Der Pilz des Monats April 2006

Orangefuchsiger Raukopf

- Orangefuchsiger Raukopf -
- Cortinarius orellanus -
- Norwegisch: Butt giftslørsopp -
- tödlich giftig –

Spitzgebuckelter Raukopf

- Spitzgebuckelter Raukopf –
- Cortinarius orellanoides, syn. C.
rubellus bzw. C. speciosissimus –
- Norwegisch: Spiss giftslørsopp -
- tödlich giftig –


Gattungszuordnung

Der Orangefuchsige Raukopf und der Spitzgebuckelte Raukopf sind einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Blätterpilzverwandten (Agaricales)
- Familie der Schleierlingsartigen (Cortinariaceae)
- Gattung der Schleierlinge (Cortinarius)
- Untergattung der Rauhköpfe (Leprocybe)



Der Orangefuchsige Raukopf und der Spitzgebuckelte Raukopf in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 272/2 + 272/3
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 364/3 + 366/1
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 438/1 + 438/2
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 717 / 718
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 490/2 - 491/2
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 224/1 + 224/2

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.


Beschreibung der Art im Bild oben links:
Eine ausführliche Beschreibung der Art finden Sie im Vorwort zum PdM April 2007.

Hut zwischen 3 und 9 cm, anfangs halbkugelig doch bald flach ausgebreitet mit stumpfer, gebuckelter Mittpartie.
Huthaut samtig, feinfasrig, im Alter gern auch glatt, mit orangebräunlichen bis fuchsigen Farben.
Lamellen ausgebuchtet angeheftet entfernt stehend dicklich, jung orangegelblich dann rostbraun, im jüngsten Zustand durch ein feines Gespinst gelber, hauchdünner Fäden (Cortina), die sich vom eingerollten Hutrand zum Stiel hinziehen, geschützt.
Stiel gelblich, zylindrisch, kahl bis leicht eingewachsen längsfasrig, mit leicht zuspitzender Basis, fest und voll, keine Ringzone und auch vollständig ohne sichtbare Bänderung.
Fleisch fest gelblich, unter der Huthaut rostbraun.
Geruch schwach bis rettichartig.
Geschmack mild (um Himmelswillen bloß nicht probieren!!! tödliche Gefahr). Sporenpulver rostbraun.


Orangefuchsiger Raukopf

Orangefuchsiger Raukopf

- Orangefuchsiger Raukopf -
- Cortinarius orellanus -
- Norwegisch: Butt giftslørsopp -
- tödlich giftiger Pilz –


Vorkommen:

Der orangefuchsige Raukopf ist wesentlich seltener als sein spitzgebuckelter Bruder und kommt von August bis Oktober einzeln bis gesellig in wärmebegünstigten Laubwäldern bei Buche und besonders bei Eiche vor.


Beschreibung der Art im Bild oben rechts:
Spitzgebuckelter Raukopf, Cortinarius rubellus, spiss giftslørsopp

Hut bis 8 cm, kegelig bis spitz gebuckelt, alt glockig gewölbt.
Huthaut feinschuppig, feinfasrig bis fast samtig, orangebraun bis fuchsig rostbräunlich, Rand lange eingerollt mit gelblich-braunen Resten der Gespinstfäden (Cortina auch Velumfäden genannt), die beim Aufschirmen entweder am Stiel oder am Hutrand hängen geblieben sind.
Lamellen dicklich, entfernt stehend, untermischt, abgerundet angewachsen, zunächst zimtfarben, dann rostbräunlich.
Stiel bis 1,5 x 10 cm, zylindrisch, schlank-keulig, doch oft verbogen, längsfasrig, rost- bis orangebräunlich, geschmückt mit darüber liegenden deutlich sichtbaren dicken, gelblichen Velumgürteln/Velumbändern ( das nennt man auch: „genattert“).
Fleisch gelblich fest und voll, im Stiel gern etwas rostbraun.
Geruch schwach rettichartig.
Geschmack mild (nicht probieren !!! tödlich giftig!).
Sporenpulver rostbraun.


Spitzgebuckelter Raukopf

Spitzgebuckelter Raukopf

- Spitzgebuckelter Raukopf –
- Cortinarius rubellus –
- Norwegisch: Spiss giftslørsopp –
- tödlich giftiger Pilz –


Vorkommen:

Von August bis Oktober einzeln bis gesellig - lokal sehr häufig - in sauren Nadelwäldern, am liebsten in moorigen Fichtenwäldern des Mittelgebirges zwischen Torfmoosen, bei Heidekraut und Erika. Sehr weit verbreitet, in Skandinavien sicher einer der häufigsten Schleierlinge. Der Pilz ist wie sein oben beschriebener Bruder tödlich giftig.

Bitte beachten Sie unbedingt auch unsere unten stehenden besonderen Hinweise für Nordlandfahrer.

Verwechslungen:

Der Löwengelbe Raukopf, der Spitzgebuckelte Raukopf und der Orangefuchsige Raukopf sind alle mit- und untereinander verwechselbar. Alle drei Arten sind giftig bis tödlich giftig.


