Sonntag, 28.7. - Mittwoch, 31.7.
Nachdem wir ausgeschlafen haben, brechen wir am Sonntag den 28.07. auf, um uns ein typisches Ausflugsziel der Insel anzusehen. Das Kirkeporten – das Kirchenportal. Dieses Gebilde ist aus so weichem Sandstein, daß man mit den Fingernägeln Rillen in den Stein kratzen kann. Man erreicht es zu Fuß in wenigen Minuten vom Parkplatz aus. Auf unserem Weg dahin werden wir immer wieder von Rentieren begleitet. Selbst Cindy stört die überhaupt nicht.
Nach diesem kurzen Spaziergang fahren wir weiter. Erst müssen wir ja mit der Fähre zurück zum Festland. Dann geht es entlang des Porsangen Richtung Hammerfest.
Unterwegs erleben wir nicht nur viele Rentiere die es sich mitten auf der Straße gemütlich machen, sondern auch immer wieder Schafe. Die Tiere lieben wohl die Wärme des Asphaltes. Die kritischste Szene war wohl als wir kurz vor dem Ende eines Tunnels, in einer Kurve eine Vollbremsung hinlegen mußten, weil vor uns ein Bus stand. Der kam nicht weiter, weil eine ganze Rentierherde auf der Straße lag und die Touries, alles Japaner, das natürlich fotografieren mußten.
Dann verlassen wir die Küstenstraße E6 für einen Abstecher nach Hammerfest.
Direkt am Ortseingang von Hammerfest, an einer Tankstelle findet man den Campingplatz. Man darf sich diesen Platz allerdings nicht als üblichen Campingplatz vorstellen, sondern es ist ein teilweise geteerter, teilweise geschotterter Platz der terrassenförmig angelegt ist und nur für die Durchreise einen Stellplatz darstellt. Trotzdem legten wir hier unsere erste große Wäscherast ein. Für Cindy war dieser Platz auch ein Erlebnis. Rentiere kamen bis an unser Wohnmobil heran und begrüßten uns. Cindy bekam sogar „Nasenkontakt“ zu den unglaublich zutraulichen Tieren.
Hier haben wir die schönsten, unvergessenen Sonnenuntergänge dieses Urlaubs erlebt. Am Dienstag fahren wir weiter. Vorbei an Alta, die Küstenstraße E6 Richtung Narvik.
Auf dieser Tagestour sehen wir auf einmal bei den sonst üblichen grünen Bergen einen Braunen. Als wir näher kommen, merken wir auch noch, das er sich bewegt. Dann erkennen wir, daß sich auf dem Berg eine Rentierherde befindet. Das müssen mehrere tausend Tiere sein. Ein absolut überwältigender Anblick.
Immer wieder sehen wir Täler die an die Beschreibungen aus dem Buch von Tolkiens „Herr der Ringe“ erinnern. Man rechnet eigentlich jeden Augenblick damit, das hinter einem Baum ein Hobbit, ach nein Verzeihung wir sind ja in Norwegen, also ein Troll hervorspringt. Es ist wirklich wie im Märchen.
An den Wegen bieten Samen, die Ureinwohner Skandinaviens (man sagt übrigens nicht Lappe; das hören die gar nicht gerne), immer wieder ihre Ware an. Rentierfelle, Messer und allerlei Trödel. Auf einem der Parkplätze halten wir auch und schauen uns die Sachen an. Kaufen tun wir diesmal allerdings nichts, sondern ziehen weiter. Die Frau der Familie schaut uns „ganz eigenartig“ hinterher.
