Mitgliederbericht
 

Ort: Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark

Zeit: 18.7.-16.8.2000

Autor:

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Die Reise zum Nordkap 1996
 
Der Beginn einer langen Wohnmobilfreundschaft

 

Vorgeschichte

Während unseres Urlaubs in Ursvik (Schweden, Ostküste bei Söderköping) 1995 haben wir am Götakanal wunderschöne Yachten gesehen. Dabei bekamen wir Lust, uns ein kleines Motorboot zu kaufen. Da die Nutzung eines Bootes für uns allerdings sehr eingeschränkt ist, beschlossen wir verschiedene Wohnmobile zu betrachten. Auf der Heimfahrt fingen wir damit an und während wir auf die Fähre in Göteborg nach Kiel warteten, habe ich vor uns ein Wohnmobil aus Recklinghausen (meiner alten Heimat) gesehen. Den Besitzer weckte ich kurzerhand und quetschte ihn über das Reisen in einem Wohnmobil gründlich aus. Als Ergebnis dieses Gespräches diskutierten wir so ziemlich die ganze Heimfahrt über das Thema Caravaning. Dabei erinnerten wir uns, daß ein alter Freund meines Vaters ja Wohnmobile vermietet.
So kam es, das wir uns an diesen gewendet haben, um ein Wohnmobil zu mieten. Ja, .... und wo fährt man mit einem so tollen Wohnmobil schon hin, wenn man anschließend auch ordentlich was erlebt haben will – zum Nordkap; und das für 4 (vier) Wochen. Also sind wir zum Vermieter gefahren, haben uns das Wohnmobil angeschaut und festgestellt, das so ein Ding ja ganz schön groß ist. Unser Entschluß stand aber sofort fest. Das wollen wir haben und damit geht’s dann los. Die Ausstattung war prima.

Es handelte sich um einen LMC Liberty 6400.

Der gemietete LMC bei Karlstadt

Dieser LMC ist 6,4m lang und hat einen großen Alkoven. Das Fahrzeug sitzt auf einem Fiat Ducato mit 75 PS. Das ist zwar etwas wenig Leistung, aber es reicht, schließlich hat man ja Urlaub. Nur LKWfahrer die man auf ebener Strecke gerade überholt hat, laufen am Berg im LKW Überholverbot dann langsam rot an. Neben einer schönen Dinette gegenüber dem Eingang, ist hinten Links noch eine 2er Sitzgruppe, die wir dann später allerdings immer zu den für die Kinder nutzbaren Stockbetten umgebaut gelassen haben. Hinten rechts war das Badezimmer mit separater Dusche. Die wiederum war für uns eher ein Abstellplatz für alles mögliche; Hundefutter, Wein, Regenschirme..... . Das Fahrzeug war 4 Jahre alt, hatte aber erst 55000 km drauf. Für Wasser war auch ausreichend gesorgt. Immerhin hatten wir 180 Liter in den Tanks und die Toilette war eine Festtanktoilette. In dieser Größenordnung von Fahrzeug eine Seltenheit.

Der Reisebericht soll dem Leser einerseits ein wenig über Land, Leute und Strecke sagen, das Reisen im Wohnmobil beschreiben, aber auch ein wenig über die Kosten und andere Gegebenheiten darlegen.

Das Hilfreiche an skandinavischen Ländern ist, das es in jeder größeren Stadt eine Touristeninformation gibt, in der man sich über die Region und die Stadt informieren kann und Prospekte bekommt. In den meisten dieser Büros wird Deutsch, in allen aber Englisch gesprochen.

Die Möglichkeiten sich mit dem Wohnmobil in die freie Natur zu stellen ist in Schweden, wie auch in Norwegen beinahe uneingeschränkt. Lediglich in der Schären - Region bei Oslo und zwischen der norwegisch/schwedischen Grenze bis nach Göteborg ist es ratsam sich auf die Campingplätze zu stellen. Die Kosten hierfür sind wesentlich geringer als in Deutschland oder Dänemark. In fast allen Fällen bezahlt man lediglich die Gebühr für das Wohnmobil, nicht aber, wie in den anderen genannten Ländern, noch mal extra für die Personen. Der durchschnittliche Platz kostet etwa 23,-- bis 30,-- DM. Nach Sommerferienschluß in Skandinavien gibt es in aller Regel auch noch einmal einen Rabatt.
Darüberhinaus haben wir die Erfahrung gemacht, daß die Plätze mit Stromanschluß häufig die besseren sind. Man sollte sich also nicht scheuen, den geringen Aufpreis für Strom zu bezahlen.