(Zurzeit kein Bild vorhanden)

- Löwengelber Raukopf –
- Cortinarius limonius –
- Norwegisch: Oransjeslørsopp –
- kein Speisepilz, da giftverdächtiger Pilz –


Verwertung:

Aus der Gattung Cortinarius, Untergattung Leprocybe - Rauhköpfe, gibt es ca. 30 Arten. Alle sind giftig und mehrere davon tödlich giftig. Die bekanntesten zwei Vertreter haben wir versucht Ihnen hier nahezubringen.
Der Orangefuchsige - wie auch der Spitzgebuckelte Raukopf galten über eine sehr lange Zeit hinweg als sehr gute und wohlschmeckende Speisepilze.
Erst als in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in Polen eine große Anzahl von Teilnehmern einer Hochzeitsgesellschaft nach cirka 3 Wochen plötzlich und unerklärlich akut erkrankten und nicht weniger als 19 Personen davon an akutem Nierenversagen verstarben, begann man diese „Epidemie“ genauer zu untersuchen. Dabei stellte man schnell fest, dass alle erkrankten Personen an der einen bestimmten Hochzeitsgesellschaft teilgenommen und dort beim Essen auch den Orangefuchsigen Raukopf verzehrt hatten. Genauere chemische Untersuchungen in diversen europäischen Lebensmittellabors erbrachten den Beweis der Existenz des bis dato unbekannten schwer toxischen Nierengiftes Orellanin.
Die Latenzzeit ist extrem lang; so dauert es je nach Menge des aufgenommenen Giftes immerhin zwischen 2 und 21 Tage bis es zum Auftreten der typischen Sympthome einer intensiven Nierenschädigung kommt. Dann kann es jedoch oft schon zu spät sein, wenn man die Vergiftung überhaupt mit dem vor Wochen gegessenen Pilz in Verbindung bringt.
Der besonderen Hinterhältigkeit dieses heimtückischen Pilzgiftes war es also zu verdanken, dass erst so viele Menschen ihr Leben lassen mussten, bevor die Giftigkeit dieser Pilzarten überhaupt erkannt wurde. Wieviele Menschen im Laufe der früheren Jahrhunderte ganz einfach und unerklärlich durch das akute Versagen der Nieren gestorben sind, bei denen niemand überhaupt an eine Pilzvergiftung gedacht hat, dürfte erheblich sein.

An dieser Stelle deshalb nochmals die dringende Bitte und Warnung an unsere Leser:
Sammler, die Pilze mit gelbbraunen bis orangerotbraunen Fruchtkörpern sammeln, sollten die hier beschriebenen Rauhköpfe unbedingt kennen!
Hände weg von allen unbekannten Pilzen! Diese gehören nicht in den Kochtopf, auch dann nicht, wenn man glaubt, sie mit Hilfe des Internets oder eines Pilzbuchs bestimmt zu haben. Legen Sie Ihre unbekannten Funde unbedingt nochmals einem Pilzsachverständigen vor; er wird sie gern beraten und Ihnen die Unterschiede zwischen z.B. essbaren Pfifferlingen und den tödlich giftigen Rauhköpfen erklären.


Auch die hier vorgestellten Rauhköpfe werden in Norwegen wie in Schweden und Finnland zum Färben von naturbelassener Schurwolle benutzt und ergeben schöne gelbbraune Farben.


Besonderer Tipp für Nordlandreisende

Der Spitzgebuckelte Raukopf hat in Skandinavien in 2003 und 2004 mehrere sehr schwere Vergiftungen durch Verwechslung mit Pfifferlingen und Trompetenpfifferlingen in Verbindung mit unzureichender Pilzkenntnis und der leichtsinnigen Pilzbestimmung übers Internet verursacht!
Er steht sehr häufig mit Pfifferlingen an den gleichen Wachstumsorten und dort dann zum Teil wild durcheinander. Zum Verwechslungsthema zwischen Pfifferlingen und dem spitzgebuckelten Raukopf hat die hervorragende Pilzkennerin, Pilzsachverständige, Pilzbuchautorin und Herausgeberin der Pilzzeitschrift „Der Tintling“, Frau Karin Montag einen Thriller geschrieben mit dem Titel "Tödliche Pilze", den wir gerne als Urlaubslektüre empfehlen möchten.

Zum Schluss noch ein Bild, das aufzeigt, wie schwierig es sein kann, die beiden Arten zumindest im Kleinstadium zu unterscheiden.

Siehe auch Pdm Juli 2001...



Bestimmung der jeweiligen Pilze im Bild von links nach rechts:

- Pilz Nr. 1 = Pfifferling
- Pilz Nr. 2 = Pfifferling
- Pilz Nr. 3 = Pfifferling
- Pilz Nr. 4 = Spitzgebuckelter Rauhkopf
- Pilz Nr. 5 = Spitzgebuckelter Rauhkopf
- Pilz Nr. 6 = Spitzgebuckelter Rauhkopf




Bestimmung der jeweiligen Pilze im Bild von links nach rechts:
- Pilz Nr. 1 = Spitzgebuckelter Rauhkopf
- Pilz Nr. 2 = Pfifferling
- Pilz Nr. 3 = Pfifferling
- Pilz Nr. 4 = Spitzgebuckelter Rauhkopf
- Pilz Nr. 5 = Pfifferling
- Pilz Nr. 6 = Spitzgebuckelter Rauhkopf