Wenige hundert Meter weiter, an einem Berg am Langfjord bei Alteidet, genau um 15.00 Uhr passiert es dann. Motor aus. Gar nichts mehr. Wir rollen rückwärts den Berg wieder runter, in die Einfahrt eines Bauernhofes hinein, um von der Straße zu kommen. Es tut sich absolut gar nichts mehr am Auto. Der Aufbau funktioniert einwandfrei. Erst dachte ich der Kraftstoffilter sei verstopft. Einen Ersatzfilter hat uns der Vermieter uns ja vorsorglich mitgegeben. Den tausche ich erst mal aus. Aber das hilft auch nicht. Lange telefonieren wir mit Vermieter Junior (Kfz-Mechaniker) und dem AvD, bei dem wir einen Schutzbrief haben. Die telefonische Ferndiagnose von Junior hilft uns leider nicht weiter, aber der AvD besorgt uns ein Abschleppunternehmen, das vorbeikommen kann. Der Abschleppdienst ruft uns auch recht schnell an (übrigens in Deutsch) und teilt uns mit, das neben den Kosten die der AvD übernimmt, für uns ein Anteil von DM 1.200,00 bleibt.!! :-( Und das für die ca. 80 km von Alta hierher. Mir verschlägt es die Sprache und ich lehne die Hilfe ab. Irgendwie, so denke ich, kommen wir schon zurecht. Da sich ja überhaupt nichts tut denke ich an eine Sicherung, einen Kabelbruch oder so was ähnliches.
Und dann erleben wir norwegische Gastfreundschaft. Die Bauern in deren Einfahrt wir stehen können uns zwar am Auto nicht helfen, bieten aber an, einen benachbarten Pannenservice zu benachrichtigen. Das sei zwar kein Offizieller, aber der repariere vom Mofa bis zum großen Truck und den Landmaschinen alles. Und Diesel sei schließlich Diesel. Das Angebot nehmen wir natürlich dankbar an. 1 Stunde soll der brauchen, bis er bei uns ist.
Die Zeit überbrückt unser freundlicher Bauer, den wir mittlerweile mit Dosenbier versorgt haben, mit einem Rundgang über seinen Hof. Stolz zeigt er uns seine Zucht. Mehr als 40 Huskys hat er. Mit denen muß er jeden Tag trainieren. Im Sommer mit einem vierrädrigen Motorrad, im Winter mit dem Schlitten. Na, der weiß bestimmt nicht was Freizeit ist. Und sein Hof ist auch nicht gerade klein, aber mit seinem Bruder zusammen wird der bewirtschaftet.
Die Huskys sehen toll aus mit ihren eisblauen Augen; und alle topgepflegt. Jeder hat seine eigene Hütte und der Zwinger ist toll sauber.
So verfliegt die Stunde und der Mann vom Abschleppdienst taucht auf. Auf die Schnelle kann er auch nichts finden und bietet uns an, mit ihm zu seiner Werkstatt zu fahren, damit er es in der Werkstatt morgen reparieren kann. Er hebt unseren Fiat vorne an und schleppt uns so ab. Und jetzt bekommen wir mit, was es hier heißt: „Der Abschleppdienst in der Nachbarschafft!“. Fast 50 km werden wir nach Badderen abgeschleppt. Aber es liegt ja auf dem Weg. Seufz!
Vor seiner Werkstatt haben wir dann übernachtet und am Mittwoch (31.07.) findet er auch recht schnell den Fehler. Es ist ein Kabelbruch. Er legt ein „fliegendes Kabel“, da er so schnell nicht an den Kabelbaum kommt... und wir sind wieder flott. Mir zwei Flaschen Rotwein können wir den Preis für das Abschleppen ganz beträchtlich runterhandeln.
Wir fahren weiter und bleiben heute recht früh an einem Fluß bei Moen stehen. Hier sind bereits zwei deutsche Wohnwagen auf dem Platz und wir gesellen uns dazu. Nach dem Abendessen kommen wir mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Gemeinsam trinken wir zwei Fläschchen Rotwein. Als ich so nebenbei fallenlasse „und jetzt ein ordentliches Weizenbier“ verschwindet einer der Bayern und kommt mit einem Hefeweizen im Glas zurück. Das habe ich mir dann zu fortgeschrittener Stunde, morgens um 2.00 Uhr bei 6°C schmecken lassen. Es war ja schließlich immer noch richtig hell. |