Biegung - und wir bleiben wie gebannt stehen. Ein Ausblick bietet sich, der kaum zu beschreiben ist! Unter uns - wieso unter uns? - liegt die Plattform des Prekestolen, rechts und links dehnt sich zwischen sonnenbeschienenen Felswänden der grün-blaue Lysefjord, darüber wölbt sich ein blauer Himmel mit dicken weißen Wolken. Eine ganze Weile stehen wir dort, können uns nicht sattsehen an diesem Bild. Dann klettern wir langsam nach unten, zuletzt eine lange Holzleiter hinunter, die an den Felsen befestigt ist - und stehen endlich auf der Plattform des Prekestolen. Sie ist nicht so glatt und eben, wie man von den Fotos her meint, sondern hat Buckel, Spalten, Löcher. Wir lassen unsere Sachen dicht bei der Felswand liegen. Hier ist auch der Wind nicht so sehr zu spüren. Dann gehen wir weiter nach vorn, Richtung der Felskante. Wir setzen uns in gebührendem Abstand hin, verschnaufen erst einmal. Nun ist erst einmal Mittagessen angesagt, dazu gehen wir wieder nach hinten zu unseren Sachen. An der Felskante bläst der Wind gar zu sehr. Wie schmecken jetzt die Brote und der Kaffee! Nach dem Essen bleibe ich bei unseren Sachen, lehne mich gegen die Felsen und genieße die Sonne. Norbert und die anderen gehen noch einmal nach vorne zu der Felskante und machen Fotos. Gut, daß ich nicht gesehen habe, wie weit mein Mann sich vorgewagt hat! Als sie wieder zurückkommen, bin ich dran. Seit ich zum ersten Mal Fotos von hier gesehen habe, will ich an die vordere linke Ecke der Plattform. Jetzt oder nie, heißt die Devise! Norbert geht mit mir und soll mich festhalten, Bernhard erhält den Auftrag, das Ganze mit Foto und Kamera zu verewigen. Die letzten Meter bis zur Kante lege ich auf allen vieren zurück. Dann schiebe ich mich vorsichtig - auf dem Bauch liegend - mit dem Gesicht über die Kante. Gleich wird mir mulmig zumute: 600 Meter unter mir liegt der Fjord, ich habe das Gefühl, ich werde hinunter gezogen. Norbert beugt sich über mich und schaut auch hinunter, anstatt mich festzuhalten! Meine Finger sind in den Fels gekrallt, bestimmt bin ich grün im Gesicht. Aber ich bin froh, daß ich es gewagt habe. Auf zitternden Knien rutsche ich rückwärts bis mich etliche Meter von der Kante trennen, ehe ich aufstehe. Jetzt kann ich noch weniger verstehen, wie manche Leute an der Felskante stehen oder aufrecht sitzen und die Beine über den Rand baumeln lassen. Mein Beispiel hat Hedi angespornt, es läßt ihr keine Ruhe, bis sie nicht auch ganz vorn an der Ecke liegt und hinunter sieht. Diesmal geht Hermann zum Festhalten mit, und er macht es auch! Mittlerweile ist es 14.00 Uhr geworden. Wir machen uns für den Rückweg fertig. Diesmal gehen wir den Weg, den auch Maria und Bernhard bei ihrem ersten Besuch hier oben gegangen sind und über den, so weit wir sehen konnten, auch alle anderen Personen gekommen sind. Bald wissen wir auch, warum: es ist ein neu angelegter Weg, teilweise mit Sand, Kies oder Mulch befestigt und für Bernhard fast schon wieder langweilig. Wir kommen wieder an den kleinen Teichen vorbei, dann geht es steil bergab. In der Ferne ist wieder das Häusermeer zu sehen, von dem wir nicht wissen, ob es Stavanger ist. Nach einigen kleinen Pausen unterwegs sehen wir dann irgendwann tief unter uns wieder unser WOMO. Das letzte Stück des Weges wird zurückgelegt, und um 16.45
Uhr sind wir am Ziel: Wir sind wieder an der Prekestolhytte. Hier gönnen
wir uns ein paar pølser zur Stärkung. Ich kaufe ein paar
Postkarten und auch einen Aufkleber mit dem Satz: "Ich habe es
geschafft". Der kommt mir aus dem Herzen, und sicher geht es nicht
