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Mitgliederbericht
 

Ort: Norwegen, Eidfjord, Rosendal, Tuddal

Zeit: 28.7.-17.8.2001

Autor:

Norwegen Insiderinfo
Horst Gassner   Mail


Erfahrungsbericht einer Reise mit Kindern
 
Unterwegs mit dem Wohnmobil und 2 kleinen Kindern
Norwegen 2001

Mike (5 J.) und Sandra (3 J.)

Zwei mal war ich bisher in Norwegen - immer mit Freunden und ohne Familie. Um so gespannter war ich, wie denn eine Wohnmobilreise mit zwei kleinen Kindern im Alter von 3 und 5 Jahren funktionieren kann - vor allem, wenn man bedenkt, dass wir als Salzburger eine beträchtliche Anreise zu bewerkstelligen haben - bis Fredrikshavn sind es immerhin rund 1600 Kilometer!


Routenplanung
So gewisse Befürchtungen hatte ich schon und deshalb habe ich die Route für Norwegen selbst mehrmals geändert, um sie möglichst kurz zu halten. Außerdem habe ich mich bemüht, so zu planen, dass es immer wieder fixe Bezugspunkte für die Kinder gibt. Es sollte also nicht jeden Tag an einem anderen Campingplatz übernachtet werden, sondern es sollte einige wenige Fixpunkte geben, an denen man sich einige Tage aufhält um von dort aus dann die Umgebung quasi sternförmig zu erkunden.
 
Sehr bald war die grobe Route fertig, bei deren Planung die Erfahrungen meiner letzten beiden Reisen eingeflossen sind. Es sollte mehr oder weniger eine Rundreise um den Hardangervidda Nationalpark sein. Das Gebiet ist wunderschön und bietet bei Schön- und Schlechtwetter eine Unmenge an Freizeitmöglichkeiten.
 
Nach kurzer Überlegung haben wir uns auch dazu entscheiden, trotz der Reise in einem Wohnmobil eine Hütte zu mieten. So mancher wird hier einwenden, dass es wohl sinnlos sei, eine Hütte zu mieten, wenn man mit dem Wohnmobil ja praktisch seine "eigene Hütte" dabei hat. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, allerdings hat so eine Hütte wesentlich mehr Komfort. Da man ja nie weiß, wie das Wetter wird, wollten wir einfach auf Nummer sicher gehen. Denn fast drei Wochen mit zwei kleinen Kindern bei Schlechtwetter in einem Wohnmobil - das ist ganz bestimmt nicht angenehm und kann die Stimmung wohl ziemlich in den Keller treiben. Eine Möglichkeit wäre dann noch gewesen, in einem PKW anzureisen. Allerdings kann man das mit zwei Kindern vergessen, weil zum Einen einfach zu wenig Platz bzw. Stauraum vorhanden ist und zum Anderen die Fahrt im engen PKW für die Kinder zum glatten Horror werden kann.


Fahrt
Da wir nicht in der größten Hitze im Wohnmobil sitzen wollten, ging es sehr früh los. Das hatte zusätzlich den Vorteil, dass die Kinder im Wohnmobil gleich wieder einschliefen. Selbstverständlich in einem Kindersitz und angegurtet. Ein kleines Problem ergab sich hier dadurch, dass die Kindersitze mit einem eigenen 3 Punkt-Gurt, welcher über beide Schultern führt, einfach zu klobig sind, und dadurch die Beine nicht mehr unter den Tisch passen. Wir haben deshalb Sitzerhöhungen verwendet, welche aber den Nachteil in sich bergen, dass die Kinder beim Schlafen ganz leicht nach vorne kippen. Deshalb haben wir auf den Tisch einen Polster gelegt, damit sie es auch dann noch möglichst gemütlich hatten.
 
Ganz wichtig bei einer derart langen (An-) Reise ist es, genügend Pausen einzulegen, in denen sich die Kinder etwas austoben können. Langes Stillsitzen ist für Kinder alles andere als einfach. Neben ausreichend Pausen gibt es aber auch eine gute Möglichkeit, die Kinder auch während der Fahrt bei Laune zu halten. Durch den Tisch, hinter dem die Kinder sitzen, bietet sich auch die Möglichkeit des Zeichnens, Malens und Bastelns.
 
