Mitgliederbericht
 

Ort: Norwegen

Zeit: 1998

Autor:

die2norwegenfreun.de.vu
Katja und Andreas    Mail


Fjordnorwegentour 1998
 
Erlebe die Variationen - Entlang der Märchenstraße (7)

 

Für wen?

Dieser Bericht soll diejenigen besonders ansprechen, die nicht gut zu Fuß sind oder die mit dem Wandern nicht viel "am Hut haben", aber dennoch wissen wollen was Norwegen für ein Land ist.

Wo?

Begeben wir uns nun auf die Straße 7 oder wie die Norweger sie bezeichnen "Norwegen en Miniature".

Beschreibung!

Die Straße 7 (oder E16) ist die Verbindungsstraße zwischen Oslo und Bergen und hat auf einer Länge von 501km so manche Attraktion zu bieten.

Reisebeginn!

Nach einer fast schlaflosen Nacht (vor Aufregung was uns so erwarten würde) fuhren wir im Morgengrauen mit unserem vollbepackten Auto, die für uns über 700 km betragende Strecke nach Kiel. Dort ging es mit der Fähre nach Oslo.

19,5 h dauerte die Überfahrt, aber an Schlafen war nicht zu denken. Das Meer war ruhig und obwohl die Zeit immer mehr gen Mitternacht vorwärts ging war der Sonnenuntergang ein atemberaubendes Schauspiel. Wir fragten uns was wohl noch alles auf uns zukommen würde.

Am anderen Morgen legten wir pünktlich um 9.30 Uhr in Oslo an und schon die Einfahrt bei schönstem Sonnenschein in den Oslofjord, ließ unser Herz höher schlagen.

Nun verlassen wir Oslo und treten unsere Reise auf der besagten Märchenstraße an.
Nachdem wir nun einige Kilometer hinter uns gelassen haben, beginnen wir zu verstehen, warum diese Straße so bezeichnet wird. Zwischen karger Schnee- (ja einer Mondlandschaft) gleichenden Gegend liegen herrliche Seen, die bei sommerlichen Temperaturen zum Baden einladen.

Wir sind noch gar nicht lang unterwegs und kurz vor Hønefoss sehen wir während unserer Fahrt einen Teil des Tyrifjorden. Es ist einfach herrlich diese Landschaft zu genießen. Wir fahren jedoch weiter, da unser Ziel noch nicht erreicht ist. Weiter geht's durch Wald und Wiesenland. Auf unserer Reise kommen wir noch an den Krøderen, Hallingdalselva und Ustevatn vorbei. Als wir dann das Hinweisschild Vøringfossen sehen, müssen wir erst mal eine "Knipspause" einlegen.

Der Vøringfossen liegt zwischen Fossli und Sæbø. Es ist eine kleine kurvenreiche Straße die uns zu diesem Wasserfall führt. Das bemerkenswerte daran ist, dass hier kaum Touristen sind, obwohl es sich eigentlich um eine Attraktion handelt. An manchen Stellen ist nicht mal ein Gitter angebracht und man kann die Wassermassen in die Tiefe stürzen sehen. Leider dauert dieses Schauspiel für uns nur wenige Minuten an, denn plötzlich zieht Nebel auf und man kann die Hand nicht mehr vor Augen erkennen. So setzen wir unsere Reise weiter fort, gespannt auf das was wir noch erleben werden. Es war also eine Pause ohne "knipsen".

In Kinsarvik warten wir dann auf die Fähre, die uns nach Kvanndal übersetzt, um zu unserem Zielort zu kommen.

Hier lernen wir also das erstemal den Sørfjorden und den bekannten Hardangerfjorden kennen. Die Fahrt dauert 30 min. und uns kommt es wie 5min. vor, denn es gibt soviel zu sehen.

Nachdem wir die Fähre verlassen haben, fahren wir die Straße 7 weiter Richtung Bergen und kommen an einem kleinen Ausläufer des Hardangerfjorden vorbei - den Fyksesund.
Das besondere daran ist, dass die Gegend des Fyksesund n u r auf dem Seeweg zu erreichen ist. Wir entschließen uns also, eine Rundfahrt mit dem Schiff zu machen. Vom Bootsführer erfahren wir, dass an der Spitze dieses Ausläufers viele Norweger ihre Sommerresidenz haben und dort ihren Urlaub verbringen. Wir machen natürlich einen Abstecher dorthin und sehen viele kleine und größere Villen im typischen Stil erbaut.
Außerdem erfahren wir, dass in den Bergen dieses Fjordes ein schon an Jahren vorgerückter Mann lebt (und im Winter wenn der Seeweg abgeschnitten ist, da der Fyksesund mit einer Eisfläche überzogen ist), gibt er seine Einkaufszettel für Nahrungsmittel etc. der Fluggesellschaft in Bergen. Die bringen ihm dann seinen Einkauf per Hubschrauber und nutzen das gleich zu Flugübungen in den Bergen. Tja, so was scheint wohl nur in Norwegen möglich zu sein.

Nachdem wir unsere Bootsfahrt beendet haben, fahren wir über die Fyksesundbrua. Eine Brücke die 1937 erbaut wurde und uns an wesentlich bekanntere Brücken in Amerika erinnert. Hier gibt's wirklich alles zu sehen.