nur mir so! Ein paar Meter noch, dann sind wir am WOMO. Auf dem Rückweg
halten wir noch in Jørpeland und kaufen ein. Kurz nach 18.00
Uhr sind wir wieder in unserer Hütte, wo erst einmal die Dusche
einen Dauereinsatz hat. Bernhard kocht mit unserer Hilfe ein tolles
Risotto, das allen sehr mundet. Dann sitzen wir noch eine Weile zusammen
und unterhalten uns, ehe es in die Falle geht. |
Sonntag, 25.05.97 Wir stehen um 8.00 Uhr auf, bis das Morgenprogramm durch ist, wird es 10.00 Uhr, und wir lassen uns zum Frühstück nieder. Vor der Abfahrt halten wir einen Wortgottesdienst, den Hedi vorbereitet hat, weil wir heute keine Möglichkeit haben, in die Kirche zu gehen. Um 11.30 Uhr fahren wir ab, verabschieden uns von dem Bauern, der uns die Hütte vermietet hat und biegen auf die Straße 13 ab. Sie führt dicht am Wasser vorbei, immer wieder haben wir tolle Ausblicke über die Fjorde. Das Wetter ist herrlich, die Sonne lacht am blauen Himmel, und für die Fotografen sind ein paar weiße Wolken dabei. Über Jørpeland, wo wir zum Tanken anhalten, und Tau erreichen wir Hjelmeland. Hier müssen wir mit der Fähre über den Jøsenfjord. Da wir eine Stunde Zeit haben, ehe sie abfährt, nutzen wir dies, um Mittagspause zu machen. Der Fjord ist sehr breit, und so sehen wir die Fähre schon von weitem herantuckern, kurz vor dem Anlegen öffnet sie ihr Maul - so wie es alle Fähren in Norwegen tun. Die Überfahrt genießen wir an Deck, von wo aus wir die beste Aussicht haben und nach allen Seiten filmen und fotografieren. Kurz nach der Weiterfahrt sehen wir links im Erfjord weit draußen
die Ölplattform Brent Spar, die dort wartet, was weiter mit ihr
geschieht. Nun verläßt die 13 die Fjorde und zieht in vielen
Kurven hinauf ins Fjell. Noch sehen wir neben der Straße blühende
Blumen und Bäume. Die Straße ist eng, kein Anhalten möglich.
Das führt an einer Stelle zu einer kleinen Krise: Links neben der
Straße rauscht ein kleiner Wasserfall herab, und daneben stehen
ein paar kleine Gebäude, mit Grasdächern. Es sieht sehr malerisch
aus. Norbert hält murrend neben am Straßenrand an, damit
ich das Foto machen kann, aber für das WOMO ist beim besten Willen
kein Platz zum Halten da. Aber mach das als Fahrer mal einer fotobegeisterten
Mutter klar! Zunächst rauscht links der Espelandfoss hinunter. Wir halten nur kurz an, da es keinen Parkplatz gibt und die Straße sehr eng ist. Wenige Meter weiter stürzt sich auf der anderen Seite ein mächtiger Doppelwasserfall über die Felsen hinunter und rauscht unter der Brücke durch, über die die Straße führt. Das ist der Låtefoss. Hier gibt es einen Parkplatz, so daß wir länger stehen bleiben können. Wir nutzen dies auch gleich zur Kaffeepause, aber natürlich erst, nachdem wir den Fall fotografiert und gefilmt haben. Bernhard und Maria entdecken neben dem Fall einen kleinen Weg, den sie ein Stück nach oben laufen. Neben dem Wasserfall gibt es einen kleinen Kiosk, dort kaufe ich ein Kartenspiel mit norwegischen Motiven. Bernhard sieht es und muß gleich auch eins haben. Dann geht es weiter, wieder nur nach kurzer Zeit erreichen wir den Vidfoss, auch "Schrägfoss" genannt, weil das Wasser teils über mehrere Felsplatten schräg den Hang hinunter läuft, teils über die Felskante fällt. Diesen Fall können wir nur aus der Ferne besehen, denn zwischen Straße und Fels schäumt der Fluß, und es gibt eine eingezäunte Weide, auf der viele Schafe grasen. Nach kurzer Pause fahren wir weiter - nicht sehr weit, denn nach rechts geht ein kleines Seitental ab, und gleich am Anfang des Tales kommt ein mächtiger Wasserfall über mehrere Stufen hinab, der Tjødnadalsfoss. Um ihn in voller Länge zu