Der Pilz des Monats Mai 2001

Spitzmorchel auf Rindenmulch (a)

- Die Spitzmorchel -
- Morchella conica -
- Norwegisch: Spissmorkel -
- hervorragender Speisepilz -

Allgemeine Hinweise

Die Spitzmorchel haben wir ausgewählt, weil es sich bei ihr um einen typischen Vertreter der Frühjahrspilze handelt. Der Pilz ist in ganz Europa zu Hause und gilt auch in Norwegen als nicht selten. Seine nördlichsten Vorkommen enden zusammen mit der natürlichen Ausbreitung der nordischen Nadelwälder.

Die Gattungsbeschreibung

Bestehend aus Hut und Stiel, die beide brüchig und innen hohl sind. Hut außen mit wabenartigen Vertiefungen, in denen die sporenbildende Fruchtschicht (Hymenium) sitzt. Das Hymenium besteht aus Schläuchen (Asci), in denen die Sporen heranreifen, das Spp (Sporenpulver) ist cremefarben. Von der Lebensweise her handelt es sich um bodenbewohnende Saphrophyten.

Die Morcheln sind einzuordnen in die

- Klasse der Schlauchpilze (Ascomycetes)
- Ordnung der Morchelartigen (Morchellales)
- Familie der Morcheln und Lorcheln (Morchelaceae)
- Gattung der Morcheln (Morchella)
- Art Spitzmorchel (Conica)


Die Spitzmorchel in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 624
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 660
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 622
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 1098
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 608

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Beschreibung der Art

Hut 4 - 12 cm hoch und bis 4 (6) cm breit, erst gelblich bis graubeige, dann bei Reife und mit dem Alter zunehmend dunkler werdend, zum Schluss fast dunkeloliv bis schwarz. Hutform typisch spitzkegelig, die sterilen Kanten der Hutwaben bilden ein fast regelmäßiges Netzwerk von längs und querlaufenden Rippen.
Stiel bis 8 cm hoch und bis 2 (3) cm dick, weiß, oberflächig körnig / kleiig.
Der ganze Pilz ist brüchig und innen hohl.
Fleisch: Der Geruch ist schwach, aber angenehm, der Geschmack deutlich nussig

Vorkommen

Die Wachstumsphase ist allgemein je nach Witterung März bis Mai, in Norwegen jedoch eher Mai bis Juni, wegen der dort länger andauernden Wintersaison.
Gedeiht in Laub- und Nadelwäldern und besonders gern in Auwäldern und Parks.

Auwald 1  Auwald 2
- Auwald -

In der letzten Zeit kommt die Spitzmorchel deutlich öfter in Gärten und dort auf im Vorjahr ausgebrachtem Rindenmulch vor. Allerdings ist auf diesem Substrat meistens nur ein bis zwei Jahre lang eine Ernte möglich, danach ist das Nährsubstrat für den Pilz verbraucht, und wenn kein neuer Rindenmulch nachgefüttert wird, bleibt die Fruchtkörperbildung aus.
Die Spitzmorchel ist in ganz Skandinavien verbreitet.

Verwechslungen: (Spitzmorchel, Speisemorchel und Frühjahrsgiftlorchel)

Die Spitzmorchel kann mit der Speisemorchel verwechselt werden, weil die Speisemorchel ebenfalls einen wabenartigen Hut trägt, welcher jedoch meist größer und rund, anstatt spitz zulaufend ist, auch sind die Waben nicht so streng parallelrippig angeordnet.
Die Speisemorchel liebt Eschen und kalkhaltige, mineralreiche Böden und kommt in Norwegen nur an wenigen Stellen in Østfold vor.
Der natürliche Standort von beiden Pilzen ist nahezu identisch. Eine Verwechslung ist gefahrlos, weil die Speisemorchel ebenfalls ein hervorragender Speisepilz ist.
Eine Verwechslung mit der an anderen Standorten (Kiefer auf Sand und Kalk meidend) wachsenden Frühjahrsgiftlorchel ist nahezu ausgeschlossen, da deren Hut deutlich hirnartig gewunden ist und eine dunkel-rotbraune Färbung aufweist.
Die Frühjahrsgiftlorchel enthält das bei Erhitzung flüchtige Gift Gyromitrin, das besonders bei ungenügend langer Kochzeit oder falscher Zubereitung so ernsthafte Vergiftungen zur Folge haben kann, dass es nach deren Genuss sogar schon vereinzelt zu Todesfällen kam. Darüber hinaus wurde als Ergebnis neuerer Forschungen festgestellt, dass die Frühjahrsgiftlorchel als weiteren Giftstoff Metylhydracin - einen Raketentreibstoff - enthält, der stark krebserregend ist. Von dem Verzehr der Frühjahrsgiftlorchel muss daher dringend abgeraten werden.

