Der Pilz des November 2004

Ohrförmiger Seitling

- Ohrförmiger Seitling -
- Phyllotus porrigens Syn.: Pleurocybella porrigens -
- Norwegisch: Kritt Østerssopp -
- Die Einstufung zur Verwertbarkeit dieses Pilzes ist
auch in der Fachliteratur und unter Pilzexperten sehr
umstritten; in der Literatur sind z. B. Einstufungen
von „sehr schmackhafter Speisepilz“ über „essbar“,
„ungenießbar“, bis „kein Speisepilz“ aufgeführt.
Inzwischen gibt es auch Stimmen aus der Wissenschaft,
die diesen Pilz als giftig einstufen. Weitergehende
Ausführungen von Dr. med. René Flammer zu einer eventuellen
Toxizität des Pilzes finden Sie unter dem Punkt „Verwertung“
im Folgetext. -

Gattungszuordnung

Der Ohrförmige Seitling ist einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Blätterpilzverwandten (Agaricales)
- Familie der Ritterlingsartigen (Tricholomataceae)
- Gattung der Seitlinge (Phyllotus)



Der Ohrförmige Seitling in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 220/3
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 180/1a+b
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 272/1
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 311
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 315
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 120/5

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Beschreibung der Art:

Hut 2 bis 8 cm lang und bis 5 (6) cm breit vom Substrat abstehend, erst rein weiß, im Alter gilbend, muschel- bis spatel- bis ohrförmig, dünnfleischig aber niemals gelatinös; Huthaut glatt.
Der Pilz entspringt direkt und stiellos dem Substrat auf dem er wächst. Nur die eigentliche Anwachsstelle zeigt sich etwas weißfilzig und daraus entspringen direkt die dünnen, weißen, gedrängt stehenden Lamellen.
Das Sporenpulver ist weiß und inamyloid (In Melzers Reagenz sich nicht blau verfärbend).

Ohrförmiger Seitling

- Ohrförmiger Seitling -
- Phyllotus porrigens Syn.: Pleurocybella porrigens -
- Norwegisch: Kritt Østerssopp -
- Die Einstufung zur Verwertbarkeit dieses Pilzes ist
auch in der Fachliteratur und unter Pilzexperten sehr
umstritten; in der Literatur sind z. B. Einstufungen
von „sehr schmackhafter Speisepilz“ über „essbar“,
„ungenießbar“, bis „kein Speisepilz“ aufgeführt.
Inzwischen gibt es auch Stimmen aus der Wissenschaft,
die diesen Pilz als giftig einstufen. Weitergehende
Ausführungen von Dr. med. René Flammer zu einer eventuellen
Toxizität des Pilzes finden Sie unter dem Punkt „Verwertung“
im Folgetext. -

Vorkommen:

Juli bis Oktober dachziegelartig bis gedrängt büschelig, saprophytisch auf morschen Nadelholzstümpfen und liegenden Stämmen im Gebirgshochwald, im Flachland (z.B. Norddeutsche Tiefebene, in Dänemark vollständig fehlend; in Norwegen überall bis hinauf nach Alta häufig; kann auch auf feucht liegendem, bereits verbautem Nadelholz fruktifizieren.

Verwechslungen:

Aufgrund der Größenverhältnisse kann der Laie den Ohrförmigen Seitling schon einmal mit dem ungenießbaren Laubholz-Knäueling ( auch Birken- oder Buchen-Knäueling genannt) - siehe Bild unten - verwechseln, der jedoch einen kurzen seitlichen Stiel hat und insgesamt gänzlich anders (blass-lila bis bräunlich im Hut mit schmutzigweißen Lamellen) gefärbt ist. Sein Fleisch ist zäh, sein Geruch angenehm würzig, aber der Geschmack ist bitterlich - kein Speisepilz -
Der Ohrförmige Seitling kann auch mit dem milden Zwergknäueling (Panellus mitis)/ norw.: Vinterlærhatt, verwechselt werden, der jedoch sehr viel kleiner (1 - 2 cm breit) ist und eine charakteristische, gelatinöse Huthaut besitzt, die sich bei feuchtem Wetter wie Gummi dehnen läst.

Laubholz-Knäueling / Birkenknäueling

Laubholz-Knäueling / Birkenknäueling

- Laubholz-Knäueling / Birkenknäueling -
- Panus conchatus / Syn.: Lentinus conchatus / Syn.: Panus torulosus -
- Norwegisch: Stor Lærhatt -
- kein Speisepilz -



Zurzeit kein Bild vorhanden

- Zwergknäueling -
- Panellus mitis -
- Norwegisch: Vinterlærhatt -
- kein Speisepilz -



Verwertung:

Norwegische Pilzfreunde berichteten dem Verfasser, dass sie den Ohrförmiger Seitling sehr wohl im Mischgericht verwenden, besonders, wenn sonst nur geringes Pilzwachstum herrscht.
Weil der Pilz, in Norwegen wesentlich häufiger vorkommt als in den wenigen Hochgebirgsregionen hier in Deutschland (nur Hochschwarzwald und Alpenraum) hat der Verfasser den Speisewert auch ausprobiert, obwohl alle deutschen aber auch einige skandinavische Autoren dem Pilz das Prädikat "Kein Speisepilz" gegeben haben - grundsätzlich zu unrecht gem. Meinung des Verfassers.
Die rohe Geschmacksprobe (wurde nach dem Test sofort wieder ausgespuckt) erbrachte weder positives noch negatives Geschmackserlebnis, aber auch kein negatives. Der Pilz schmeckt mild, aber fade und es ist fraglich, ob sich dies im Mischpilzgericht ändert. Lediglich für hungrige "Allesesser" stellt der ohrförmige Seitling zumindest eine "Füllung" in der pilzarmer Zeit dar.
Allerdings muss man ihn in großen Mengen finden, sonst verschwindet der dünnfleischige Pilz und geht in der Soße unter.
Dem Verfasser stellt sich aber auch die Frage, ob unter den Pilzsammlern die Not schon so groß ist, dass wirklich alles, was man findet, auch unbedingt im "Kochtopf landen muss".
Der ohrförmige Seitling sieht jedenfalls mit der kreideweißen Farbe auf den rotbraunen Fichtenstubben sehr schön aus und man kann sich doch auch einmal nur an der Schönheit des Pilzes in der Natur erfreuen, ohne gleich ans Essen zu denken.
Zudem sollte man auch die nachstehend zitierten Veröffentlichungen zu Todesfällen in Japan entsprechend berücksichtigen. Ob der Ohrförmige Seitling aufgrund der Geschehnisse in Japan in 2004 tatsächlich als „giftig“, einzustufen ist wird die weitere mykologische Detail-Forschung beantworten müssen. Bitte lesen Sie dazu die Veröffentlichung des Giftpilzexperten Dr. med. René Flammer aus der Schweiz.
Weiterhin verweisen wir zu diesem Thema auf die Beiträge im Forum der hervorragenden Pilzseite von Georg Müller.


Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

Wegen der ungeklärten Toxizität dieses Pilzes wird auf ein Rezept verzichtet.


Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

Der Ohrförmiger Seitling ist der häufigste Seitling Skandinaviens und weit in den hohen Norden bis hinauf zur Nadelbaumgrenze verbreitet.
Der Pilz wird inzwischen aufgrund der Todesfälle in Japan auch vom schwedischen PSV vorsorglich als „Giftpilz“ eingestuft.