Der Pilz des Monats August 2002


Krause Glucke

Krause Glucke Krause Glucke

- Krause Glucke / Fette Henne -
- Sparassis crispa (Wulfen in Jacq.) Fr. -
- Norwegisch: Blomkålsopp -
- Hervorragender Speisepilz -

Gattungszuordnung

Der Krause Glucke ist einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Nichtblätterpilzverwandten (Aphyllophorales)
- Familie der Gluckenartigen (Sparassidaceae)
- Gattung der Glucken (Sparassis)


Der Pilz des Monats in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 592
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 470
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 62
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 1023
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 93

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Beschreibung der Art

Der prachtvolle Pilz, mit dem Aussehen eines übergroßen halbkugeligen Badeschwammes kann gut 20 bis 50 (60) cm im Durchmesser erreichen und dabei mehrere Kilo schwer werden.
Der Pilz sitzt meist tief in der Erde mit einem dicken, innen weißen fast wurzelartigen Strunk auf dem Wurzelholz des Wirtsbaumes auf. Nach oben hin beginnen sich aus dem Strunk heraus flache, blattartige Verzweigungen als Äste auszubilden, die nach außen hin in kräftig gekräuselten Verwindungen und Rosetten enden.
Die Zweige sind biegsam und weisen zunächst eine weißgelbliche Färbung auf, die sich nach und nach ins gelbbräunliche verändert. Die hyalinen, fast farblosen Sporen werden auf der Außenseite dieser krausen Blätter gebildet.

Vorkommen:

August bis November direkt an Kiefer und seltener Fichte. Der Pilz gehört zu den vakultativen Parasiten und erzeugt bei dem befallenen Wirtsbaum eine Braunfäule, durch die das Holz nach einiger Zeit krümelig zerfällt. (siehe hierzu auch das Kapitel "Vakultativer Parasitismus").
Aufgrund der Lebensweise der Krausen Glucke als Wurzelparasit kann man den Pilz am lebenden Baum und am gleichen Standort mehrere Jahre lang finden.
Stirbt der Baum oder wird er gefällt, kann es solange die im Boden steckenden Wurzelreste bzw. der Baumstumpf dem Pilz genügend Nährstoffe liefern, noch bis zu zwei Jahre lang zu einer Fruchtkörperbildung kommen. Danach ist dann allerdings auch der Lebenszyklus des Pilzmycels der Krausen Glucke zu Ende.

Verwechslungen:

Ein möglicher Verwechslungspartner der Krausen Glucke ist der Eichhase.

Eichhase

- Eichhase -
- Dendropolyporus umbellatus -
- Norwegisch: Skjermkjuke -
- Hervorragender Speisepilz -

Der Eichhase, wächst am Grunde und auf Wurzelholz von Eichen, also ebenfalls als Parasit. Er bildet aus einem weißen Strunk Verästelungen aus, die zum Schluss in einzelnen knopfartigen, in der Mitte etwas trompetenartig vertieften, wellig verbogenen Hüten von 1-5 cm Durchmesser und graubrauner, rußiger Farbe enden. Die Hutunterseite trägt feinste Poren, weshalb der Pilz auch Ästiger Büschelporling genannt wird.
Das Fleisch ist jung weich, mild und von angenehmem Geruch, später zäh und auch der Geruch wird etwas merkwürdig. Jung ein sehr guter Speisepilz, verhältnismäßig seltenes Vorkommen.


Ein weiterer möglicher Verwechslungspartner der Krausen Glucke ist die Breitblättrige Glucke. Die Breitblättrigen Glucke kann genauso groß werden wie die Krause Glucke, aber aus einem tief im Boden steckenden fleischigen Strunk entwickeln sich blattartige, gebänderte bis gezonte Äste, die sich nach außen hin fächerförmig verzweigen. Die Breitblättrigen Glucke ist essbar, jedoch weit weniger schmackhaft als die Krause Glucke und zudem als Seltenheit zu schonen. Die Breitblättrigen Glucke wächst häufig am Fuße von Eiche, Buche und an Fichten.

