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Der Pilz des Juli 2004

- Birkenporling -
- Piptoporus betulinus (Bull.:Fr.) P.Karst. -
- Norwegisch: knivkjuke -
- kein Speisepilz -
Gattungszuordnung
Der Birkenporling ist einzuordnen in die
- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Nichtblätterpilzverwandten (Aphyllophorales)
- Familie der Porlingslingsartigen (Polyporaceae s. lat.)
- Gattung der Zungenporlinge (Piptoporus)
Der Birkenporling in der Literatur
Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.
Beschreibung der Art:
Hut jung kugelig, knollig aus dem befallenen Birkensubstrat hervorbrechend, später halbkreisförmig und zwischen 8 und 25 cm breit, jedoch sich zum Substrat hin verjüngend, kissenförmig gewölbt; Oberseite erst grauweiß und später graubräunlich, kahl glatt, ungezont, ledrig zäh; Huthaut gut abziehbar.
Röhren kurz (2-8 mm), nur im frischesten Zustand vom Hutfleisch ablösbar.
Poren winzig und rundlich, 3 - 4 pro mm².
Fleisch weiß, dick, kompakt, aber nicht faserig; frisch und jung saftig und weich; alt trocken und zäh.
Geruch und Geschmack leicht säuerlich pilzig bis schwach bitterlich.
Vorkommen:
Der Birkenporling kommt ausschließlich auf der Birke vor und ist ein vakultativer Parasit, der einzeln bis gesellig das ganze Jahr über sowohl an noch lebenden, aber geschwächten Birkenbäumen, als auch auf abgestorbenen, stehenden oder bereits liegenden Birkenstämmen wachsend vorkommt. Er erzeugt eine aktive Braunfäule ( das Holz zerfällt würfelartig, wie das sonst meist nur bei Nadelbäumen deutlich sichtbar wird), das Splintholz bleibt noch lange erhalten.
Der Pilz kommt überall in Europa vor, wo es Birken gibt und folgt seinem Wirt auch in die unwirtlichsten lebensfeindlichsten Gebiete - es sei darauf hingewiesen: Die Birke ist ein Pionierbaum, der stets versucht in Gebiete vorzudringen, die bislang ohne nennenswerten Bewuchs waren. Die Birke pflegt deshalb immer mit einer besonders großen Anzahl an Mykorrhizapilzen als Symbiosepartner eine Verbindung einzugehen, kann aber im Alter trotz des aktiven antibiotischen Wurzelschutzes, den ihr die Mykorrhizapartner zukommen lassen, selbst Ziel parasitischer Aktivitäten werden.
Verwechslungen:
Der sehr seltene Eichen-Zungenporling soll dem Birkenporling ähnlich sehen - dieser wurde vom Verfasser jedoch noch nie gefunden.
Eine Verwechslung bleibt jedoch ohne Folgen, da es sich bei dem Birkenporling nicht um einen Speisepilz handelt.
Verwertung:
Grundsätzlich gilt der Birkenporling wohl zu recht aufgrund seines säuerlichen, leicht bitterlichen Geschmacks und immer, zumindest schwach zähen Fleisches, als "Kein Speisepilz".
Giftig ist er jedoch nicht, und es gibt Naturvölker in Mitteleuropa und besonders in Nordeuropa, die den Pilz sehr wohl zu Speisezwecken im ganz jungen, noch sehr weichen Zustand verwenden.
Ansonsten ist hier auch der norwegische Begriff "knivkjuke" (Messerporling) zu beachten. Da der Pilz zunächst einmal immer kompaktfleischig und weich ist, konnte man in früheren Jahrhunderten, wenn man für sein Messer keine Scheide hatte, dieses einfach in einen Birkenporling stecken, schonte somit die Klinge und konnte das Messer gefahrlos mit sich herumtragen. Trocknete der Pilz aus, blieb die einmal geschnittene Kerbe erhalten und es war so gewährleistet das Messer immer wieder in dieselbe Scheide zurückstecken.
Heute ist dieser Brauch natürlich längst in Vergessenheit geraden, aber der Verfasser hatte bereits einmal versuchsweise eine solche Scheide gebastelt und es funktionierte recht gut; nur, durch den Trocknungsvorgang wurde der Pilzumfang kleiner und plötzlich stach die Messerspitze durch die Pilzhaut. Fazit: Der Pilz muss großzügig genug dimensioniert sein, damit nach Abschluss des Trockenvorgangs das Messer in seinem vollen Blattumfang vom Pilz umschlossen bleibt.
In Norwegen wurden deshalb immer nur frische Pilze verwendet. Diese wurden auch bei Tisch verwendet. Große Pilze wurden dazu auf den Tisch gestellt und man konnte während des Essens sein Messer, - wenn es gerade nicht gebraucht wurde - dort hineinstecken.
Besonderer Tipp für Nordlandreisende:
Der Birkenporling ist in ganz Skandinavien zu finden. Die dort oben ausgebildeten Fruchtkörper sind meist von deutlich besserer Qualität und schöner und kräftiger als in Mitteleuropa. Dies kann jedoch auch ein subjektiver Eindruck des Verfassers sein.
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