Damit sie daran möglichst lange Spaß haben, empfiehlt es sich, bereits Zuhause einen Rucksack mit entsprechenden Utensilien zu bepacken und ihnen diese dann nach und nach vorzulegen, damit man ihnen auch immer wieder etwas Neues bieten kann. Etwas heikel ist aber, dass die Zeichenstifte usw. während der Fahrt sehr leicht vom Tisch fallen können. Eine mögliche Lösung ist, eine Kunststoffbox in die Mitte des Tisches zu stellen, welche man mit einem Expander am Tisch befestigt. Anfangs ist es etwas schwierig, den Kindern beizubringen, dass sie alle Stifte nach Gebrauch immer wieder in die Box legen müssen, aber mit Fortdauer der Fahrt klappt das dann immer besser.


Vor Ort
Über eines sollte man sich auf jeden Fall im Klaren sein: die Interessen von Kindern und Erwachsenen gehen sehr weit auseinander. Ein Erwachsener kann Landschaften viel mehr genießen als Kinder. Kurzzeitig sind Kinder zwar auch von einem Wasserfall oder einem idyllischen See zu begeistern, langfristig wird das für Kinder aber sehr schnell langweilig. Auch bei Wanderungen sollte man die Latte nicht zu hoch ansetzen. Wer schon vor dem Urlaub mit den Kindern eine Wanderung macht, kann dann viel besser abschätzen, was man den Kindern dann zumuten kann. Auch wenn wir das gemacht hatten, mussten wir dann vor Ort doch erkennen, dass zumindest kleine Kinder (unsere sind drei und fünf Jahre) mit Fortdauer des Urlaubes immer weniger Spaß am Wandern haben und man gut beraten ist, schon vorab wanderfreie Tage (auch ein Stadtrundgang ist für Kinder eine Wanderung) einzuplanen. Auch die Geschwindigkeit sollte keinesfalls zu hoch angesetzt werden, viele kleine Pausen müssen eingeplant werden. Jedes kleine Bacherl oder jede Pfütze wird genutzt, um Steine hineinzuwerfen (welche dann teilweise auch mitgenommen werden müssen, weil sie "so besonders schön" sind), Beeren am Wegesrand wollen gepflückt werden, große Felsbrocken und Höhlen wollen erkundet werden usw.. Man muss schon einiges an Geduld mitbringen, wenn man mit Kindern auf Wanderschaft geht. Und man muss auch damit rechnen, dass man sie auch teilweise auf den Schultern tragen muss. Gute Kondition kann hier von Vorteil sein :-).
 
Familienparks, wie z.B. der Vassfaret Bjørnepark, sind für Kinder in der Regel eine willkommene Abwechslung. Solche Parks gibt es in Norwegen einige, man sollte sich schon vor dem Urlaub nach entsprechenden Möglichkeiten umhören.
 
Unsere Kinder hatten sehr viel Spaß daran, in Touristenbüros die Prospekte durchzusehen. Klingt komisch, entspricht aber den Tatsachen. Wir hatten ihnen erlaubt, dass sie in jedem Büro eine Broschüre mitnehmen dürfen und so haben sie sich auf jeden Besuch gefreut. Das Ansehen der Broschüren hat zwar nicht lange gedauert, aber es war ein sehr gutes Mittel, um auch die Fahrt an einen Ort für die Kinder erträglicher zu machen - mit dem Ziel vor Augen, dort dann wieder ein schönes Prospekt ergattern zu können.


Fazit
Ein Urlaub mit kleinen Kindern ist anders. Kinder brauchen mehr Abwechslung als Erwachsene, nur wandern ist z.B. nicht drin. Mehrtägige Wanderungen sind eigentlich unmöglich, wenn man nicht sehr breite Schultern und die entsprechende Kondition mitbringt - und auch das kann zu wenig sein, wenn die Kinder einfach nicht mehr wollen. Auch Stadtbesichtigungen sind für Kinder so etwas wie eine Wanderung und stellen keine Abwechslung dar. Längere Aufenthalte an Wasserfällen, Seen oder Ähnlichem sind nur machbar, wenn man seine Kinder zu unterhalten weiß, wie z.B. durch Steine werfen, Damm bauen usw..
 
Wer das Alles während der Planung der Route und auch dann vor Ort berücksichtigt, wird seinen Urlaub in vollen Zügen genießen können. Wer das nicht tut, wird bei seinem nächsten Trip die Kinder wohl lieber zu Hause lassen wollen.
 

Interesse am gesamten Reisebericht?
Dieser ist unter http://norwegen-insiderinfo.com zu finden.
 
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