Der Pilz des Monats März 2003

Flaschenbovist  Flaschenbovist

Flaschenbovist
(reife Flaschenboviste)

- Flaschenbovist / Flaschenstäubling -
- Lycoperdon perlatum Pers.:Pers -
- Norwegisch: Vorterøyksopp -
- Speisepilz -



Allgemeine Beschreibung:

Gattungszuordnung

Der Flaschenbovist ist einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Bauchpilze (Lycoperdales)
- Familie der Stäublingsartigen (Lycoperdaceae)
- Gattung der Stäublinge (Lycoperdon)



Die Heide-Rotkappe in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 594/1
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 614/2
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 606
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 1089
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 591
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 304/2

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Beschreibung der Art:

Der Flaschenbovist gehört in die große Gruppe der so genannten "Nichtblätterpilze". Dieser Gruppe gehören alle die Pilzarten an, die sich nicht einfach mit den sonst üblichen Charakteristika für einen Pilz: "Hut und Stiel, Hutunterseite mit Röhren oder Lamellen(Blättern)" kennzeichnen lassen. Pilze dieser Kategorie haben keine eindeutige "Pilzform", sie sind korallenartig oder rund wie Fußbälle, sie haben eine gallertartige Konsistenz oder sind korkig zäh. Die Arten- und Formenvielfalt überrascht jeden Pilzneuling immer wieder und auch bei diesen Pilzen, die oftmals im ersten Augenblick überhaupt nicht als Pilze erkannt werden, gibt es essbare, ungenießbare und auch giftige Arten.
Der Flaschenbovist gehört also zu den Nichtblätterpilzen und dort in die Gruppe der Bauchpilze. Hierher gehören Pilzarten, die Ihre Sporenproduktion nicht wie sonst üblich außerhalb des Fruchtkörpers in Röhren oder Lamellen betreiben, sondern die Sporen im geschützten Inneren des eigenen Körpers zur Reife bringen. Ist der Reifeprozess abgeschlossen, springt die schützende Außenhaut auf und mit jedem Windhauch der die empfindliche Hülle streift, oder mit jedem Regentropfen der auf den Pilz fällt werden ganze Wolken von Sporen wie die Asche beim Ausbruch eines Vulkans hoch in die Luft geschleudert. Daher also der Name Bauchpilze.
Der Flaschenbovist wird bis zu 4 - 8 (10) cm hoch und 1 - 4 (5) cm breit.
Die Kopfform ist keulig bis birnenförmig mit einer kleinen Spitze am Zenit.
Zur Basis hin verjüngt sich die Form stielartig.
Die Pilzoberfläche ist dicht an dicht mit kleinen 2-3 mm langen Stacheln besetzt, die leicht abwischbar sind. Um jeden Stachel ist ein runder Kranz mit kleinen Wärzchen angeordnet. Stacheln und Wärzchen können im Reifestadium vollständig abfallen und hinterlassen dann diverse vieleckige Zeichnungen auf der zunächst weißen, später bräunlichen Huthaut.
Das Innere der Flaschenbovisten besteht aus einer Fruchtfleischmasse, in der sich die Sporen entwickeln. Sobald die Sporenreife einsetzt, zerfallen die stützenden Zwischenwände und die Sporen werden, zunächst noch im Innern des Pilzes freigesetzt.
Die jeweiligen Phasen der Sporenreife erkennt man daran, dass bei Anschnitt in den verschiedensten Reifestadien sich die innere Fruchtmasse (Gleba) von weiß über beige, gelb, nach olivbraun bis hin zu dunkelbraun verfärbt.
Den Zerfallsprozess der Stützwände erkennt man daran, dass der ehemals feste Pilz, der jedem Druck von außen widerstand, plötzlich immer weicher und "schlabberiger" wird.

Vorkommen:

Juni bis November (Dez.) überall in Laub- und Nadelwald aber auch auf Wiesen, Weiden und Triften. Der Flaschebovist ist in ganz Europa heimisch.