Jetzt fahren wir weiter und kommen zu unserem Bestimmungsort Øystese. Dort nehmen wir unsere Hütte in Empfang. Wir sind begeistert und werden hier nun 3 Wochen verbringen. Diese nutzen wir um die Umgebung von Øystese näher zu erkunden. Dank unserer norwegischen Nachbarn erhalten wir so manchen Tipp, der in keinem Reiseführer zu finden ist.
So erzählen sie uns, das in den Bergen des Ortes ein großer Skårsvatnet (Goldfischteich) zu finden ist. So machen wir uns auf den beschriebenen Weg. Wir fahren eine unendlich zu sein scheinende Serpentine hinauf (bestimmt 15% Steigung). Wir vermuteten schon, dass es vielleicht der falsche Weg gewesen ist, doch dann sehen wir ein klitzekleines Holzschildchen mit der Aufschrift Skårsvatnet. Endlich! Und es ist viel schöner als wir uns vorgestellt haben.
Auf der Informationstafel lesen wir, dass 1914 ein Arzt Gelbe Alande ausgesetzt hat und seitdem darin leben.

Auch hier sind wir wieder die Einzigen Besucher und so genießen wir die Ruhe und die warmen Sonnenstrahlen.
Da wir aber "Norwegen en Miniature" weiter erleben möchten, befahren wir in Øystese wieder die Straße 7 und kommen nach Nordheimsund. Ein kleines Städtchen am Hardangerfjord. Etwas außerhalb entdecken wir den Steinsdalfossen.
Das bemerkenswerte an diesem Wasserfall ist, das man dahinter durchlaufen kann und die Möglichkeit hat ganz oben auf dem äußersten Vorsprung (sofern man so mutig ist) treten kann um sich an einem herrlichen Ausblick zu erfreuen.

Auch hier ist nicht wie erwartet ein riesiger Touristenandrang, sondern wir können die Natur in Ruhe genießen.

Unsere Fahrt führt uns nun weiter nach Bergen.
Eigentlich sind wir ja nicht für Großstädte zu begeistern, aber wir wollen wissen, ob da was dran ist, dass in Bergen "gut 2000mm Wasser vom Himmel" (laut Reiseführer) kommen sollen.
Tja, wir müssen dem zustimmen. Es war für uns schon ein merkwürdiger Anblick. Ob Jung oder Alt - alle waren in adretten Regenmänteln gekleidet.
Dennoch haben wir uns nicht davon abhalten lassen einen Ausflug nach Gamle Bergen (Alt-Bergen) zu machen.

Da wir nun mal in Bergen waren, begaben wir uns auf den Fischmarkt. Hier wollen wir jedem der die Möglichkeit hat sagen: "Unbedingt hingehen und Laks in Kräuterhülle kaufen!" Ja, dass war wirklich eine Delikatesse, nicht mit dem eingefärbten Laks in Gläsern aus dem Supermarkt zu vergleichen. Ganz frisch eben - Hmm.
Nun stellten wir uns im Stau an Rote Ampeln an und erkundeten anschließend die Umgebung von Bergen.
So verschlug es uns wirklich nur durch Zufall nach Lysøy (26 km südlich).
Lysøy oder Lysøen ist eine Holzvilla, die im maurischen Stil im Jahre 1872 für den Musiker Ole Bull (1810-1880) erbaut wurde. Die Villa liegt auf einer kleinen verträumten Insel und als wir mit dem Boot hinüberfuhren erinnerte es uns an die Zwiebelförmigen Türme der russischen Basilika.

Der Musiker (Violine) verbrachte dort zwischen seinen Tourneeauftritten seine Freizeit. Wie uns die Museumsführerin erzählte ist allerdings seiner um einige Jahre jüngere Frau, die aus Paris stammte, die permanente Ruhe nicht bekommen. Sie ist auf der Insel -obwohl eine landschaftliche Perle- vereinsamt.
Wir hingegen habe die Ruhe bei strahlendem Sonnenschein für kurze Zeit genossen und fasst vergessen, dass wir ja auf das Boot für die Rückfahrt angewiesen sind.
Als wir an der Anlegestelle ankamen, waren wir zu unserem erstaunen die Einzigen "Insulaner" und der Bootsfahrer sagte uns, er habe extra gewartet, weil er wusste, dass wir noch hier sein mussten. Na, da waren wir sehr verdutzt - Wieder mal haben uns die Norweger überrascht ;-)

Hier soll der Reisebericht auch enden. Es gäbe noch viel zu berichten, aber wir wollten uns ja nur auf einige Ausflugsziele an der Märchenstraße zwischen Oslo und Bergen beschränken um einen kleinen Überblick zu geben.
Wir haben 6000 km mit dem Auto innerhalb von 3 Wochen zurückgelegt und einige Abstecher in die Umgebung gemacht.
Es ist also auch wie eingangs erwähnt ohne Wanderambitionen möglich, Land und Leute näher kennen zulernen.
Man muss nur einfach die Lust und Laune haben oft kurvenreiche, enge Serpentinen zu befahren.

Unser Fazit:

Verwunderung, denn Souvenirshops gibt es hier, doch es ist alles viel ruhiger und man gewinnt den Eindruck, dass es nicht um Massenabfertigung geht. Man lernt als Tourist (sofern man das möchte) nicht nur das Land in seiner ursprünglichen Art kennen, sondern auch die Leute, die zu jeder Zeit freundlich Auskünfte geben.

Wir hoffen, den Norwegenunkundigen einen kleinen Vorgeschmack auf ein großartiges Land gegeben zu haben.

 

 

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