Nun, das ganze Jahr über haben wir dann immer wieder die Route geplant, die Pack- und Einkaufslisten für den Urlaub zusammengestellt, uns mit den Reisebestimmungen beschäftigt und die Unterlagen für die Einreise von Cindy, unserer Berner Sennenhündin zusammengestellt. Nun aber genug der Vorworte, jetzt geht’s los.

Donnerstag, 18.7. - Dienstag 23.7.

Am Donnerstag den 18. Juli hat Silvia mich um 12.00 Uhr in Frankfurt auf der Arbeit abgeholt. Mit dem Golf sind wir dann nach Soest gefahren und haben unseren LMC Liberty 6400 abgeholt. Nach der gründlichen Einweisung sind wir zurück nach Hause gefahren, wo Kinder und Hund schon ganz aufgeregt auf uns warteten. Auf der Fahrt von Soest nach Mainz fiel uns schon auf, daß mit der Heizung was nicht in Ordnung war, denn die Warmluft ließ sich nicht abstellen. Wir dachten, das ließe sich morgen noch schnell regeln.
Da wir die ganzen Klamotten ja schon im Wohnzimmer gestapelt hatten, ging das Einladen ziemlich fix. Gegen 23.00 Uhr war alles an seinem Platz.

Am Freitag den 19. Juli bin ich dann zur Peugotwerkstatt gefahren, die mich aber an Fiat verwies. Die ließen auch tatsächlich alles stehen und liegen und stellten die Heizung aus. Eine Reparatur war so kurzfristig nicht möglich. Aber es war ja schließlich Sommer.
Um genau 11.48 Uhr sind wir dann gestartet. Über die A5-A7 sind wir Richtung Kassel und dann weiter über Hamburg gefahren. Auf dem Rastplatz Schmalfeld bei Bad Bramstedt haben wir dann unsere erste Nacht in einem Wohnmobil verbracht. Das war ja so richtig aufregend. Den Rastplatz haben wir uns mit vielen Löffelohren geteilt und nachdem wir uns an das vorbeirauschen der anderen Autos gewöhnt hatten, haben wir auch toll schlafen können.

Morgens (Samstag, 20.07) war es Sabrina und René ganz schön kalt, aber als dann der Tee und der Kaffee gekocht waren und wir frühstücken konnten, ging es allen gut. Nachdem wir uns also gestärkt hatten ging es weiter Richtung Legoland.
An der dänischen Grenze kamen wir gut durch und sind die E45 bis zur Abfahrt 61 Vejle gefahren. Dort geht es ab Richtung Billund über die 28 . Nachdem wir uns kurz orientierten wie man am besten hier am Legoland parken kann, sind wir ein kurzes Stück zurück gefahren, da wir hier auf der Fahrt einen schönen Waldparkplatz gesehen hatten. Hier bauten wir dann auch das erste Mal unseren neuen Gasgrill auf und ließen es uns schmecken.

Nach einer sehr ruhigen Nacht fuhren wir am Sonntag, 21.07. ins Legoland und finden es ganz toll.
Die Attraktionen reichen von den Köpfen der amerikanischen Präsidenten am Mount Rushmore, Haien, Pyramiden, Indianern, Elefanten bis zu fliegenden Hubschraubern und Bauten aus allen Teilen der Welt.
Für alle Altersgruppen war hier etwas dabei. Zeitweise hatten wir sogar Cindy mit im Park. Erst als der Trubel zu groß wurde, haben wir sie ins Wohnmobil zurückgebracht. Legoland hat im Sommer von 10.00 – 21.00 Uhr geöffnet und kostet für Erwachsene 110 DKR und für Kinder 100 DKR.
Gegen Abend waren wir dann ganz schön geschafft, haben uns aber entschlossen das kurze Stück bis Frederikshavn zu fahren, um dann morgens auf die Fähre der StenaLine zu kommen. Dabei haben wir auf dem Gelände des Bootshafens von Frederikshavn übernachtet. Es ist dort zwar nicht sehr schön, aber es reicht für eine Nacht. Es ist ruhig und unmittelbar an der Fähre. Außerdem ist die Übernachtung sehr preiswert. Duschen oder waschen kann man dort auch.

