Der Pilz des Monats Oktober 2007

Blaustiel-Schleimfuß

Blaustiel-Schleimfuß

- Blaustiel-Schleimfuß –
- Cortinarius collinitus (muscigenus) –
- Norwegisch: blåstilkslørsopp –
- (k)ein Speisepilz –


Gattungszuordnung

Der Blaustiel-Schleimfuß ist einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Blätterpilzverwandten (Agaricales)
- Familie der Schleierlingsartigen (Cortinariaceae)
- Gattung der Haarschleierlinge (Cortinarius)
- Untergattung Schleimfüße (Myxacium)


Beschreibung der Untergattung Myxacium:

Hut und Stiel schleimig, schlanke Arten mit weißlichen, blauviolettlichen, weißlichbraunen Farben, einige Arten entsetzlich bitter und daher ungenießbar, aber es gibt Untergattung Schleimfüße (Myxacium) keine Giftpilze.
Siehe dazu auch das Vorwort zu dem Pilz des Monats April 2007.



Der Blaustiel-Schleimfuß in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 274/3
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux ---
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 482/2
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 786
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 513/2
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 202/2

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.


Beschreibung der Art:

Hut bis 10 cm breit, jung, halbkugelig, mit eingerolltem Rand, später konvex gebuckelt, olivbräunlich bis rotbräunlich, Mitte dunkler zum Rand hin auch gelbbräunlich werdend, nur im allerjüngsten Zustand erkennt man die Cortina (den Haarschleier) als violettbräunliche gespinstartige Fäden zwischen Hutrand und Stiel,
Lamellen erst violettlich bis bläulich, bald durch den reifen Sporenstaub rostbräunlich einfärbend,
Stiel unterhalb der Ringzone, die aus sporenbestäubter rostbrauner Cortina besteht, weißviolettlich bis weißbläulich von einer dicken Schleimschicht überzogen, die gerne etwas aufreißt und den Stiel dann wie genattert wirken lässt. Das Fleisch der oberen Stielspitze ist violettbläulich ansonsten ist es blass braungelblich.

Blaustiel-Schleimfuß

Deutlich ist das braungelbe
Fleisch im Innern erkennbar.


Vorkommen

Von August bis Oktober hauptsächlich in sauren, krautreichen Heidelbeer-Fichtenwäldern, besonders zwischen Torf-Moosen auf feuchteren Böden.

Blaustiel-Schleimfuß

Wir erkennen die von den Sporen bräunlich
eingefärbte Cortina die hier die Ringzone bildet.


Verwechslungen

Die Verwechslung geschieht am ehesten mit anderen Schleimfüßen, von denen derzeit allerdings noch keine Bilder angeboten werden können. Insbesondere ist eine Verwechslung mit dem Heideschleimfuß / Brotpilz (Cortinarius mucosus, Sleipslørsopp, essbar) möglich. Die Unterscheidung ist oftmals schwierig. Wer jedoch seine wichtigsten Merkmale beachtet, kann die beiden Arten kaum verwechseln: Größe im Hutdurchmesser bis 15/16 cm Hutfarbe rötlich-hellbraun, Hutrand lange eingerollt, deutlich heller, braun bis fast beige, Stiel weiß mit weißem Schleimüberzug und Fleisch ebenfalls weiß. Vorkommen nur bei Kiefern auf Sand.

Als weitere Beispiele seien hier jedoch auch Arten genannt, über deren Existenz alle diejenigen Bescheid wissen sollten, die den Blaustiel-Schleimfuß zu Speisezwecken sammeln möchten.

Da ist zunächst
der Honigschleimfuß, C. stillatitius, Honningslørsopp, essbar, sodann
der blaublättrige Schleimfuß C. delibutus, Gul slørsopp, essbar , sodann
der blaue Schleimfuß, C. salor, Blåslimslørsopp, kein Speisepilz,
der Bitterster Schleimfuß, Cortinarius fibrilatis, kein norw. Volksname, ungenießbar
und noch einige Arten mehr...

Man beachte, dass alle diese Arten in Hut und Stiel schleimig sind und wohl schon deshalb nicht unbedingt den Sammler zu Verwertungsversuchen reizen. Darüber hinaus sind einige Arten, wie z.B. der bitterste Schleimfuß oder der Gallige Schleimfuß, so grässlich bitter, dass jede Mahlzeit aufgrund des Geschmacks beendet wäre, bevor sie angefangen hat.


Verwertung

Wie sie bereits im Kapitel Verwechslungen gesehen haben, ist das Kapitel "Schleierlinge" nicht ganz so einfach wie z.B. die Röhrlinge. Darum schlagen im Falle des Blaustiel-Schleimfuß auch zwei Seelen in meiner Brust. Zum einen diejenige, die es mit den Autoren wie z.B. Ewald Gerhardt hält, für den dieser Pilz selbstverständlich zu den guten Speisepilzen zählt, zum anderen aber auch diejenige Seele, die zum Schutz der Leser und Pilzsammler lieber der allgemeinen Lehre der deutschen Gesellschaft für Mycologie folgt. Dort heißt es: "Schleierlinge zählen nicht zu den Speisepilzen".
Hierbei handelt es sich durchaus um einen guten und richtigen Rat, denn für die meisten unserer ratsuchenden Pilzfreunde sind die Schleierlinge ganz allgemein unglaublich schwierig zu bestimmen und wer setzt sich schon gerne mit dem Mikroskop oder dem Bestimmungsbuch an den Kochtopf? Nicht umsonst kursiert - und nicht nur bei den Pilzlaien, sondern auch bei so manchen Pilzsachverständigen - im Bezug auf die Gattung der Cortinarien der schöne Spruch: "Die Schleierlinge sind mir schleierhaft".

Wer also den hier beschriebenen Blaustiel-Schleimfuß wirklich 100%ig sicher kennt, der wird ihn sowieso als leckeren Speisepilz schätzen und essen, wem unter den Pilzsammlern die Schleierlinge aber wirklich eher "schleierhaft" vorkommen, dem sei dringend geraten, die Finger davon zu lassen. Ich denke das ist der beste Rat, den ich hier an dieser Stelle geben kann. Jedenfalls gibt es aus diesem Grund an dieser Stelle keine Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes.


Besonderer Tipp für Nordlandreisende

Der Blaustiel Schleimfuß ist ein sehr häufiger Begleiter der Fichten auf den sauren und moorigen Böden der norwegischen Gebirge, aber auch in ganz Restskandinavien leicht zu finden.