Der Pilz des Monats Mai 2005

Schafporling / Schafeuter

Schafporling / Schafeuter

- Schafporling / Schafeuter -
- Scutiger ovinus (Schaeff.: Fr.) Murr.,
syn.: Albatrellus ovinus (Schaeff.: Fr.) Kotl. u. Pouzar -
- Norwegisch: fåresopp -
- guter Speisepilz in Norwegen -
in Deutschland wie alle anderen terrestrischen
(bodenbewohnenden) Porlinge gesetzlich geschützt
da sehr selten, bzw. z.T. vom Aussterben bedroht.

Gattungszuordnung

Der Schafporling ist einzuordnen in die
- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Nichtblätterpilzverwandten (Aphyllophorales)
- Familie der Porlingsartigen (Polyporaceae s. lat.) bzw. (Scutigeraceae)
- Gattung der bodenbewohnenden Porlinge (Scutiger)



Der Schafporling in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 496/1
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 542/2
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 104/2
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 1055
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 144/1+2
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 314/6

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Beschreibung der Art:

Hut 5 bis 15 cm breit, später ausgebreitet, wellig verformt, gern auch zu mehreren verwachsen, weiß mit gelblich ockerlichen Einsprenkelungen, älter gerne etwas rissig aufspringend.
Hutunterseite mit kurzen 1-2mm langen Röhren, die fest mit dem Hutfleisch verwachsen und nicht leicht abschiebbar sind. Porenmündungen eng, fast nicht auszumachen 2-4 je mm, weiß, bei Druck gelblich verfärbend, gilbend, Stiel kräftig, voll glatt, 3-7 cm x 1-3 cm, gern zuspitzend, weiß mit gelben Flecken und auf Druck gilbend.
Fleisch weiß und fest; Geruch und Geschmack angenehm pilzig, bei der Zubereitung erst gelblich und nach dem Kochen schmutzig rötlichbraun - rosafarben.

Schafporling / Schafeuter

Schafporling / Schafeuter

- Schafporling / Schafeuter -
- Scutiger ovinus (Schaeff.: Fr.) Murr.,
syn.: Albatrellus ovinus (Schaeff.: Fr.) Kotl. u. Pouzar -
- Norwegisch: fåresopp -
- guter Speisepilz in Norwegen -


Vorkommen:

Juli bis Oktober in Trupps, Gruppen oder Reihen büschelig verwachsen oder einzeln in Bergnadelwäldern, aber auch in Mischwäldern vorkommend. Besonders die Fichte auf Kalk hat es diesem Pilz angetan und dort wo keine Fichte wächst oder es keinen Kalk im Boden gibt, findet man auch keinen Schafporling. Die Lebensweise des bodenbewohnenden Porlings ist saprophytisch.
Der Schafporling ist wie alle seine Verwandten aus der Gattung der bodenbewohnenden Porlinge in Deutschland gesetzlich geschützt und darf nicht geerntet werden. In Norwegen findet sich der Schafporling bevorzugt in alten Fichtenbeständen und gilt dort als guter Speisepilz.

Verwechslungen:

Es gibt mindestens zwei sehr ähnliche Arten. Die erste Art, der Rötende Schafporling

- (zurzeit noch kein Bild vorhanden)-

- Rötender Schafporling -
- Scutiger subrubescens -
- Norwegisch: furufåresopp -
- guter Speisepilz -

ist der für alle Laien und für alle Fachleute makroskopisch - also ohne Mikroskop -nicht von dem oben beschriebenen Schafporling zu unterscheidenden.

Diese Art unterscheidet sich nur durch "amyloide"* Sporen sowie eine orangerötliche Verfärbung der Poren auf Druck. Da der Pilz allerdings ebenfalls essbar ist, ist hier eine Verwechslung dieser beiden Pilzarten ungefährlich.
* Weiße Sporen, die sich in Melzers Reagenz, einer Chemikalie bestehend aus Jod, Jodkali, Wasser und Chloralhydrat, blau verfärben nennt man "amyloid". Diese chemische Reaktion ist sowohl bei der makroskopischen als auch bei der mikroskopischen Pilzbestimmung eine sehr wichtige Hilfe.

