Die Fylke im Detail
Die Telemark ist die vielleicht bekannteste Fylke Norwegens, und mit ihr verbindet man in erster Linie den Ursprung des Skisports (Telemark-Stil), den Telemark-Kanal, die Stabkirche von Heddal und den Berg Gaustatoppen. Sie bildet den östlichen Teil des "Bauches", den Norwegen südlich in den Skagerrak vorstreckt. Die Telemark wird begrenzt vom Skagerak
(Südosten) und den Provinzen (Fylker) Aust-Agder und Rogaland (Südwesten), Hordaland (Westen), Buskerud (Norden und Nordosten) und Vestfold (Osten).
Die Küstenlinie der Telemark wird in erster Linie von der Raet geprägt, die
grosse Endmoräne der letzten Eiszeit, die sich über ganz Südskandinavien
zieht und an der norwegischen Schärenküsten teilweise unter Wasser verläuft
und teilweise die Barriere gegen den Skagerak bildet.
Die Telemark ist ein elch- und biberreiches Gebiet, und in u.a. Frydesdal, Bø und Dalen kann man diesen Geschöpfen unter fachmännischer Führung etwas näher auf den Pelz rücken.
Die Telemark ist ausserdem reich an grossen Binnenseen, von denen der Nisser,
der Fyresvatnet, der Tinnsjø, der Mjøsvatn, der Totak, der Bandak, der
Nordsjø und der Seljordvatnet die wichtigsten sind.
Darüberhinaus ist die
hauptsächlich milde Landschaft der Fylke ideal für Fahrradtouren, in den Seen und an der Küste kann man wunderbar baden, und auch
Kanuten, Reiter, Bergsteiger, Kletterer und Angler können in der Telemark voll auf ihre Kosten kommen. Nissedal
am See Nisser ist das Kletterzentrum der Fylke, und der Gebirgsort Rauland ist
das telemarker Zentrum der Volkskultur und -kunst.
In Morgedal, der "Wiege des Skisportes", findet man das
Skimuseum Norsk Skieventyr, welches mit einem spannenden Film und einer
umfassenden Ausstellung über Sondre Norheim und die Erfindung und Entwicklung
des Skifahrens als Sportart berichtet.
Zwei Stabkirchen sind in der Telemark erhalten geblieben: Heddal bei Notodden,
welches die grösste und eine der am ursprünglichsten erhaltenen Stabkirchen
Norwegens ist, und Eidsborg bei Dalen (siehe Bild), eine kleine und hübsche
Stabkirche, welche weniger bekannt ist.
Von Skien aus schlängelt sich das blaue Band des Telemarks-Kanals 105 km nordwestwärts bis Dalen am Südfuss der Hardangervidda. Er wurde vor gut 100 Jahren angelegt und ist seit damals eine wichtige Verkehrs- und Transportader gewesen. Bei seiner Fertigstellung im Jahre 1892 wurde er in Europa als "achtes Weltwunder" bezeichnet. Noch heute kann man mit einem der traditionellen Kanalschiffe oder mit dem eigenen Boot oder Kanu den gesamten, hervorragend instandgehaltenen und restaurierten Kanal befahren. Dabei überwindet man 72 Höhenmeter in 8 Schleusenanlagen mit zusammen 18 Schleusenstufen.
Im Norden der Fylke steigt die Landschaft langsam zu der mächtigen Hardangervidda empor, Europas grösster Hochebene und Norwegens grösstem Nationalpark. Hier lebt die grösste wilde Rentierherde des Landes,
mit über 10.000 Tieren.
Im Südosten des enormen Hochplateaus hält der herrliche Berg Gaustatoppen
Wacht, und gen Westen hin bildet das faszinierende Haukelifjell den Vorposten zum Hochgebirge.
Erik Werenskjold: "Fra Telemarken" ("Aus der
Telemark")
Das Original hängt in der Nationalgalerie in Oslo.
Skien
Skien ist das Administrationszentrum und gleichzeitig die grösste Stadt der Fylke
(knapp 50.000 Einwohner). Die Stadt ist bekannt als der Geburtsort des berühmten norwegischen Dichters Henrik Ibsen (u.a. Peer Gynt).
Skien ist auch ein wichtiges Wirtschaftszentrum mit holzverarbeitender
Industrie. Der Name "Skien" kommt wahrscheinlich von dem norwegischen
Wort "skille", was Scheide, hier Wasserscheide bedeutet, und darauf
hindeutet, dass Skien an der Verbindung zwischen dem Meer und den Binnengewässern
liegt. Hier beginnt der berühmte Telemark-Kanal.
Nördlich der Stadt liegt das beliebte Wandergebiet Luksefjell.