Verwechslungen:

Es gibt eine ganze Reihe solcher Boviste und Stäublinge, die wir in diesem Kapitel auch mit einigen Bildern vorstellen möchten.
Es gibt auch einige giftige Vertreter, nämlich die Kartoffelboviste.
Allerdings gibt es bei den Bovisten und Stäublingen auch eine Faustregel, die wie folgt lautet:
Alle jungen Stäublinge und Boviste die noch festfleischig sind und im Durchschnitt rein weißes Fleisch zeigen, sind essbar.
Die Kartoffelboviste als giftige Doppelgänger sind niemals, auch nicht im jüngsten Wachstumsstadium rein weiß.
Die ebenfalls außen und innen weißen, ganz jung noch kugeligen Fruchtkörper des Fliegenpilzes erkennt man leicht durch einen senkrechten Schnitt durch den Pilz.
Sofort zeigt sich eine rötlich-gelbe Linie (der eigentlichen roten Huthaut des Fliegenpilzes), die sich direkt unter der noch intakten weißen Gesamthülle befindet, - in einer späteren Wachstumsphase aufreißt und in Form der malerischen weißen Punkte auf dem roten Hut zurückbleibt.
An dieser Stelle soll ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass:
Nur Boviste und Stäublinge die innen rein weiß sind, sind essbar; alle anderen Arten lassen wir im Wald zurück und bei nur dem leisesten Zweifel gilt die Regel:
Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Es wandert also nur in den Korb, was 100%ig sicher bestimmt ist!!

Birnenstäubling  Birnenstäubling

- Birnenstäubling -
- Lycoperdon pyriforme -
- Norwegisch: Pærerøyksopp -
- kein Speisepilz -

 

Riesenbovist  Riesenbovist
Riesenbovist  Riesenbovist

- Riesenbovist / Riesenstäubling
- Langermannia gigantea -
- Norwegisch: Kjemperøyksopp -
- sehr guter Speisepilz -

© by Rainer Brela, Nahe

 

Beutelstäubling
(der infertile Stiel eines vorjährigen Beutelstäublings)

- Beutelstäubling -
- Calvatia excipuliformis -
- Norwegisch: Stilkrøyksopp -
- mäßiger Speisepilz -

 

Wiesenstäubling  Wiesenstäubling

Wiesenstäubling

- Wiesenstäubling -
- Vascellum pratense -
- Norwegisch: Engrøyksopp -
- jung essbar wie alle Stäublinge -

 

Igelstäubling

- Igelstäubling (Igelbovist) -
- Lycoperdon echinatum -
- Norwegisch: Piggsvinrøyksopp -
- mäßiger Speisepilz -

 

Riesenbovist  Riesenbovist

© by Rainer Brela, Nahe

Riesenbovist  Riesenbovist

© by Bernhard Broschart, Brechen-Werschau

- Dickschaliger Kartoffelbovist -
- Scleroderma citrinum -
- Norwegisch: Gul potetrøyksopp -
- giftiger Pilz -

 

Dünnschaliger Kartoffelbovist

- Dünnschaliger Kartoffelbovist -
- Scleroderma verrucosum -
- Norwegisch: Stor mørkprikket potetrøyksopp -
- giftiger Pilz -

Verwertung:

Der Flaschenbovist ist ein brauchbarer Füllpilz in allen Pilzmischgerichten, da er kaum Eigengeschmack aufweist. Ein Einzelgericht aus Stäublingen und Bovisten wird jedoch weder den Koch noch den Testesser befriedigen. Eine Ausnahme bildet hier lediglich der Riesenbovist, der in Scheiben geschnitten, paniert und in der Friteuse ausgebacken ein echter Genuss darstellt.
Nach blanchieren lassen sich die Stäublinge gut einfrieren.

Hinweis:
Auch der Riesenbovist zerfällt in seinem Inneren zu einer großen Masse graugrünbraunen Sporenstaubes. Dieser eher unappetitlich aussehende Staub wurde in der mittelalterlichen Medizin zur Wundbehandlung und als Desinfektionsmittel eingesetzt. Heute weiß man, dass diese Wirkung durch antibiotische Wirkstoffe erzielt wurde, die im Sporenstaub des Riesenbovistes enthalten sind.


Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

- Pilzragout auf Toast


Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

Die Stäublinge und Boviste kommen insbesondere im Süden in ganz Norwegen und im übrigen Skandinavien vor.
Der Flaschenbovist, der Birnenstäubling und einige andere Arten auch im Norden.
Der Riesenbovist ist selten und steht in Norwegen auf der roten Liste.