Der Pilz des Monats Juni 2003

Schaf-Champignon  Schaf-Champignon

- Weißer Anis-Egerling / Schaf-Champignon -
- Agaricus arvensis -
- Norwegisch: Åkersjampinjong -
- hervorragender Speisepilz -



Allgemeine Beschreibung:

Gattungszuordnung

Der Weiße Anis-Egerling / Schaf-Champignon ist einzuordnen in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Blätterpilzverwandten (Agaricales)
- Familie der Egerlingsartigen (Agaricaceae)
- Gattung der Champignons / Egerlinge (Agaricus)



Der Weiße Anis-Egerling / Schaf-Champignon in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 66/2
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 272/1
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 356/2
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 499
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 409
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 278/1

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Grundsätzliches zur Gattung Agaricus - Egerlinge (Champignons):

Wie bereits der Pilz des Monats Februar 2003, der kleine Waldchampignon, ist auch der jetzt hier vorgestellte weiße Anis Egerling eine Art aus der großen Gattung Agaricus, die insgesamt ca. 60 Arten umfasst.
Alle Egerlinge/Champignons haben gemeinsame Gattungsmerkmale, die nachstehend kurz beschrieben werden:
Die Hüte sind fleischig, die Huthaut trocken und kahl bis schuppig. Die Egerlinge/Champignons gehören zu den Blätterpilzen.
Die Lamellen sind frei, erreichen also den Stiel nicht, ihre Farbe ist jung zunächst hellbeige bis hellrosa und niemals rein weiss, sie geht bei beginnender Sporenreife schnell über rosa bis rosabraun in ein kräftiges schokoladenbraun über.
Das Sporenpulver ist schokoladenbraun und der Stiel ist meist beringt.
Alle Egerlinge/Champignons sind Saprophyten, besiedlern und zersetzen also tote Materie. Die Eigenart dieser Pilzarten, auch auf Stroh, Mist und sonstigem verrottendem Material zu wachsen und dabei auch noch kräftig zu gedeihen, zusammen mit dem köstlichen Wohlgeschmack der zumeist essbaren Arten - ACHTUNG, es gibt auch ca. 5 bis 6 giftige Egerlings-/Champignonsarten in der Gattung Agaricus, die zwar keine tödlichen Vergiftungen, aber doch recht heftige Magen-/Darmprobleme mit Brechdurchfällen und weiteren unangenehmen Nebenwirkungen hervorrufen können !! - brachte in Paris einige erfinderische Bauern dazu, die Zucht zu versuchen.
Der Versuch gelang und die ersten Zuchtpilze gelangten damals unter dem französischen Handelsnamen "Champignons de Paris", also "Pilze aus Paris", auch auf die deutschen Märkte.
Der Name "Champignon", also "Pilz", setzte sich im Deutschen, wie auch im internationalen Sprachgebrauch schnell gegen die bis dato vorherrschenden und heute noch gültigen Volksnamen dieser Gattung, im deutschen Sprachraum also "Egerlinge" durch, so dass heute allgemein - auch unter den Mykologen - wenn über die Gattung Agaricus, Egerlinge, referiert oder diskutiert wird, von "den Champignons" gesprochen wird.
Es ist hier im Rahmen der Beschreibung "Pilz des Monats" nicht möglich, auch nur annähernd die große Gattung der Champignons abzuarbeiten, aber es werden im Laufe der Zeit immer wieder auch Pilze dieser Gattung in dieser Rubrik beschrieben werden.

Beschreibung der Art:

Hut 5 - 15 cm, jung halbkugelig mit abgeflachter Mitte, bald ausgebreitet, Huthaut seidig, im Bereich der abgeflachten Mitte bald rissig bis schuppig werdend, auf Druck deutlich gilbend (gelblich werdend) und so bleibend.
Lamellen frei, eng stehend, jung grauweiß - graubeige, dann fleischrötlich und alt schwarzbraun Stiel weiß zylindrisch, an der Basis verdickt bis leicht knollig, 5-15 cm lang, 1 - 3 cm breit, auf Druck gilbend, mit hängendem doppeltem Ring.
Oberseite dick wattig, Unterseite sternförmig -zahnradartig aufbrechend.
Geruch deutlich anisartig, Geschmack nussig, Sporenpulver purpur-schwarzbraun.