sehen, laufen Bernhard, Maria, Norbert und ich ein ganzes Stück den steilen Weg in das Tal hinauf, zwängen uns durch das Unterholz, immer dem Rauschen nach - und haben dann endlich freie Sicht. Hermann und Hedi bleiben an der Straße beim WOMO. Mittlerweile ist es schon wieder fast 19.00 Uhr, so daß wir weiterfahren. Bald erreichen wir Odda und damit den Sørfjord. Die Straße führt rechts am Fjord entlang, immer wieder durch Tunnel. Dazwischen gibt es herrliche Blicke auf den Fjord und die gegenüberliegenden schneebedeckten Berge. Auf der anderen Straßenseite sehen wir viele blühende Obstbäume, der Sørfjord ist ein Teil des Hardangerfjords, und die Obstbaumblüte im Mai ist berühmt und war mit ein Grund, die Reise in den Mai zu legen. Die Straße ist sehr kurvenreich und das WOMO schaukelt sehr, was Hedi nicht gut verträgt. Wir machen eine kleine Pause, damit sie sich erholen kann. Dann wechseln wir die Plätze, ich fahre das letzte Stück des Weges im WOMO mit, und Hedi steigt in den Golf ein. Kurz nach 20.00 Uhr erreichen wir Lofthus, unser heutiges Ziel. Der Campingplatz liegt hoch über dem Ort und bietet herrliche
Ausblicke auf den Fjord und den gegenüberliegenden Gletscher. Es
gibt auch hier eine Menge blühender Kirsch- und Apfelbäume,
traumhaft. Heute beziehen Norbert und ich eine kleine einfache Hütte
für 2 Personen, Bernhard und Maria schlafen mit im WOMO. Bis wir
gekocht, gegessen und im Küchenraum des Campingplatzes gespült
haben, ist es schon wieder Zeit zum Schlafengehen. |
Montag, 26.05.97 Beim Aufwachen erleben wir eine unangenehme Überraschung: es regnet. Die Wolken hängen tief, die Berge sind nicht einmal zur Hälfte zu sehen. Es ist auch recht frisch heute, wie wir auf dem Weg zum Sanitärgebäude merken. Trotzdem wird nach dem Frühstück erst einmal gefilmt, die Obstbaumblüten müssen festgehalten werden. Gegen 11.00 Uhr fahren wir los, zunächst bis Kinsarvik. Hier gehen wir einkaufen. Außerdem muß ich endlich den Reisescheck einlösen, der in Lysebotn nicht angenommen wurde. Da er schon unterschrieben ist, gibt es in der Bank Probleme, die aber - dank Bernhard - auf norwegisch gelöst werden können. Ich muß noch einmal auf einem Zettel unterschreiben, außerdem wird die Unterschrift mit der auf dem Ausweis und der Scheckkarte verglichen, dann bekomme ich das Geld. Ein paar Häuser weiter sehen wir eine Bibliothek. Dies nutzen Maria und ich, um nach Büchern von Berte Bratt zu fragen, wir wollen gern eins oder mehrere auf norwegisch kaufen. Leider haben wir hier keinen Erfolg, der Name ist unbekannt. Wir fahren weiter, es ist neblig und regnet noch immer. Nach einiger Zeit müssen wir an einer Baustelle ½ Stunde warten, bis es weiter geht. Wir fahren durch Eidfjord und das Mabødal hinauf, auf die Hardangervidda. Um 13.30 Uhr erreichen wir den Parkplatz am Vøringsfoss. Wir sind die einzigen, die momentan hier halten. Es liegt noch viel Schnee. Wir ziehen feste Schuhe an, außerdem Regenjacken, da es immer noch regnet. Dann laufen wir quer durchs Gelände, Richtung Wasserfall. Dieser fällt nicht - wie es sich gehören würde - von oben herunter, sondern 182 Meter tief in eine Schlucht. Nach einem längeren anstrengenden Marsch über Eis und Schnee erreichen wir den Rand der Schlucht. Die anderen laufen weiter, ich habe genug und bleibe dort, laufe ein wenig hin und her und gehe dann schon langsam wieder zurück zum Parkplatz. Bald kommen auch die anderen hinter mir her. Die Straße entlang gehen wir nun ein Stück zurück, bis zu einem Platz, den Norbert und ich noch nie beachtet haben. Von dort sehe ich endlich, was damit gemeint ist, daß der