Breitblättrige Glucke

Breitblättrige Glucke

- Breitblättrige Glucke -
- Sparassis laminosa Fries -
- Norwegisch: Eikeblomkålsopp -
- mäßiger bis kein Speisepilz -
- selten -

Verwertung:

Die Krause Glucke ist ein wunderbarer Speisepilz, deren gute Geschmackseigenschaften besonders nach dem Trocknen zum Vorschein kommen.
Der Grund liegt darin, dass die Krause Glucke beim Einweichen wieder vollständig auflebt, also wieder wie der frische Pilz verwendet werden kann, aber durch den Trocknungsprozess deutlich an Geschmack zunimmt.
Wer jedoch solange nicht warten möchte, zum Beispiel unterwegs auf Camping oder Hüttentour, dem sei gesagt, der Pilz ist auch frisch ein wirklicher Genuss.

Krause Glucke

- Krause Glucke / Fette Henne -
- Sparassis crispa (Wulfen in Jacq.) Fr. -
- Norwegisch: Blomkålsopp -
- Hervorragender Speisepilz -

Was die meisten Pilzsammler aber von der Verwertung abschreckt ist der unbeschreibliche Säuberungsaufwand den der Pilz erfordert. Durch das Wachstum direkt aus dem Wurzelbereich einer Kiefer heraus, nimmt der Pilz zwischen seinen feinen Ästchen, Zweigen und Blättern jede Menge an Sand, Erde, Nadeln Steinchen, aber auch an Insekten und sonstigen Kleinstlebewesen auf. Da dieser Pilz - als einer der wenigen - auch eine intensive Badekur nicht übel nimmt, kann man ihn schön zerteilen und durch eine mehrfache Wäsche erst einmal grob von den wichtigsten Schmutzteilchen befreien. Danach bleibt einem nur übrig, Teil für Teil des Pilzes einem Säuberungsprozess zu unterziehen und den restlichen Schmutz mit einem Lappen, einer Zahnbürste oder wie ein Freund dies tut, mit der elektrischen Munddusche zu entfernen. Dabei kann man leicht einige Stunden zubringen. Nicht zuletzt deshalb ist das Trocknen zu bevorzugen, denn während des Trocknungsvorganges erledigt sich so mancher Reinigungsgang von alleine. Und wird der Pilz dann wieder eingeweicht, kann dann der restliche Schmutz entfernt werden.

Krause Glucke

- Bernhard Broschart mit einer Krausen Glucke anlässlich eines Pilzseminars -

- Krause Glucke / Fette Henne -
- Sparassis crispa (Wulfen in Jacq.) Fr. -
- Norwegisch: Blomkålsopp -
- Hervorragender Speisepilz -



Doch sollte man auch daran denken, dass der menschliche Körper ca. 7 Pfund Sand und Schmutzteilchen benötigt, die der Magen- und Darmreinigung dienen.
Diese Masse müssen sie zwar nicht auf einmal zu sich nehmen, aber, wenn es bei der Krausen Glucke mal ein bisschen mehr wird, schadet es jedenfalls nicht.
Doch wie lange es auch immer dauert bis der Pilz nach ihrem dafürhalten sauber genug ist, der besondere, mit den üblichen Wildpilzen nicht vergleichbare würzige Wohlgeschmack, der immer feste - al dente - Biss, und die Verwendungsvielseitigkeit, machen die Krause Glucke zu recht zu einer gesuchten Spezialität besonders in unseren Kiefernwäldern.


Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

- Krause Glucke im Bierteig
- Krause Glucke in Käse-Sahne-Soße
- Krause Glucke ala Bolognese auf Spaghetti
- Krause Glucke auf Schinkentoast
- Pilzstreuwürze


Besonderer Tipp für Nordlandreisende

Der Pilz wird in Norwegen besonders an der Küste und dort bis hinauf nach Nord-Trøndelag gefunden, allerdings ist er sehr selten und steht auf der roten Liste.