Vorkommen:

Mai bis Oktober in Wäldern, Parks, gedüngten Wiesen und Weiden

Verwechslungen:

Verwechslungen sind mit mehreren ebenfalls essbaren Champignonarten, vor allem mit dem Dünnfleischigen Anis-Champignon / Schiefknolliger Anis Champignon, Agaricus silvicola; Norwegisch: Snøballsjampinjong, sehr guter Speisepilz, (Bild siehe Bild unten) möglich.
Bei diesen beiden Arten bleibt eine Verwechslung ohne Folgen ganz im Gegenteil zu dem im folgenden beschriebenen Karbol-Egerling, (auch Gift-Champignon genannt), Agaricus xanthoderma, norwegisch: Giftsjampinjong (Bilder siehe ganz unten und Pilz des Monats Juni 2004).
Der Karbol-Egerling ist jung von den anderen Arten zunächst durch sein fast "eckig" bis "vierkantig" zu beschreibendes Erscheinungsbild zu unterscheiden. Am Besten sieht man das, wenn man den jungen Pilz durchschneidet. Der Pilzhut lässt dann im Querschnitt deutlich ein Trapez erkennen.
Größe und Farbe stimmen mit den essbaren Champignons ziemlich überein, weshalb besonders auf die zwei bis drei deutlichen Unterscheidungsmerkmale, außer der zuvor beschriebenen jugendlichen Wuchsform geachtet werden muss.
Diese besonderen Merkmale sind:
Der Pilz verfärbt in allen Teilen beim Berühren nach chromgelb. Diese Verfärbungen vergehen jedoch innerhalb weniger Minuten und es bleibt anstelle der chromgelben Farbe ein schmutziggrau - grauschwarzer Fleck zurück.
Auch und ganz besonders die Stielbasis verfärbt sowohl außen als auch im Durchschnitt sofort kräftig chromgelb, und diese Verfärbung an/in der Stielbasis bleibt erhalten, während keiner der essbaren Champignons in der Stielbasis eine Verfärbung zeigt.
Der Geruch erinnert an Karbol oder auch Tinte, ist in jedem Fall als unangenehm zu bezeichnen und verstärkt sich noch beim Kochen.
Vergiftungen mit dem Karbol-Egerling und seinen wenigen, eher seltenen Verwandten, wie z. B. dem Perlhuhn-Egerling, Agaricus praeclaresquamosus, Norwegisch Perlhønesjampinjong, (kein Bild vorhanden), sind sehr, sehr unangenehm, mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen und kolik- bis krampfartigen Bauchschmerzen.
Diese Vergiftungen sind aber nicht organschädigend und verlaufen im Allgemeinen auch nicht tödlich, es sei denn, ein latent Herzinfarkt gefährdeter Patient stirbt, z. B. durch die Aufregung.
Trotzdem ist mit einer solchen Vergiftung nicht zu spaßen und ein kostspieliger Krankenhausaufenthalt ist in der Regel die Folge. Deshalb muss an dieser Stelle vor allen freiwilligen oder auch unfreiwilligen Selbstversuchen dringend gewarnt werden.

Schiefknolliger Anis-Champignon

Schiefknolliger Anis-Champignon

- Schiefknolliger / dünnfleischiger Anis-Champignon -
- Agaricus silvicola (Vitt.) Sacc.-
- Norwegisch: snøballsjampinjong -
- sehr guter Speisepilz -



Karbol-Egerling  Karbol-Egerling

- Karbol-Egerling -
- Agaricus xanthoderma -
- Norwegisch: Giftsjampinjong -
- giftiger Pilz -
 

Verwertung:

Der weiße Anis-Egerling oder auch Schaf-Champignon, ist ein 3 Sterne Speisepilz.
Die oftmals als übermächtig empfundene Aniskomponente verschwindet beim Kochen völlig. Wer den Duft allerdings liebt, darf den Pilz auch gerne in geringen Mengen (wegen der Verdaulichkeit) roh z. B. im Salat verzehren. Die essbaren Champignons und die Steinpilze sind die einzigen Pilzarten, die hier bei uns in Deutschland zum Rohverzehr freigegeben sind. In Norwegen werden allerdings auch gern die Täublinge roh genossen.


Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

Zurzeit ist noch kein spezielles Rezept für diesen Pilz vorhanden.


Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

Exemplare der Gattung Agaricus, und hier insbesondere die Anis-Champignons, wurden vom Autor bis hinauf auf die Nordkappinsel Magerøy (Nähe Kirkeporten) gefunden.