Vøringfoss ein "V" bildet. Der Blick geht genau in die Schlucht, von rechts sieht man den Vøringfoss herunterfallen, genau gegenüber einen anderen Wasserfall, und die beiden zusammen bilden das "V". Zum Glück ist die Sicht momentan einigermaßen klar, der Nebel hat sich etwas gehoben, so daß der Blick frei ist. Wieder zurück am Parkplatz, fahren wir weiter bergauf, bis zum Parkplatz am Hotel Fossli, das hoch über der Schlucht liegt. Von diesem aus hat man den schönsten Blick auf den Wasserfall. Zunächst einmal machen wir Mittagspause, das soll sich als Fehler erweisen. Als wir uns nämlich um 15.30 Uhr der Stelle nähern, von der aus man den Wasserfall am besten sehen kann, sehen wir gar nichts mehr. Der Nebel hängt dick in der Schlucht, alles ist grau in grau. Wir hören nur ein gewaltiges Rauschen, sehen aber keinen Meter tief. Nach einer halben Stunde geben wir auf, und kehren zum WOMO zurück. Nun fahren wir die gleiche Strecke zurück, die wir gekommen sind, durch etliche Tunnel bis hinunter zum Eidfjord und weiter an diesem entlang bis zum Fähranleger Brimnes. Bernhard hatte die Fähre kommen sehen und ist gefahren wie ein Wilder, so daß wir gerade rechtzeitig vor der Abfahrt an Bord sind. Nach kurzer Überfahrt geht es auf der Straße 7 auf der anderen Seite des Hardangerfjords weiter. Die Straße ist wieder sehr eng und kurvenreich, für die Fahrer heißt es, gut aufpassen. An der Fyksesundbru machen wir noch einmal eine kleine Pause, dann ist bald das Tagesziel Norheimsund erreicht. Zunächst steuern wir Mo-Camping an, wo sowohl Bernhard und Maria als auch Norbert und ich vor zwei Jahren übernachtet haben. Leider gibt es dort keine Hütten zu mieten, so daß wir weitersuchen müssen. Mir juckt es in den Füßen, denn vom Campingplatz aus sieht man in der Ferne den STEINSDALSFOSS, meinen absoluten Lieblingswasserfall. Aber ich habe momentan keine Chance, erst muß die Übernachtungsfrage geklärt sein. Wir verlassen Norheimsund und sehen nach einigen Kilometern bei dem Ort Framnes links neben der Straße einen kleinen Campingplatz, der auch Hütten hat. Wir mieten für uns vier eine kleine gemütliche Hütte, mit einem Aufenthaltsraum und einem kleinen, durch einen Vorhang abgeteilten, Schlafraum. Auch ein Bad ist diesmal wieder dabei. Das Beste ist der Balkon, von dort aus hat man einen tollen Blick auf den Hardangerfjord und die umliegenden Berge. Es hat mittlerweile aufgehört zu regnen, die Sonne blinzelt durch dicke Wolken. Während Broscharts die Sachen aus dem WOMO räumen und Bernhard zu kochen beginnt, fahren Norbert und ich noch einmal die paar Kilometer zurück nach Norheimsund und halten auf dem Parkplatz am Steinsdalsfoss. Wir bleiben nicht lange, schließlich wollen wir alle morgen hierher, aber ich mußte ihn doch heute noch sehen! Nach dem Abendessen, das Bernhard - wie immer! - super für uns gekocht hat, sitzen wir vier "Jungen" auf dem Balkon gemütlich bei Kaffee, Tee, Rotwein und Bier zusammen, genießen die Aussicht und beobachten die Möwen, die auf den umliegenden Dächern sitzen oder über den Fjord fliegen. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken, färbt sie rosa, dazwischen sind noch ganz dunkle Wolken zu sehen und immer wieder auch ein Stück himmelblau - und das Ganze spiegelt sich auch noch im stillen Wasser des Fjords. Kein Wunder, daß Foto und Filmkamera heißlaufen! Gerade als wir aufstehen, um in der Hütte schlafen zu gehen, raschelt
es im Gras vor dem Balkon. Über das Geländer gebeugt sehen
wir, wie ein Igel an der Hütte vorbeispaziert und unter der Nachbarhütte
verschwindet - und wir verschwinden ins Bett. Gute Nacht.
