Der Pilz des Dezember 2004

Seidiger Ritterling

- Seidiger Ritterling -
- Tricholoma -
- Norwegisch: Silkemusserong -
- sehr guter bis hervorragender Speisepilz -

Gattungszuordnung

Der Seidiger Ritterling ist einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Blätterpilzverwandten (Agaricales)
- Familie der Ritterlingsartigen (Tricholomataceae)
- Gattung der Ritterlinge (Tricholoma)



Der Seidiger Ritterling in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 78/2
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 350/2 erwähnt
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 246/2
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 000
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 292/1
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 156/1

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Allgemeine Beschreibung:

Die Ritterlinge; Tricholoma; Norwegisch, Musserong, sind generell keine leichte Gattung und bei den meisten Speisepilzsammlern aus diesem Grunde nicht allzu beliebt.
Dabei gibt es in dieser Gruppe mehrere sehr gute Speisepilze, allerdings aber auch einige sehr heftig wirkende äußerst giftige Arten und eine extrem giftige Art, den Tigerritterling, der hier und heute aber nicht beschrieben werden soll, da er als Verwechslungspartner zu unserem Pilz des Monats nicht in Frage kommt.
Bei den Ritterlingen handelt es sich im Großen und Ganzen um mittelgroße bis große fleischige Arten mit zumeist ringlosem Stiel und am Stiel ausgebuchtet angewachsenen Lamellen.
Die Wuchsform der Lamellen erzeugt beim Betrachten des Pilzes von der Stielbasis zur Stielspitze hin den Eindruck, als wäre der Stiel ein Burgturm, um den herum sich ein Wassergraben befindet.
Dieser so genannte "Burggraben" ist allen Ritterlingen gleich und somit eines der wichtigsten Merkmale, um die Ritterlinge überhaupt als solche zu identifizieren.
Darüber hinaus haben alle Ritterlinge weißes, inamyloides (mit Melzers Reagenz: eine Jod/Jod-Kali-Verbindung, nicht blaugrün verfärbend) Sporenpulver.
Alle Ritterlinge sind Mykhorrizapilze; sie leben also in enger symbiotischer, für beide Seiten wertvollen Verbindung zu lebenden Pflanzen. Auch die im September 2004 vorgestellten Grünlinge gehören mit zu der Gattung der Ritterlinge.

Beschreibung der Art:

Hut 5-10 cm, rein weiß, feucht schmierig, schnell trocknend und dann flaumig seidig und matt glänzend. Jung rundlich gewölbt, bald konvex aufgeschirmt, trotz fleischiger Mitte verhältnismäßig dünnfleischig, besonders zum Rand hin. Lamellen dünn, eng/dicht stehend, weiß, vor dem Stiel ausgebuchtet und dann am Stiel mit kleinem Zahn herablaufend. Stiel 5-9 cm x 1-2 cm, fein faserig bis fast kahl, weiß und voll. Geruch neutral bis leicht aromatisch mehlartig. Geschmack mehlartig; Sporenpulver weiß.



Seidiger Ritterling

- Seidiger Ritterling -
- Tricholoma -
- Norwegisch: Silkemusserong -
- sehr guter bis hervorragender Speisepilz -



Vorkommen:

August bis Oktober in Laub- und Mischwäldern, besonders bei Buchen, Eichen oder Birken auf kalkarmen, aber nicht übersäuerten, gern sandigen Böden.

Verwechslungen:

Hauptsächlich kann der Seidige Ritterling mit seinen ungenießbaren bzw. leicht giftigen Verwandten verwechselt werden. Unter anderem mit dem Strohblassen Ritterling, der auch Unverschämter Ritterling genannt wird, Tricholoma album, Synonyme:Tricholoma stipaophyllum, Tricholoma lascivum, Tricholoma pseudoalbum; Norwegisch: Eikemusserong, der jedoch, wegen seinem unangenehmen, an fauliges Wasser erinnernden Geruch und seinem bitterlichen Geschmack als ungenießbar gilt.