Weiterhin gibt es noch den besonders in Skandinavien sehr häufig zu findenden Semmelporling. Sein Hauptunterscheidungsmerkmal zum Schafporling ist seine Größe von bis zu 30 cm im Durchmesser, seine immer schöne, semmelgelbe bis weißbrotgelbe Hutfarbe, seine rötlich-gelbliche Verfärbung bei Druck auf die sonst weiße Hutunterseite. Der Stiel ist oftmals ähnlich einem Blumenkohl strunkartig verzweigt und sein Geschmack - zumindest im fortgeschrittenen Alter - ist herb-bitter bis etwas ziehend. Er liebt die gleichen Standorte wie der Schafporling und ist in Deutaschland ebenfalls sehr selten und auf die höchsten Bergnadelwälder beschränkt. Im Flachland fehlt der Pilz vollständig. Seine Erscheinungszeit ist Juli bis Oktober.
Einige Autoren halten auch den Semmel-Porling für zumindest jung essbar; eine gewisse Unempfindlichkeit gegen die meist doch latent vorhandenen Bitterstoffe sollte dem Esser dabei allerdings nicht fehlen.
Einige meiner norwegischen Freunde, die zwar den Schafporling, nicht aber den Semmel-Porling kannten, wollten deshalb meinen Enthusiasmus, als wir bei der gemeinsamen Wanderung eine größere Anzahl von Schafporlingen fanden, nicht teilen. Sie glaubten, "alle" Schafporlinge seien bitter, bis sie von mir über den Unterschied der beiden Arten aufgeklärt wurden. Einige zusätzliche Funde des Semmel-Porlings und die sogleich erfolgten Geschmackstests förderten dann aber schnell den Unterschied zu Tage.

Semmelporling

Semmelporling

- Semmelporling -
- Scutiger confluens/A.confl. -
- Norwegisch: franskbrødsopp -
- mäßiger bis eher "kein" Speisepilz -

Ebenfalls kalkliebend, jedoch seltener unter Nadelbäumen sondern eher bei Buchen und im Buchen-Fichten-Mischwald, z.T. bis in die Niederungen, findet man den Kamm-Porling / Kratzender Kamm-Porling/Grüngelbe Kammporling, Seine Huthaut ist sparrig-schuppig wellig verformt, Farbe gelbgrün mit weißer Unterseite, Röhrenschicht deutlich weitporiger, Geschmack zunächst mild, dann aber mit einem deutlichen Kratzen im Hals.

- (zurzeit noch kein Bild vorhanden) -

- Grüngelber Kammporling -
- Scutiger cristatus -
- Norwegisch: grønn fåresopp -
- kein Speisepilz -

Zum Schluss zeigen wir hier noch einen anderen bodenbewohnenden Porling, bei dem wir das Glück hatten, einige schöne Exemplare in der Eifel fotografieren zu können. Es ist der sehr, sehr seltene und auf jeder Roten Liste (der gefährteten Pilzarten) in Europa - auch der norwegischen - stehende Rußgraue Porling.

Rußgrauen Porling

Rußgrauen Porling

- Rußgrauer Porling -
- Boletopsis leucomelaena -
- Norwegisch: gråkjuke -
- Kein Speisepilz, da leicht bitter -

Der Pilz ist in Norwegen nur mit einigen wenigen Funden bekannt, weshalb er, wenn man ihn findet, unbedingt geschont werden sollte; allerdings ist er ein zäher, winterharter Bursche, der bis hinauf ins Nordland, im Junkerdalen gefunden wurde.


Verwertung:

Da der Schafporling in Deutschland selten ist, gibt es auch kaum Rezepte.
Wenn man den Pilz in Norwegen pflückt - leider ist er fast immer sehr stark vermadet - , dann sollte man ihn einfach nur in Butter anbraten, wobei seine schöne rosa Färbung zum Vorschein kommt, genießen. Dazu ein Butterbrot mit der in Norwegen üblichen, gesalzenen Butter; das schmeckt vorzüglich.


Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

In Skandinavien achte man auf alte, unberührte Fichtenwälder, gerne auf Sand, wie sie hauptsächlich in den unberührten Urwäldern der Nationalparks vorkommen. Dort, besonders auf lichten grasigen Stellen, finden sich die Nester mit ganzen Trupps von Schafporlingen. Wie gesagt, leider ist der Pilz auch bei den Maden sehr beliebt, was dann oft damit endet, dass ein solcher Sammelplatz zum Schluss aussieht wie die Reste eines Schlachtfestes. Von daher der unbedingte Rat, sammeln Sie nur junge kleine Fruchtkörper und lassen sie alle anderen Fruchtkörper, die durch ihr Wachstum schon herzeigen, dass sie schon einige Tage im Wachstum begriffen sind, stehen. Auch wenn die Pilze noch so schön aussehen, die Maden sind ganz sicher schneller als der beste Pilzsammler, leider, und Sie wissen ja, schon Wenche Myhre sang: "beiß nicht gleich in jeden Apfel, er könnte sauer sein…"