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Dienstag, 27.05.97 Hermann weckt uns um 7.30 Uhr. Ein Blick aus dem Fenster: die Sonne scheint! Wir bereiten schnell alles zur Abfahrt vor, denn heute wollen wir am Steinsdalsfoss frühstücken. Zuerst müssen wir aber nach Norheimsund zum Einkaufen. In der Nähe des Supermarkts ist eine Buchhandlung, also versuche ich noch einmal, ein Buch von Berte Bratt zu finden. Ich werde zwar für meine norwegischen Sprachkenntnisse gelobt, aber auch hier ist diese Autorin unbekannt. Nach dem Einkaufen fahren wir zum Parkplatz am Steinsdalsfoss und genießen unser spätes Frühstück. Dann bin ich nicht mehr zu halten und laufe voran zu "meinem Wasserfall". Das besondere daran ist, daß das Wasser über eine große Felsplatte schießt, ehe es hinunter rauscht. Man steht unter dieser Platte wie unter einem Dach und hat vor sich das stürzende Wasser, durch das man wie durch einen Vorhang blickt. Es braust gewaltig, und man wird auch ein bißchen naß, aber was schadet das! Ist man hinter dem Wasserfall her auf die andere Seite gegangen, führt ein kleiner Fußweg steil durch den Wald nach oben. So erreicht man den oberen Punkt des Falls, wo sich das Wasser in einem kleinen Felsenbecken sammelt, ehe es nach unten fällt. Die Aussicht auf den Ort Norheimsund und auf die Landschaft ist phantastisch. Tief unter uns ist der Parkplatz, auf dem der Golf und das WOMO warten. Mittlerweile sind auch alle vier Broscharts hier oben angekommen, nur Norbert bleibt auf dem Parkplatz bei den Autos. Nachdem wir den Wasserfall von allen Seiten fotografiert und gefilmt haben, laufen wir wieder zu ihm zurück. Direkt am Parkplatz ist ein kleiner Laden. Dort kaufen wir Ansichtskarten, außerdem kaufe ich eine Kassette mit norwegischen Liedern und Bernhard eine Norwegerjacke. Kurz vor 12.00 Uhr fahren wir weiter, wieder die Straße 7, Richtung Bergen. Nach einer halben Stunde gibt es den nächsten Halt, an einer alten Brücke und einem Wasserfall. Dann nähern wir uns Bergen. Kurz nach 13.00 Uhr erreichen wir den Campingplatz Grimen, an einem kleinen See gelegen. Es sind noch etwa 16 Kilometer bis Bergen. Wir schauen uns die Hütten an, die man mieten kann. Bernhard verhandelt mit dem Campingplatzbesitzer auf norwegisch, und da wir für zwei Nächte bleiben wollen, erhalten wir einen Preisnachlaß und mieten zwei Hütten nebeneinander, jeweils für zwei Personen. Wir räumen unsere Sachen ein, während Bernhard schon mit Kochen anfängt. Um 15.00 Uhr essen wir zu Mittag. Danach lassen wir den Golf auf dem Campingplatz stehen und fahren zu sechst mit dem WOMO nach Troldhaugen, der Villa von Edvard Grieg. Vom Parkplatz aus führt eine Allee mit wunderbaren alten Bäumen bis zu dem Park, in dem das Haus steht. Obwohl der Eintritt recht teuer ist, beschließen wir, Troldhaugen zu besichtigen. Es ist ein schönes Holzhaus, die Einrichtung ist noch genau so, wie zu der Zeit, als Grieg hier gewohnt hat. Wir machen eine Führung mit, schauen uns danach noch den Garten an und klettern schließlich zum Wasser hinunter, wo eine kleine Hütte steht, in der Grieg komponiert hat. Auch die Grabplatte in der Felswand ist zu sehen. Am Eingang zu dem Park ist in einem Gebäude eine Ausstellung zu sehen, außerdem fängt gerade eine Lichtbild-/Tonschau über das Leben von Grieg an, die wir uns noch ansehen. Danach laufen wir zum WOMO zurück. Das nächste Ziel ist die Stabkirche von Fantoft. Sie ist 1992 abgebrannt und wird zur Zeit nach den Originalplänen neu aufgebaut. Wir können nicht hinein, besichtigen sie aber von außen. Anschließend fahren wir zum Campingplatz zurück und essen zu Abend. Weil die Sonne noch so schön scheint, fahren wir anschließend noch einmal los, und zwar diesmal mit dem Bus, die Haltestelle ist direkt vor dem Campingplatz. Es geht nach Bergen hinein, ein kurzes Stück zu Fuß, und wir stehen an der Talstation der Fløybahn. Das ist eine Standseilbahn, die auf den Berg Fløyen hinauf fährt. Von dort haben wir einen herrlichen Blick auf die Stadt, das Hafenbecken, den Fjord und die umliegenden Inseln. Die Sonne steht schon tief und liefert eine wundervolle Abendstimmung. Nachdem wir wieder unten in der Stadt sind, kaufen wir in der noch geöffneten Touristeninformation für jeden eine Bergen-Card, genießen noch eine Weile die Abendstimmung am Hafen und laufen dann zum Busbahnhof. Vor der Abfahrt gibt es Probleme mit dem Busfahrer, weil der Automat im Bus unsere Bergen-Cards nicht anerkennen will. Wieder werden Bernhards Norwegischkenntnisse gebraucht, er erreicht, daß wir ohne noch einmal zahlen zu müssen, bis zum Campingplatz mitfahren dürfen. Dort angekommen, ist es schon wieder kurz vor Mitternacht, also Zeit zum Schlafengehen.