Sehenswürdigkeiten:
- das Telemarkmuseum Brekkeparken, ein Freilichtmuseum mit einer einzigartigen Sammlung von Volkskunst, Möbeln und Gebäuden aus der ganzen
Provinz
- die Kirche mit einer der grössten und schönsten Orgeln des Landes, zwei Kirchtürmen (einer Seltenheit in Norwegen) und einer imponierenden
Fassade
- das Kulturhaus der Stadt, das Ibsenhaus
Porsgrunn
Skiens Nachbar und Zwillingsstadt Porsgrunn (ca. 32.000 Einwohner) wird eindeutig von der
Schwerindustrie geprägt, die hier den grössten Schwerpunkt im ganzen Land hat.
Ein wichtiger Wirtschaftskonzern, der hier angesiedelt ist, ist Norsk Hydro, der
grösste Industriekonzern des
Landes (Öl, Dünger, Plaststoffe, Leichtmetalle).
Porsgrunn besitzt darüberhinaus einen der drei grössten Häfen Norwegens.
Bekannt ist Porsgrunn aber vor allem durch seine Porzellanmanufaktur, die die einzige im Land ist und alles von Toilettenschüsseln und Waschbecken bis zum exklusiven Service herstellt und auch exportiert.
Kragerø
hat ca. 10.000 Einwohner und liegt reizvoll im Schärengarten. Es gilt als eines der hübschesten Küstenstädtchen des
Landes und wird von weisser Sørlandsarchitektur geprägt. Im Sommer wird die
Stadt von zahlreichen in- und ausländischen Touristen besucht. Die vorgelagerte Insel Jomfruland ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Rjukan
Rjukan
(6.000 - 7.000 Einwohner) liegt eingeklemmt in dem tiefen, engen Vestfjordtal,
und wurde seinerzeit im Zuge der Industrialisierung gebaut. Die frühere
Touristenattraktion Rjukanfossen, ein gewaltiger Wasserfall, wurde für die
Gewinnung von Wasserkraft in Rohre gelegt. Während einer kurzen Periode im
Sommer kann man ihn jedoch nach wie vor bewundern.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieg war Rjukan Schauplatz für dramatische
Geschehnisse. Das Wasserwerk in Rjukan war einer der sehr wenigen Orte auf der
ganzen Welt (und der einzige im Dritten Reich), der die Voraussetzungen zur
Herstellung von Schwerem Wasser hatte, welches zur Atombobenproduktion benötigt
wurde. Unter einer sehr dramatischen Sabotageaktion schafften es norwegische
Widerstandskämpfer, die ihre Basis auf der Hardangervidda hatten, die steilen
Bergwände hinunterzugelangen und das Wasserkraftwerk in die Luft zu sprengen.
Darüber und über andere Kriegsgeschehnisse wurde u.a. ein Hollywood-Film
gedreht.
Touristenattraktionen: der Gaustatoppen (siehe Bild) mit dem Skigebiet
Gaustablikk und die Krosso-Bahn, eine der wenigen Seilbahnen im Land, welche auf
die Hardangervidda hinaufführt.
Notodden
Notodden (ca. 10.000 Einwohner) liegt am See Heddalsjøen. Hier wurde 1905
Norwegens grösster Industriekonzern, Norsk Hydro, gegründet.
Bekannt ist vor allem die 5 km westlich gelegene Stabkirche von Heddal.
Seljord
Kleiner Ort am Westufer des Sees Seljordsvatnet, der in einer der schönsten
Gegenden der Telemark liegt und in erster Linie durch das mystische Seeungeheuer
Selma bekannt ist, das angeblich im See lebt. Dieses ist sogar das Motiv des
kommunalen Wappens. Selma ist die norwegische Antwort auf Nessie im schottischen
Loch Ness, doch obwohl ein schwedischer Forscher mehrere Sommer mit moderner
Ausrüstung nach ihr suchte und die Kommune alles tut, um Selma als
Touristenattraktion zu vermarkten, ist es noch ein weiter Weg, bis sie die
gleiche Berühmtheit seines schottischen Vorbildes erreichen wird.
In der Umgebung von Seljord gibt es schöne Wandermöglichkeiten, z.B. das
Lifjell.
Bø i Telemark
Landwirtschafts- und Bildungszentrum mit ca. 5.000 Einwohner. Der Ort ist
sommers wie winters ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und Skitouren auf
dem Lifjell.
In Bø liegt das Telemark Sommarland, Norwegens grösster Freilandbade-, Spiel-
und Erlebnispark. Südwestlich des Zentrums liegt der sehr markante Berg
Gygrestolen, ein beliebtes Ausflugsziel für die Lokalbevölkerung.
Weiterführende Links
Telemarkreiser -
Touristeninformation Telemark (Deutsch, Englisch)
Rauland Tourist AS -
Touristeninformation Rauland (Englisch)
Sommerland in Bø
(Englisch)
Winter in der Telemark / Skigeschichte (www.etojm.com; Deutsch)
Gaustatoppen (www.etojm.com; Deutsch)
Hardangervidda
Nationalpark (www.etojm.com; Deutsch)
WebCams
Gaustablikk
Rauland
Kragerø
Skien
Wetter
Wetterkarte
Norwegen (www.etojm.com; Deutsch)
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