(zurzeit noch kein Bild vorhanden)

- Strohblasser Ritterling oder Unverschämter Ritterling -
- Tricholoma album, Synonyme:Tricholoma stipaophyllum, Tricholoma lascivum, Tricholoma pseudoalbum -
- Norwegisch: Eikemusserong -
- kein Speisepilz -



Als weiterer Verwechslungspartner käme der ebenfalls ungenießbare Lästige Ritterling, Tricholoma inamoenum, Norwegisch: Stankmusserong, infrage, der aber ganz besonders in Gebirgs-Nadelwäldern auf kalkhaltigen Böden vorkommt und einen unangenehmen leuchtgasartigen Geruch ähnlich dem Schwefelritterling verströmt.



(zurzeit noch kein Bild vorhanden)

- Lästiger Ritterling -
- Tricholoma inamoenum -
- Norwegisch: Stankmusserong -
- kein Speisepilz -



Weiterhin sind weiße Formen des leicht giftigen Seifenritterlings als Verwechslungspartner denkbar; der seifige, an Waschlauge erinnernde Geruch sollte hier jedoch ein deutliches Warnsignal sein.
Grundsätzlich gilt hier, dass es sehr, sehr viele weiße Pilzarten, vom Champignon über den weißen Knollenblätterpilz bis hin zu weißen Risspilzen, Ackerlingen usw. gibt.
Alle diese Pilze unterscheiden sich auf die eine oder andere Art von einander, aber nicht immer ist es dem Laien ohne Anleitung möglich, diese Unterscheidungsmerkmale zu kennen und zu erkennen.
Es soll deshalb hier an dieser Stelle nochmals eindringlich auf die Möglichkeit der Beratung durch einen Pilzsachverständigen hingewiesen werden.
Übrigens gerade in Skandinavien werden in der Hauptsaison Mitte August bis Mitte Oktober in den größeren Städten Pilzkontrollen angeboten. Das diesbezügliche Angebot wächst derzeit von Jahr zu Jahr deutlich an, wie auch das Interesse der Skandinavier an den Pilzen und ihren Verwendungsmöglichkeiten stetig zunimmt.
Dies mag zwar zunächst auf der Schiene "Wolle färben mit Pilzen", einer in ganz Skandinavien weit verbreiteten, ungeheuer populären Art der natürlichen Wolleinfärbung liegen, aber mit der Information über "das Wolle färben" kommen auch Informationen über die Pilze "som mat" - "als Nahrungsmittel", bei den Leuten an und die Nachfrage nach "kantareller" "Pfifferlingen" und "steinsopper" "Steinpilzen" wird von Jahr zu Jahr größer. Es lohnt sich also schon in den größeren Städten einmal nach den Zeiten für die "Soppkontroll", "die Pilzkontrolle" zu fragen.

Verwertung:

Dieser Pilz ist besonders im Süden und Westen Norwegens in den Küstenregionen mit gemäßigtem Klima und gutem Wachstum von Eichen, Buchen und anderen Laubbäumen bekannt und wird dort von den Pilzkennern auch gerne zu Speisezwecken gesammelt. Der Seidige Ritterling eignet sich sowohl zum Verzehr im Einzelgericht, als auch - und durch seinen Wohlgeschmack ganz besonders - auch zum "aufpeppen" von Mischpilzmahlzeiten.

Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

Zurzeit ist noch kein spezielles Rezept für diesen Pilz vorhanden, deshalb wird hier dieses Universal-Rezept angeboten:

- Pilzragout auf Toast

Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

Der Seidige Ritterling ist hier in Mitteleuropa selten, zumindest ist er nicht als häufig zu bezeichnen, während er in Norwegen bislang noch in keinem Pilzurlaub gefehlt hat.. Man beachte dabei besonders, dass in den nördlichen Regionen oftmals die Fichte als Symbiosepartner der Pilze die Buche ablöst und die Birke diese Aufgabe bei der Eiche übernimmt. Pilzarten, die also in Mitteleuropa hauptsächlich bei Buche oder Eiche zu finden sind, können daher in Skandinavien sehr wohl auch in Gebieten vorkommen, in denen ihre üblichen Hauptbegleitbäume nicht zu finden sind.
Die Fotos des seidigen Ritterlings hier auf der Seite sind in Store Milde, in der Nähe von Bergen bei Eiche entstanden.