Der Pilz des September 2004

Weißfleischiger Grünling und Kiefern-Grünling

- Weißfleischiger Grünling und Kiefern-Grünling -
- Tricholoma flavovirens, (Pers.:Fr.)L und Tricholoma auratum (Paul.:Fr.) Gill. -
- zusammengefasst unter dem Oberbegriff: "Grünling" -
- Tricholoma equerestre (L.:Fr.) Kumm. -
- Norwegisch alle Arten: Riddermusserong -

- ehemals sehr gute Speisepilze, die durch Vergiftungsfälle
ins Gerede gekommen sind. Genauere, wissenschaftlich korrekte
Daten zu den Vergiftungen fehlen noch. Solange keine völlig sicheren
Erkenntnisse vorliegen, gilt deshalb die Wertangabe: KEIN SPEISEPILZ ! -

Gattungszuordnung

Der Weißfleischiger Grünling und der Kiefern-Grünling sind einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Blätterpilzverwandten (Agaricales)
- Familie der Ritterlingsartigen (Tricholomaceae)
- Gattung der Ritterlinge (Tricholoma)



Der Weißfleischiger Grünling und der Kiefern-Grünling in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 74/1+ Syn.
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 154/1+2
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 240/1+2
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 242/243
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 288/2+Syn.
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 156/5+6

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Allgemeine Hinweise

Vom Grünling werden von manchen Autoren zwei standortabhängige Arten beschrieben.
Die eine Art, Tricholoma auratum (Paul.:Fr.) Gill., Kieferngrünling, kommt in den sandigen Kiefernwäldern vor, er ist kräftiger, stämmiger gebaut und hat ein gelbliches Hutfleisch während die andere Art, Tricholoma flavovirens, (Pers.:Fr.)Lund, weißfleischiger Grünling, im Laubwald vorkommt und im Fleisch weniger gelblich erscheint.
Im Allgemeinen werden die beiden Arten jedoch unter dem Oberbegriff, Tricholoma equerestre, Grünling, zusammengefasst, was wohl am ehesten richtig zu sein scheint. Der Laie ist jedenfalls nur sehr schwer in der Lage außer vom Standort her, echte Unterscheidungsmerkmale herauszufinden.
Die Norweger unterscheiden bei den Volksnamen der beiden Pilze nicht zwischen den einzelnen Arten; dort heißen alle Grünlinge "Riddermusserong".
In der nun folgenden Artbeschreibung wird deshalb bewusst darauf verzichtet, angebliche, oft aber nicht sichtbare Unterscheidungsmerkmale herauszuarbeiten. Unsere Artbeschreibung trifft also auf den Grünling, Tricholoma equerestre, Riddermusserong, ganz allgemein zu.

Beschreibung der Arten:

Hut 5 - 12 cm breit, jung halbkugelig, bald vollaufgeschirmt, konvex und dickfleischig. Huthaut feuchtklebrig, gelblichgrün über oliv bis braungelb oder auch grünbraun, kahl oder feinschuppig durch radial eingewachsene gelblichbraune Schüppchen.
Lamellen blassgelblich bis zitronen- oder schwefelgelb, eng bis dicht stehend, tief ausgebuchtet angewachsen und einen typischen "Burggraben" um den Stiel herum bildend.
Stiel an der Spitze weißlich, zur Basis hin gelblichbraun werdend, voll zylindrisch bis leicht keulig und voll.
Fleisch gelblich weiß, fest, dick, mit angenehmem, nicht allzu starkem mehlartigen Geruch und mildem Geschmack. Spp. weiß.

Weißfleischiger Grünling und Kiefern-Grünling

- Weißfleischiger Grünling und Kiefern-Grünling -
- Tricholoma flavovirens, (Pers.:Fr.)L und Tricholoma auratum (Paul.:Fr.) Gill. -
- zusammengefasst unter dem Oberbegriff: "Grünling" -
- Tricholoma equerestre (L.:Fr.) Kumm. -
- Norwegisch alle Arten: Riddermusserong -
- KEIN SPEISEPILZ ! -

Vorkommen:

September bis November, ab und an auch bis Dezember im Laub- und Nadelwald, besonders unter Kiefern.
Auch in Deutschland gibt es Gebiete, in denen die leider generell gesetzlich geschützten Grünlinge ortshäufig, ja sogar Massenpilze sind, so z. B. in Brandenburg in den riesigen, endlosen, sauer auf Sand vorkommenden Kiefernwäldern. Dort war der Grünling schon seit jeher ein beliebter und bekannter Speisepilz; im Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik dagegen ist der Grünling fast durchweg selten und hier sind die einzelnen Vorkommen dann auch wirklich schützenswert.