Am Morgen des 22.07. (Montags) sind wir dann um 4:30 Uhr auf die im Voraus gebuchte Fähre gefahren. Die Überfahrt Frederikshavn – Göteborg kostete Hin- und Rückfahrt DM 248,00 und dauert ca. 3½ Stunden.
Wir waren alle ganz schön aufgeregt. An Deck haben wir dann in aller Ruhe gefrühstückt. Cindy musste leider im Auto bleiben, da Hunde nicht mit an Deck dürfen. Die See war ruhig und wir haben um 7:45 in Göteborg angelegt.
Wir sind dann die 45 entlang des Vänern über Säffle und Karlstadt Richtung Norden gefahren. Hinter Karlstadt ging es dann auf die 63 für heute bis nach Brattfors kurz vor Filipstadt. Hier wagten wir uns mit dem schweren Wagen einen Waldweg hinein. Das haben wir aber nicht bereut. Wir fanden einen ganz tollen sandigen Waldparkplatz an einem See im Naturschutzgebiet Brattforsheden - parken erlaubt.
Gewundert haben wir uns gegen Abend als ständig Schweden mit den Autos ankamen, eine kleine Tasche dabei hatten, Richtung See gingen und kurze Zeit später wieder zurück kamen. Na ja, jetzt wissen wir es. Die gehen alle in die Seen schwimmen und sich waschen. Wir haben es mal ausprobiert!!? Mein lieber Schollie, ist das Wasser kalt. Am späteren Abend besuchten uns dann noch die gefährlichsten Raubtiere Skandinaviens – Schnaken!!!
An diesem Abend haben wir uns entschlossen, möglichst schnell zum Nordkap zu kommen. Immer wieder haben wir davon gehört und gelesen, daß Caravaner da oben waren und aufgrund von schlechtem Wetter nichts gesehen haben. Wir wollten also möglichst viel Zeitreserve für das Kap haben.

Am nächsten Morgen (Dienstag, 23.07.) ging es dann auch los. Nachdem ich den Wagen auf die Hauptstraße fuhr, hat sich Silvia hinters Steuer geklemmt und los ging es. Bei Kopparberg sind wir auf die 60 Richtung Ludvika, Borlänge, Falun und hier auf die 80 bis Mora. Danach ging es zurück auf die 45 vorbei am Orasjön (Jön heißt See) Richtung Ulykälla, entlang des Storsjön nach Östersund...
 
Straße gen Norden

und dann die 45 immer weiter bis nach Meselfors am Angermanälven. Erst gegen Mitternacht fahren wir auf einen Rastplatz; es ist immer noch taghell. Die Ausdauer wird belohnt mit unserem ersten Elch für diesen Urlaub. Genau um 0.05 Uhr sehen wir ihn. Alle sind erst mal wieder wach. Trotzdem bleiben wir hier zum Schlafen. Das war die bisher größte Tagesstrecke mit über 800 km.

Mittwoch, 24.7. - Freitag, 26.7.

Trotzdem geht es am Morgen früh weiter. Vorher treffen wir aber einen Landsmann der mit seinem Fahrrad von Finnland bis runter an die Südspitze Schwedens will. Alle Achtung! Nach mehreren Tassen Kaffee und Tee verabschieden wir uns und wünschen ihm weiterhin eine gute Fahrt.
Um 10.10 Uhr sehen wir unseren 2. Elch und um 12.34 sogar eine Kuh mit ihrem Elchkitz. Tolles Stück Natur hier. Gegen Mittag halten wir bei Sörsele an einem Bach und entschließen uns es hier den Schweden nachzumachen und uns im Bach zu waschen. Da es sehr sonnig ist, stürze ich mich ins Wasser und kriege fast einen Schlag. Meine Güte ist die Brühe kalt. Da die Kinder aber am Ufer stehen und zuschauen, greife ich zu der Seife und wasch mich ab; schließlich will ich mich jetzt nicht blamieren. Schlimm wird‘s eigentlich beim Haarewaschen. Die Kopfhaut prickelt ganz schön. Alles in allem ist es aber herrlich erfrischend. Sabrina und René machen es mir dann nach und dann .....