Spitzmorchel auf Rindenmulch (a)

- Spitzmorchel -
- Morchella conica -
- Norwegisch: Spissmorkel -
- hervorragender Speisepilz -


Speisemorchel   Speisemorchel

Speisemorchel

- Speisemorchel (auch Rundmorchel genannt) -
- Morchella esculenta -
- Norwegisch: Rundmorkel -
- vorzüglicher Speisepilz -


Frühjahrsgiftlorchel

Frühjahrsgiftlorchel

- Frühjahrsgiftmorchel -
- Gyromitra esculenta -
- Norwegisch: Vanlig Sandmorkel -
- giftig -

Verwertung:

Die Spitzmorchel ist gemeinsam mit ihrer Schwester, der Speisemorchel, einer der besten Speisepilze, die wir in Deutschland und auch in Skandinavien kennen. Beide Pilzarten eignen sich gleichermaßen für die Frischpilzzubereitung, zum Einfrieren und auch für die Konservierung durch das Trocknen der Fruchtkörper, wobei in letzterem Falle der feine Nussgeschmack der Morcheln sich noch deutlich verstärkt.
Während die meisten getrockneten Pilze bei der Zubereitung eher leicht zäh und manche auch bitter werden, im Allgemeinen aber im Biss den feinen Geschmack frischer Pilze vermissen lassen, nehmen die Morcheln soviel Wasser wieder auf, dass sie in ihrer Konsistenz Frischpilzen in nichts mehr nachstehen.
Morcheln in Rahmsoße aus frischer Sahne mit einem Schuss Sherry als Krönung, dafür kann man schon mal alle guten Vorsätze vergessen. Serviert mit feinen italienisch al dente gekochten Maccaroni und einem frischen Salat, dazu ein leichter Rotwein, so bietet sich dem Gaumen ein Hochgenuss, der seinesgleichen sucht.


Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

- Morchelrahm auf Spaghetti
- Pilzstreugewürz


Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

Vorsicht mit der Frühjahrsgiftlorchel, (Gyromitra esculenta), oder Norwegisch: Vanlig sandmorkel - auch, wenn man bedingt durch den lateinischen Artnamen "eculenta" (essbar), der zur Beschreibung einer bestimmten und wichtigen Eigenart dieses Pilzes dienen soll, fälschlicherweise die uneingeschränkte Essbarkeit dieses Pilzes ableiten könnte!

Dieser lebensgefährlich giftige Pilz gilt auch z. B. in den norwegischen Pilzbüchern immer noch als essbar, wenn auch nur nach entsprechender Vorbereitung. So ist z. B. in einem Pilzbuch zu lesen:
"Giften kan fjernes ved forvelling i 10 min. i dobbelt så mye vann som sopp. Sandmorkler er utmerkede til suppe, sauser og stuinger, men bør spises med forsiktighet."

Die entsprechende deutsche Übersetzung lautet:
"Das Gift kann durch 10-minütiges Vorkochen der Pilze in doppelt so viel Anteilen Wasser wie Pilzanteile entfernt werden. Frühjahrsgiftlorcheln sind ausgezeichnet in Suppen, Saucen oder als Gemüse, sollten aber mit Vorsicht gegessen werden"!!!

Wie man Giftpilze vorsichtig isst, wird in diesem Pilzbuch allerdings nicht beschrieben!