Verwechslungen:

Verwechslungspartner gibt es viele, besonders im eigenen Lager, also unter den Ritterlingen (Gattung Tricholoma) und so mancher der Verwechslungspartner kann kräftig giftig sein.
Diese Ritterlinge alle hier aufzuführen und exakt zu beschreiben ginge eindeutig am Ziel, den Pilz des Monats neu und besser kennen zu lernen, vorbei, weshalb wir hier auf die oben und in der Literaturliste aufgeführte Fachliteratur verweisen müssen. Um Ihnen allererste Hilfestellung zu geben, nennen wir hier zumindest die wichtigsten Ritterlings-Arten, die mit den Grünlingen verwechselt werden können.
Da ist zunächst der Schwefelritterling Tricholoma sulphureum, Svovelmusserong zu nennen, der jedoch sehr aufdringlich unangenehm riecht und sehr giftig ist; sodann der im Aussehen sehr variable Seifenritterling, Tricholoma saponaceum, Såpemusserong, der ebenfalls giftig ist, sich aber durch den deutlichen Geruch nach Waschküche und alter Seifenlauge gut wiedererkennen lässt.

Da hingegen wird der Grüngelbe Ritterling, Tricholoma sejunktum, Brungul Musserong, von manchen Autoren als essbar bezeichnet, während andere Autoren ihn wiederum für giftig halten, daher: Kein Speisepilz. Er riecht mehlartig und ist damit am leichtesten mit den Grünlingen zu verwechseln, wenn man seine weißen Lamellen und den weißen Stiel nicht beachtet.
Weiterhin gibt es auch noch den Olivbraunen Ritterling, Tricholoma joachimii (fucatum) Røykmusserong - kein Speisepilz - der grüngelbe Farben auf Hut und Stiel, aber weiße Lamellen aufweißt und ebenfalls nach Mehl riecht. Er wurde vom Autor sehr häufig in Norwegen gefunden (und bislang leider nur einmal fotografiert) und besitzt vermutlich ebenfalls keinen besonderen Speisewert, scheint jedoch zumindest nicht giftig zu sein, weshalb er wie hier getrost als "Kein Speisepilz" bezeichnet werden darf.

Grüngelbe Ritterling

- Grüngelbe Ritterling -
- Tricholoma sejunktum -
- Norwegisch: Brungul Musserong -
- Kein Speisepilz -



Olivbraune Ritterling

- Olivbraune Ritterling -
- Tricholoma joachimii (fucatum) -
- Norwegisch: Røykmusserong -
- kein Speisepilz -



Zurzeit kein Bild vorhanden.

- Schwefelritterling -
- Tricholoma sulphureum -
- Norwegisch: Svovelmusserong -
- sehr giftiger Pilz -



Zurzeit kein Bild vorhanden.

- Seifenritterling -
- Tricholoma saponaceum -
- Norwegisch: Såpemusserong -
- giftiger Pilz -

Verwertung:

Der Grünling galt bislang als einer der besten und gefragtesten Speisepilze überhaupt. Allerdings sind sowohl im Jahr 2002 als auch im Jahr 2003 im Mittelmeerraum und dort besonders in Südfrankreich, Vergiftungen vorgekommen, die auf den - wohl absolut übermäßigen - Verzehr des Grünlings zurückzuführen sind.
Allen bisherigen Verdachtsfällen ist gemeinsam, dass die mit Vergiftungssymptomen in die Krankenhäuser eingewiesenen Patienten, anscheinend innerhalb kurzer Zeit größere Mengen des Grünlings, in mehreren kurz aufeinander folgenden Mahlzeiten zu sich genommen haben. Bei den eingelieferten Patienten wurden dann die typischen Symptome beobachtet, wie sie beim Muskelschwund üblicherweise vorkommen.
Wenn auch bislang, Gott sei Dank, noch niemand an dieser Art der Vergiftung gestorben ist, so bleibt doch festzustellen, dass es sich um eine unglaublich gefährliche, den Körper erheblich belastende Vergiftung handelt. Solange nicht eindeutig geklärt ist, wie, wann und warum es nach dem Verzehr der Grünlinge zu einem solchen Krankheitsbild kommen konnte, muss derzeit von jeglichem Verzehr des Grünlings dringend abgeraten werden.

Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

Zurzeit wird wegen der oben beschriebenen Vergiftungs-Problematik von der Veröffentlichung spezieller Grünlingsrezepte abgesehen.

Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

Der Autor selbst hat in den riesigen nordischen Kiefernwäldern immer wieder Grünlinge gefunden und zwar bis hinauf ins Saltdalfjell und ins Junkerdalen, oberhalb des Polarkreises. Es ist wahrscheinlich, dass die Grünlinge ihrem Mykorrhizapartner, der Kiefer, bis zu deren natürlicher Grenze bei Alta folgen.