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Mittwoch, 28.05.97 An diesem Morgen schlafen wir etwas länger, wir bleiben ja diesen Tag noch hier. Nur Maria war schon früh wach und sitzt jetzt in der Sonne, während wir anderen uns duschen und anziehen. Norbert und ich fahren in den Ort und holen Brötchen zum Frühstück. Um 11.00 Uhr fahren wir wieder mit dem Bus nach Bergen. Als erstes
tauschen wir in der Touristeninformation die Bergen-Cards um, damit
die Diskussionen mit den Busfahrern ein Ende haben. Auf dem Weg dorthin
laufen wir durch einen kleinen Park mit vielen Blumenbeeten. Auf einer
Rasenfläche steht ein Denkmal von Grieg, auf seinem Kopf hat es
sich eine Möwe bequem gemacht. Dann fahren wir mit dem Bus etwas aus der Stadt hinaus zu dem Freilichtmuseum "Gamle Bergen". Dort sind viele alte Häuser wieder aufgebaut, komplett mit der Einrichtung und geben einen Einblick in das Leben vergangener Zeiten. Wir haben Glück und erwischen bei der Führung eine junge Studentin, die gut deutsch spricht und uns alles gut erklären kann. Wieder zurück in der Innenstadt, verlangen unsere Mägen ihr Recht. Da wir nicht zum Campingplatz zurück fahren wollen, es aber auch nicht zu teuer werden soll, kehren wir bei Mc Donalds ein. Danach bummelt Bernhard mit Hermann und Hedi noch etwas über den Fischmarkt und am Hafen und Bryggen vorbei. Norbert, Maria und ich laufen zu der Bibliothek von Bergen, die wir auf dem Stadtplan entdeckt hatten und die nicht weit entfernt ist. Aber auch hier werde ich zwar mit meinem norwegisch gut verstanden, aber ein Buch von Berte Bratt ist trotzdem nicht zu finden. Nun geben wir es auf, es soll halt wohl nicht sein. Auf dem Weg zurück kommen wir durch einen Park mit einer Menge
blühender Rhododendren, eine Pracht! Aber wir haben nicht viel
Zeit, sie näher anzusehen, denn die anderen warten ja auf uns.
Nachdem wir wieder zusammen sind, bummeln wir durch die engen Gäßchen
der Altstadt von Bergen. Kleine weiße oder bunte Häuser,
blumengeschmückt, stehen dicht an dicht. Vor allem für unsere
Fotografin Hedi gibt es eine Fülle von Motiven. Alles Treiben von
Bernhard nützt nichts, wir kommen nur ganz langsam weiter. Als
nächstes sehen wir uns noch kurz in der Anlage der Festung des
Rosenkrantzturms um, steigen dann in den Bus und eine Station vor dem
Busbahnhof noch einmal aus. So kommen wir wieder in den Park mit den
vielen Rhododendron. Ein Schild verkündet, daß es 87 verschiedene
Sorten sind, die hier blühen. Wieder hat Hedi eine Menge zu tun,
bevor nicht wenigstens die allerschönsten Blüten auf den Film
gebannt sind. Dann kaufen wir noch ein und kommen schwer beladen auf
dem Campingplatz an. Nach dem Abendessen stoßen wir auf den gelungenen
Tag an. Bergen zu erleben in der Sonne, ohne Regen, das will schon etwas
heißen! Aber Bernhard ist trotzdem heilfroh, daß der Tag
in der Stadt endlich vorbei ist. Als wir kurz vor dem Schlafengehen
noch einmal hinaus müssen (die Hütten haben kein Bad), regnet
es in Strömen. Aber das kann uns jetzt nicht mehr stören.
Gute Nacht.
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