Silvia möchte sich natürlich auch die Haare waschen, hat aber den Nachteil, daß sie noch sehr lange Haare hat. Da muß ne ganze Menge Wasser drüber bis der Schaum raus ist. Na ja, anschließend ist sie aber ganz schön wach. Nach dem Mittagessen geht es dann weiter. Gegen Abend kommen wir an den schönen Parkplatz am Piteälven. Auf unserem kurzen Spaziergang können wir an einer Bude frische, noch warme, geräucherte Forellen kaufen, die wir abends auch gleich verputzen. Auch hier gibt es fürchterlich viele Schnaken und das Schlimme ist, die Fliegengitter sind nicht ganz dicht. Ein wenig Klebeband hilft da enorm.

Sonnenuntergang Piteälven

Am Donnerstag den 25.07. geht es dann frisch gestärkt auf die nächste Tagesetappe. Weiter auf der 45 überqueren wir gegen 11.00 Uhr den Polarkreis, fahren dann durch den Muddus Nationalpark und in Gallivare legen wir ein kurze Rast ein. Unterwegs haben wir viele, viele Rentiere gesehen. Die Landschaft ist einfach wunderschön. Manchmal kommt man sich vor wie in einer Märchenlandschaft. Die Bäume werden immer niedriger und die Büsche immer kräftiger. Seen begleiten uns die ganze Strecke über.
Nachdem wir Kiruna linker Hand liegen lassen, fahren wir in Keresuando über die finnische Grenze. Das ist hier das skandinavische Dreiländereck. Hier steht kein Posten, nix. Komische Grenze. Kurz danach gibt es aber eine Hütte, in der René sich ein Rentierfell kauft. Uns treibt es aber weiter und so fahren wir nach dem kurzen Stück Finnland (über die 93) über die Grenze nach Norwegen. Über Kautokeino, fahren wir durch einen wunderschönen Canyon zur Küstenstadt Alta. Der Canyon verdient es eigentlich, daß man hier mehrere Pausen einlegt aber... Sabrina bekommt die Fahrt nicht oder hat was schlechtes gegessen; auf jeden Fall wird ihr speiübel. Als wir deswegen halten und aussteigen, werden wir von den Schnaken sehr höflich scharenweise begrüßt. Diesen Kannibalen kann man nicht wiederstehen. Man flüchtet zurück ins Auto, klemmt sich hinter das Steuer und haut ab.
Genau um Mitternacht fahren wir auf einen schnakenfreien Parkplatz in Alta. Wir können es gar nicht glauben. Es ist hier taghell. Einfach irre!!

Alta um Mitternacht

So finden wir unsere Nachtruhe und frischen am Morgen noch unsere Bestände etwas auf.

Dann rückt das Ziel in greifbare Nähe.

Am Freitag wollen wir über die E6 / E69 bis zur Fähre die zur Insel Magerøya führt. Auf Magerøya ist ja das Kap. Als wir gegen 16.00 Uhr bei der Fähre ankommen, winkt die Zahlstellenbedienstete wir sollen uns beeilen. Die Fähre will ablegen. Sofort entschließen wir uns doch noch heute von Kåfjord nach Honningsvåg überzusetzen.
Die Überfahrt dauert etwa 1h und es wird immer nebeliger. Als wir auf der Insel sind, wird es mit dem Nebel richtig übel. Wir suchen, und das ist wirklich wörtlich gemeint, denn man sieht mittlerweile nur noch etwa 2 Autolängen weit, einen Parkplatz für die Nacht. Wir sind glücklich einen zu finden und bleiben dort stehen.
Am Morgen ist die Überraschung perfekt. Wir stehen an einem wunderschönen Fjord und haben einen phantastischen Blick bei strahlenden Wetter.